Wegen Corona: Ladenmieten in der Münchner Innenstadt sinken

Wie sich der Markt für Gewerbeimmobilien entwickelt hat. Und warum jetzt sogar Makler dafür werben, Mieten im Zweifel lieber zu senken.
Marie Heßlinger |
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Die Ladenmieten in der Münchner Innenstadt sind in den letzten Monaten gesunken. (Archivbild)
Die Ladenmieten in der Münchner Innenstadt sind in den letzten Monaten gesunken. (Archivbild) © Sigi Mueller

München - Wenn Stephan Kippes, der Chef des Maklerverbands IVD, normalerweise die Entwicklungen im Gewerbe präsentiert, ist es "fast schon eine Sensation, wenn mal die Preise gleich bleiben", sagt er. So sehr steigen die Zahlen jedes Jahr. 2021 aber ist alles anders. Vor allem die Ladenmieten sinken.

In der Innenstadt sanken die Ladenmieten besonders stark

In Münchens Innenstadt, wo normalerweise viele Fußgänger vorbei spazieren, und die Ladenmieten entsprechend hoch sind, sanken die Preise in den vergangenen Monaten besonders stark: Viele Ladenbesitzer mussten ihre Geschäfte wegen fehlender Laufkundschaft aufgeben, ihre Räume wurden im Frühjahr neu vermietet – zu Preisen, die rund 19 Prozent niedriger ausfielen als noch im Herbst 2020, so meldete es Kippes am Dienstag.

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Während die Besitzerin eines kleinen Ladens mit fünf Metern Front im Herbst durchschnittlich 370 Euro Miete pro Quadratmeter zahlte, waren es im Frühjahr rund 300 Euro.

In München war dieser Preisnachlass wegen des zuvor ohnehin sehr hohen Preisniveaus besonders groß. Doch auch bayernweit gingen die Mietpreise in Innenstädten um rund drei bis vier Prozent zurück.

Stabile Preise in Stadtrandlagen

Mancherorts hätten jene Ladenbesitzer, die sich halten konnten, diese Möglichkeit genutzt, um in besser besuchte Straßen zu ziehen.

In Stadtrandlagen hingegen sind die Ladenmietpreise von Herbst bis Frühjahr stabil geblieben: Viele Ladenbesitzer schienen davon zu profitieren, dass Kundschaft im Homeoffice arbeitete und in unmittelbarer Nachbarschaft einkaufte – sofern sie ihre Käufe nicht ins Internet verlagerte.

Büromieten sind stabil: Blick hoch zu den Highlight-Towers.
Büromieten sind stabil: Blick hoch zu den Highlight-Towers. © imago/Fotostand

Der Logistiksektor profitiert von der Pandemie

Ein Profiteur der Pandemie scheint der Logistiksektor zu sein. Viele Menschen kauften online ein. Der Bedarf nach Lagerhallen stieg. Nicht nur Versandhändler versuchten, ihre Warenlager zu erweitern.

Auch anderen Firmen wurde wegen Lieferengpässen bewusst, dass ihre "Just-in-Time"-Bestellungen für Lieferteile eine "Hochrisikostrategie" darstellten, sagt Kippes. Raum für weitere Lagerhallen an gefragten Standorten jedoch sei knapp.

Logistikimmobilien waren bei Anlegern deshalb beliebt. Und bayernweit wurden im Jahr 2020 über 2.000 Baugenehmigungen für Lagerhallen erteilt – ein Plus von mehr als vier Prozent im Vergleich zu 2019.

Büromieten blieben in München indes stabil. Die Zahl der rund 400 bayernweiten Baugenehmigungen für Bürogebäude wertet Kippes ebenfalls als stabil.

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München ist ein beliebter Firmenstandort

Der Professor für Immobilienwirtschaft erklärt das damit, dass sich viele Bürogewerbe, anders als Läden, auch im Homeoffice gut über Wasser halten konnten. München sei, auch wegen Hightechunternehmen wie Google und Apple, ein beliebter Firmenstandort.

In Bezug auf die Mietpreise plädiert Kippes dafür, diese bei Bedarf zu senken. "Das ist meine volle Überzeugung: Es ist für den Vermieter besser, dem Mieter entgegenzukommen", sagt er. Leerstände, Umbaumaßnahmen, Pandemieklauseln in den Verträgen und kürzere Mietdauern seien oft die Konsequenz von Mieterwechseln.

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  • Ludwig aus Bayern am 09.06.2021 13:31 Uhr / Bewertung:

    "Ladenmieten in der Münchner Innenstadt sinken" Na also. Es geht doch. Kaum sinkt die Nachfrage, schon passt sich der Markt an.

    Und bei den Wohnungen ginge das auch. Man müsste nur damit aufhören, um jeden Preis auf der ganzen Welt neue Einwanderer anzuwerben.

    Der ganze Klimakatastrophen-Hype sagt uns ja letztendlich nur immer wieder das Gleiche: Endloses Wachstum klappt nicht. Die Menschen müssen einsehen, dass ihre Ressourcen begrenzt sind. Entweder müssen sie sich immer mehr beschränken in ihren Bedürfnissen. Oder in ihrer Anzahl.

    Ich wäre für Anzahl. Aber nicht mit der Brechstange, sondern intelligent, einvernehmlich. Die Natur würde uns sogar helfen. Man müsste nur nicht dagegen ankämpfen.

    Wer jetzt sagt "München ist immer gewachsen" hat recht. Aber auch: Es gab immer Kriege, die das Wachstum zurücksetzten. Wollen wir das als Modell beibehalten?

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