Münchner Sicherheitskonferenz: Polizei rechnet ab Mittag mit Protesten
München - Als Claus Schreer, Organisator der Anti-Siko-Demo am Samstagmittag die Bühne am Stachus betritt, trägt er ein Plakat um den Hals. "Freiheit für Öcalan" steht drauf. In der Menge schwenken einige Demonstranten Fahnen mit Symbolen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und der Kurden-Miliz YPG. Auch Porträts des inhaftierten PKK-Gründers Abdullah Öcalan sind zu sehen.
Attak lässt 99 Luftballons mit Symbolen kurdischer Organisationen in den grauen Schneehimmel aufsteigen.
Dann wird ein Demonstrant abgeführt. Kerem Schamberger schwenkt eine jener kurdischen Fahnen, die das KVR für die Demo untersagt hat. Zwei weitere Männer werden ebenfalls festgesetzt. Polizisten beobachten, wie einer, ein Ordner (23), einem Demonstrant (28) ein Rasiermesser zusteckt. Später stellte sich heraus, alles völlig harmlos. Es sollten an diesem Tag die einzigen Festnahmen bei der Demo bleiben.
Im dichten Schneetreiben setzt sich der Zug in Richtung Lenbachplatz in Bewegung. Ziel ist der Marienplatz.
Fast an der Spitze läuft eine junge Frau. Sie hält ein Transparent mit einem Öcalan-Foto hoch. Andere schwenken Wimpel mit YPG-Symbolen. Die begleitenden Polizisten filmen mit Videokameras. Doch sie greifen nicht ein. Die Einsatzleitung will nicht, dass die Lage aus nichtigem Anlass heraus eskaliert. "Alle, die mit verbotenen Symbolen oder Fahnen unterwegs sind, haben wir auf Video", sagt ein Beamter. Das genüge als Beweis für ein späteres Strafverfahren wegen Versoß gegen das Vereinsrecht.
Auch die Demonstranten halten sich auffallend zurück. Weder auf Seiten der Kurden will jemand provozieren, auch die Anhänger der autonomen Szene, die direkt dahinter marschieren, bleiben friedlich. Insgesamt 2.200 Demonstranten, so schätzt die Polizei, beteiligen sich an dem Protestzug. Weitere 150 bilden eine Menschenkette durch die Fußgängerzone. Ihr Ziel: die Sicherheitskonferenz im Bayerischer Hof symbolisch zu umzingeln.
Wolfgang Blaschka, Autor, Filmemacher und seit Jahren im Lautsprecherwagen ganz vorne im Zug dabei, dankt am Ende auf dem Marienplatz den Polizisten ausdrücklich für ihre Arbeit. Kurz darauf revanchiert sich Polizeisprecher Marcus Da Gloria mit einem ähnlichen Kompliment: "Wir sind sehr zufrieden mit dem reibungslosen und friedlichen Verlauf."