Starkbier-Anstich im Löwenbräukeller: Christian Springer stichelt gegen die Stadt

Derblecken im Löwenbräukeller: Die Autoindustrie schickt Dieter Reiter nach Giesing – und Seppi Schmid wird Markus Söders Türsteher.
Sie ist eröffnet: die für viele schönste Jahreszeit – die Starkbierzeit! Heuer startete diese Freitagabend feucht-fröhlich im Löwenbräukeller, neudeutsch LBK genannt, mit dem Triumphator-Anstich.
Die Ehre, das erste Fass des süffigen Fastentrunks anzuzapfen, hatte Wirt Christian Schottenhamel. Erstmals griff somit kein Promi-Anzapfer oder ein Brauerei-Vorstand zum Schlegel, was einem Geschenk gleichkommt: einem Abschiedsgeschenk. Schließlich verlässt Wiesn-Wirt Christian Schottenhamel den Löwenbräukeller nach zehn Jahren (weil Wirte-Kollege Edi Reinbold diesen gekauft hat und ab 1. April selbst bewirtschaften will).
Am Freitag war’s Schottis letzte große Veranstaltung am Stiglmaierplatz. "Ich freu mich noch auf die ganze Starkbierzeit in der ,Höhle des Löwen’", sagte er der AZ: "Doch natürlich schwingt auch Wehmut mit."
Springers Zehnjähriges
Für diese war im proppenvollen Festsaal mit knapp 1.000 trink- und feierfreudigen Menschen ansonsten kein Platz. Ausgelassene Stimmung gab’s bereits nach den frech-zünftigen Gstanzln von Renate Maier. Es folgte bayerischer Breakdance, Musik beziehungsweise Gesang von den Swingboarischen, von der Mädelsblaskapelle Blechbixn sowie von den Turmfalken, auch als Damische Ritter bekannt.
Angestaubt und bayerntümelnd war da nichts. Manchem Trachtler im Publikum schien’s schon mal die Sprache zu verschlagen – was sich noch steigerte, als Triumphator-(Wut-)Redner Christian Springer die Bühne enterte. Wie Schottenhamel hatte der gefeierte Kabarettist am Freitag sein zehnjähriges Jubiläum im LBK.
Einst als legendäre Kunstfigur "Fonsi" gestartet, ist Springer inzwischen ganz er selbst. Christian Springer pur sozusagen – oder wie Schottenhamel sagt: "Der ,Mister Starkbier’ vom Löwenbräukeller." Dieser teilte in gewohnt kritisch-bissiger Manier tüchtig aus.
Führer in der "führerlosen U-Bahn"
Über die gescheiterte SPD-Hoffnung Martin Schulz: "Wo soll der denn hin? Der Martin Schulz ist ja nicht mehr vermittelbar. Nürnberg hat sich angeblich erbarmt. Die sagen, bei uns könnt er arbeiten, in der führerlosen U-Bahn."
Über Noch-Ministerpräsident Horst Seehofer: "Er ist inzwischen in Bayern so unbeliebt, dass die meisten sagen: Als Heimatminister super. Da soll er nur viel rumreisen in der Heimat: Kiel, Güstrow, Stralsund, Langeoog, Spiekeroog, hinten rüber: über Cottbus, Delmenhorst. Bis er jemals wieder bei uns in Bayern ist, ist er so verhuzelt, da kann er dann gleich nach Regensburg marschieren und sich selber ins Haus der Bayerischen Geschichte in seine Vitrine stellen."
Über die Luftverschmutzung in München: "Nix mehr Weltstadt mit Herz. München ist die giftigste Stadt in ganz Deutschland. Der Baumgartner springt aus 40 Kilometer Höhe auf die Erde. Der Messner geht ohne Sauerstoff auf die Achttausender. Der Münchner sagt, ich weiß nicht, ob ich es überleb’, aber ich riskier’s: Ich geh’ zu Fuß vom Stachus zum Sendlinger Tor."
"Schlimmer als Napoleon"
Über Oberbürgermeister Dieter Reiter: "Aber was Sie jetzt machen, Herr Reiter: Autos raus aus der Stadt, das ist Größenwahn. Sie sind ja schlimmer als der Napoleon, der hat gesagt: Moskau, im Winter, des mach ma strumpfsockert. Die bayerische Automobilindustrie überlegt wahrscheinlich schon, was sie mit Ihnen macht. Auch auf eine Insel, das ist klar. Aber nicht in die Südsee, sondern auf a Verkehrsinsel in Untergiesing, wo Sie jeden Tag Löcher in Feinstaub schneiden müssen, dass Sie überhaupt auf die andere Straßenseite sehen."
Über die Landtags-Bewerber Seppi Schmid und Hep Monatzeder in Pasing: "Das Duell des Jahrhunderts: Seppi Schmid gegen Hep Monatzeder. Beide haben eine unrühmliche Vergangenheit, der eine mit der Bierpreisbremse, der andere war 60er-Präsident."
"Der Bachelor vom Glockenspiel"
Über die Landtagsambitionen von Bürgermeister Seppi Schmid: "Glauben Sie wirklich, dass Sie unterm Söder im Landtag einen Sitzplatz kriegen? Der kann Sie ja nicht einmal als Türsteher für die CSU-Fraktion brauchen. Nicht, weil der Seppi Schmid das nicht kann. Ein katholischer Schlagzeuger kann ois! Aber eine scharfe Abgrenzung nach Rechts. Aber gleichzeitig die rechte Flanke schließen. Sowas kapiert nicht einmal ein brasilianischer Innenverteidiger."
Über CSU-Rathaus-Chef Manuel Pretzl: "Sie verlangen mehr Hochhäuser in der Stadt. Aber was mir auffällt: Wahnsinnig viele Stadträte schwärmen gerade von Hochhäusern, aber wahnsinnig wenig Stadträte wohnen im Hochhaus."
Über SPD-Rathaus-Chef Alexander Reissl: "OB wären’s schon gern geworden. Aber kommt da dieser Dieter Reiter daher und spuit sich auf. Sie haben halt geglaubt, Sie sind der Bachelor vom Glockenspiel, und dabei ham Sie es nicht amal zum Dschungel-König von Moosach geschafft."
Über die vielen ehrenamtlich Tätigen: "Zum Glück ist für die Lebensqualität dieser Stadt nicht der Stadtrat zuständig. Diese Stadt würde zusammenbrechen, wenn es nicht eine halbe Million Freiwillige geben würde, die sich ohne Jammerei und ohne Geld, sondern einfach so selbstverständlich um irgendwas kümmern: Nachbarn, Kinder, Hungrige, Arme, Kranke, Fremde, und die das am Leben halten, was eine Stadt ausmacht: das Miteinander."
Versöhnliche Rede des "Mister Starkbier"
So versöhnlich endete sie, die vielbeklatschte Rede von "Mister Starkbier". Den süffigen Triumphator ließen sich die Anwesenden allesamt herzhaft schmecken. Ein gelungener Saisonauftakt für Christian Schottenhamel (den es hinauf zum Nockherberg zieht, wo er bald nochmal Gastgeber beim Derblecken ist): Die Statistik besagt nämlich, dass in jeder Starkbierzeit im Löwenbräukeller 25 000 Liter Triumphator die durstigen Kehlen hinunterfließen.
Mit dem Fastentrunk ist das übrigens so eine Sache: Für eine Diät eignet er sich zumindest nur bedingt. Laut Löwenbräu haben 100 Milliliter Triumphator zwar nur 70 Kilokalorien. Doch wer – bitteschön – trinkt Starkbier nur in homöopathischen Dosen? Hoch die Krüge!
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