Steigende Wohnpreise in München: Wer soll das noch bezahlen?

Trotz Corona-Krise beruhigt sich der Immobilienmarkt in München kaum. Nur in einem Sektor sinken die Mieten weiter.
von  Paul Nöllke
Ein Student sucht an einem Schwarzen Brett nach einer Wohnung. Die Coronakrise hatte kaum einen Effekt auf die Mietpreise.
Ein Student sucht an einem Schwarzen Brett nach einer Wohnung. Die Coronakrise hatte kaum einen Effekt auf die Mietpreise. © Matthias Balk/dpa

München - Es gab diese kurze Zeit während der Pandemie, in der Leute vorsichtig von den "positiven Effekten von Corona" sprachen. Mehr Wertschätzung für Pflegeberufe erhofften sie sich zum Beispiel. Oder günstigere Wohnpreise. Doch zumindest was die Preise für Wohnimmobilien angeht, scheint es nur eine Illusion gewesen zu sein."

"Die teilweise aufkeimenden Hoffnungen, die Pandemie würde den Mietwohnungsmarkt entlasten, haben sich nicht im Geringsten erfüllt", sagt Stephan Kippes, Leiter des Marktforschungsinstituts des Immobilienverbands Deutschland (IVD) daher bei der Vorstellung eines Marktberichts ernüchtert.

Mietpreise in München stiegen im Halbjahr bis zu vier Prozent

Die neue Studie des Verbands zeigt: Neue Mieten wuchsen bei Häusern im letzten halben Jahr wieder zwischen 3,5 Prozent und 4,1 Prozent. Auf dem Wohnungsmarkt stiegen die Preise für Altbauwohnungen um 2,2 Prozent, für Bestandswohnungen um 3,1 Prozent und die für Neubauwohnungen um zwei Prozent.

Zwar seien die Mieten Anfang dieses Jahres wegen der Pandemie leicht abgeflacht (AZ berichtete), doch seit ein paar Monaten "gewinnt der Mietmarkt erneut an Schwung und Preisdynamik", erklärt Kippes.

Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Es wird wieder mehr gebaut in Bayern. In München wurden im vergangenen Jahr 10,5 Prozent mehr Wohnungen fertiggestellt als noch im Jahr davor. Laut Immobilienverband Deutschland könnte die Zahl der Baugenehmigungen 2021 gegenüber dem 2020 sogar um etwa 4,5 Prozent auf rund 10.650 Baugenehmigungen steigen.

"Das Löschwasser kommt nicht immer da an, wo es brennt"

Doch auch hier warnt Kippes: "Das Löschwasser kommt nicht immer da an, wo es brennt." Soll heißen: Es wird nicht überall da gebaut, wo es am dringendsten notwendig ist und auch nicht immer so, dass es den Mietmarkt entlastet. Mit einer baldigen Entspannung rechnet Kippes nicht.

Anders schaut das bei Gewerbeimmobilien aus. Hier sinken die Mieten – wegen Corona – auch weiterhin. Gerade die Münchner Innenstadt hat es hart getroffen (AZ berichtete).

Dort sind Preise rund 19 Prozent niedriger ausgefallen als noch im Herbst 2020. Auch Büros sind zur Zeit nicht besonders gefragt, wie die AZ am Montag berichtete. In der Stadt stehen etwa 980.400 Quadratmeter Büroflächen leer.


Teuerste Miete in München

Eines der teuersten Mietobjekte in München.
Eines der teuersten Mietobjekte in München. © Immobilienscout 24

Eine klassische Villa in Bogenhausen. Dass eine Wohnung hier nicht günstig ist, kann man sich denken. Diese 320 Quadratmeter große Wohnung mit acht Zimmern ist allerdings eines der teuersten Mietobjekte in München. 15.000 Euro Warmmiete (und 13.500 Euro kalt) soll das Anwesen in der Lamontstraße kosten, das auf Immobilienscout24 angeboten wird. Ein Quadratmeterpreis von 42 Euro. Dazu gibt es allerdings auch noch ein eigenes Baumhaus im Garten.

Eine "andere Welt"

8.475 Euro Warmmiete für 347 Quadratmeter.
8.475 Euro Warmmiete für 347 Quadratmeter. © Immobilienscout 24

Ein Haus, gebaut von einem "Direktor bei Krauss-Maffei". Die Anzeige verspricht: "Sie kommen nach Hause, ziehen hinter sich die diskrete, aber sichere Panzertür zu und es erwartet Sie eine andere Welt: Ihre Welt." Dieses recht individuell gestaltete 347 Quadratmeter große "Haus-in-Haus" (oder Reihenhaus) in Allach kostet zur Miete 8.475 Euro warm.

Ein Zimmer für 248.000 Euro

Dieses Ein-Zimmer-Appartement kostet 248.000 Euro.
Dieses Ein-Zimmer-Appartement kostet 248.000 Euro. © Immobilienscout 24

Diese Ein-Zimmer-Wohnung am Schlachthof hat 26,5 Quadratmeter Wohnfläche. Der Kaufpreis: 248.000  Euro, also eine knappe Viertelmillion. Dass diese Wohnung vom Käufer nicht selbst bezogen, sondern vermietet wird, ist wahrscheinlich. Die Anzeige verspricht "kurzfristiges Wertsteigerungspotenzial", da heißt es nichts wie zugreifen!


Was für Erfahrungen haben Sie am Mietmarkt gemacht? Oder haben Sie sogar vor Kurzem eine Immobilie ge- oder verkauft?
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