Stammstreckensperrung in München – so reagieren Wirte und Händler: "Das hat uns geschockt"
München - Wer normalerweise mit der S-Bahn in die Stadt fährt, muss sich ab Freitag einen Plan B überlegen – denn auf der Stammstrecke geht dann erst einmal nichts mehr.
Der Grund: eine zehntägige Sperrung aufgrund von Instandhaltungsarbeiten. Zudem muss das neue Gleis in Laim mit der Stammstrecke verknüpft werden.
Lahmgelegte Stammstrecke in München nicht nur für Kunden ein Problem
Die Nachricht des langen Stillstands auf den Gleisen sorgt für teils heftige Reaktionen. "Das hat uns geschockt, als wir das gehört haben", sagt Wolfgang Fischer von City Partner, er spricht für die Münchner Geschäfte in der Innenstadt.
"Die S-Bahn ist das Hauptverkehrsmittel", erklärt Fischer. Das Problem sei nicht nur, dass durch die lahmgelegte Strecke weniger Kunden kämen – die Sperrung sei auch für die Beschäftigten schwierig.
"Die wohnen in der Regel nicht im Lehel oder in Haidhausen, sondern im Umland", sagt Fischer. Auf das Auto umzusteigen, sei für viele keine Option: "Wenn die Beschäftigten ihr Auto im Parkhaus parken müssen, bleibt vom Gehalt nichts mehr übrig", erklärt Fischer. "Bei den letzten Sperrungen haben die Beschäftigten teilweise Fahrgemeinschaften gebildet", sagt er. Doch auf das Auto umzusteigen, sei auch aufgrund der vielen Baustellen in der Stadt eine eher unangenehme Alternative.

Nachts auch bei der U-Bahn in München weiterhin Einschränkungen
Die Arbeitgeber hätten versucht zu helfen, indem sie die Dienstpläne angepasst haben: Gearbeitet hätten vor allem diejenigen, die nicht so weit weg wohnen. Besonders problematisch wird die Sperrung für alle, die bis spät abends arbeiten – denn nachts gibt es auch bei den U-Bahn-Linien 3 und 6 weiterhin Einschränkungen. Dann fährt also weder U- noch S-Bahn.
Einen späten Feierabend haben vor allem die Mitarbeiter in der Gastronomie. Diese Doppel-Sperrung könnte sich auf die Öffnungszeiten der Wirtschaften auswirken, erklärt Gregor Lemke, Sprecher der Innenstadtwirte. "Man arrangiert sich ein Stück weit", sagt Lemke. "Ich könnte mir vorstellen, dass das eine oder andere kleine Lokal früher schließt", vermutet er.
Trotz all der Umstände: Auch Verständnis für die Sperrung
Er selbst habe sein Lokal, den Augustiner Klosterwirt, bei einer Stammstreckensperrung auch schon einmal um 21 Uhr zugesperrt, weil sonst keiner mehr nach Hause gekommen wäre.
Wolfgang Fischer hat aber trotz all der Umstände Verständnis für die Sperrung. "Klar", sagt er, "die Wartungsarbeiten müssen gemacht werden." Und lieber jetzt als zum Weihnachtsgeschäft, sagt er. Aber er findet auch: "Man hat den Eindruck, dass die Infrastruktur über die letzten zehn Jahre zu wenig gewartet wurde."
Ähnlich äußert sich auch Gregor Lemke: "Wir zahlen die Zeche dafür, dass viele Jahre nichts gemacht wurde." Aber auch er hat Verständnis für die Arbeiten und hätte keine Idee, wie man das besser machen könnte.
Wolfgang Fischer hat einen Vorschlag dafür, wie solche Situationen in Zukunft vermieden werden können: "Die Infrastruktur sollte man zukünftig besser warten."
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