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Stammstrecke: Bundesrechnungshof kritisierte bereits 2018 Baukosten

Laut einem internen Papier soll der Kosten-Nutzen-Faktor schon vor vier Jahren nicht mehr den Förderkriterien entsprochen habe. Der Grüne Frakktionschef Ludwig Hartmann übt scharfe Kritik.
AZ/dpa |
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Gebuddelt wird für die Zweite Stammstrecke schon, das wird aber immer häufiger kritisiert.
Gebuddelt wird für die Zweite Stammstrecke schon, das wird aber immer häufiger kritisiert. © Sven Hoppe/dpa

München - Der Bundesrechnungshof hat nach Informationen des Bayerischen Rundfunks bereits 2018 den Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München als nicht vom Bund förderfähig kritisiert. Die veranschlagten Kosten seien so hoch gewesen, dass der Kosten-Nutzen-Faktor nicht mehr den Förderkriterien entsprochen habe, heißt es in einem Papier des Rechnungshofes, das dem Bayerischen Rundfunk vorliegt - und das, obwohl damals die Kosten noch mit drei Milliarden Euro weniger als heute kalkuliert worden waren.

Stammstrecke: "Zweifel an der Wirtschaftlichkeit des Vorhabens"

"Die Nutzen-Kosten-Untersuchung erbrachte ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,05. Der Bundesrechnungshof hält sie nicht für tragfähig, weil nicht alle relevanten Aspekte in die Untersuchung eingeflossen sind (...). Der Bundesrechnungshof hat Zweifel an der Wirtschaftlichkeit des Vorhabens", zitiert der BR aus dem Rechnungshof-Papier.

Ein Kosten-Nutzen-Faktor von mehr als 1 gilt als günstig und damit förderfähig. Es seien aber nicht alle Kosten in der Planung berücksichtigt worden. So seien etwa Aufwendungen für die Instandhaltung nicht in die Planungen eingeflossen.

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Das ganze Bauprojekt sei damals auf 3,2 Milliarden Euro angesetzt worden, dazu seien die Risikokosten, eine Art Sicherheitspuffer gekommen - so sei man auf die Summe von 3,85 Milliarden Euro gekommen. Dies habe der Bundesrechnungshof als zu niedrig kritisiert, denn ein Großteil der Risikokosten seien erst gar nicht beachtet worden: "Es ist mit einer ordnungsgemäßen Wirtschaftlichkeitsuntersuchung unvereinbar, den überwiegenden Teil der Risikokosten von 600 Millionen Euro völlig unberücksichtigt zu lassen", zitiert der BR.

Ludwig Hartmann, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag dazu: „Beide Verkehrsministerien, auf Bundes- und Landesebene, haben den Prüfungsbericht des Bundesrechnungshofes einfach nur achselzuckend zur Kenntnis genommen und das Prüfungsergebnis in den Schubladen ihrer Häuser verschwinden lassen. Gut, dass jetzt im Bayerischen Landtag ein Untersuchungsausschuss die Versäumnisse der CSU-Politiker beim Projekt 2. Stammstrecke in München endlich aufarbeitet.“

Im Oktober hat die Opposition im Landtag angekündigt, zu dem Thema einen Untersuchungsausschuss einsetzen zu wollen.

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3 Kommentare
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  • Realist am 12.11.2022 08:30 Uhr / Bewertung:

    Eine zweite Stammstrecke bräuchte es nicht, wenn man ein oder zwei Ringstrecken gebaut hätte. Diese wären nicht nur wirtschaftlich sondern auch ökologisch sinnvoller, um den ÖPNV zu entlassen und den Komfort für die Fahrgäste zu erhöhen.
    Aber jetzt scheint es zu spät zu sein.

  • gubr am 11.11.2022 16:17 Uhr / Bewertung:

    Egal wie man zur Stammstrecke steht finde ich die Kritik auf Basis einer Kosten/Nutzen Rechnung als daneben. Da wird der Nutzen irgendwie in Geld quantifiziert und da entscheiden einige Bürokraten wieviel Geld der Nutzen ein besserer ÖPNV wert Ist. Wahrscheinlich ist der Nutzen, zivilisierter mit dem ÖPNV zu fahren und weniger Ausfälle und Alternativen zu haben jetzt nicht besonders viel wert, denn das Geld aus den Abos kommt ja auch so rein.

  • Der wahre tscharlie am 11.11.2022 14:57 Uhr / Bewertung:

    Bekommt der Freistaat und München jetzt sein "Stammstreckengate"?
    Und wenn man das so liest, fragt man sich, warum das dem Szeuerzahler nicht schon früher mitgeteilt wurde.
    Und muß ich jetzt daraus schließen, ich geh mal davon aus, dass die Stammstrecke gebaut wird, dass letztendlich die Kosten höher sind als der Nutzen?
    Soll heißen, es wird dauerbezuschußt?

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