Widerstand gegen die Tram im Englischen Garten in München

Schwabing - In Schwabing ist der Unmut über die Tram durch den Englischen Garten groß. Die Schwabingerin Carolina Pougin sammelt im Internet Unterschriften gegen die Tram. "Es würden 100 Millionen Euro völlig umsonst ausgegeben werden", sagt sie. "Das ist doch Irrsinn!"
In der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Schwabing-Freimann am Dienstag wollte Carolina Pougin Argumente gegen den Bau der Straßenbahn vorbringen – wurde aber abgewiesen. Der BA wolle sich nämlich zunächst selbst ein Bild machen und Planungen und Visualisierungen bei Stadt und MVG anfordern.
Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte vor einigen Wochen seinen bisherigen Widerstand gegen das Projekt aufgegeben. OB Dieter Reiter (SPD) – seit jeher ein Tram-Befürworter – hatte sogleich die Planungen angetrieben. Nach bisherigem Stand der Dinge sollen auf einer Breite von fünf bis sechs Metern für beide Fahrtrichtungen Rasengleise verlegt werden, die nicht eingezäunt werden sollen. Parallel dazu soll ein Radweg verlaufen.
Der Münchner CSU-Chef und Kultusminister Ludwig Spaenle ist immer noch gegen die Trambahnlinie, musste sich aber dem Votum von Seehofer beugen. Am Dienstag war auch Spaenle in der BA-Sitzung, zum Thema Tram durch den Englischen Garten sagte er jedoch nichts.
Erst 570 Unterschriften für Petition
Carolina Pougin hatte Kommentare zu ihrer Online-Petition ausgedruckt, die sie eigentlich in der Bezirksausschusssitzung vorlesen wollte. "Die Anzahl der Unterschriften liegt leider erst bei 570, aber es gibt eben auch 200 Kommentare, die inhaltlich sehr gut sind", sagt sie. In den meisten Kommentaren der Unterzeichner geht es um die ihrer Meinung nach große Sinnlosigkeit einer Tramlinie. "Die Straßenbahn ist das teuerste oberirdische Verkehrsmittel im Nahverkehr" und "Straßenbahnschienen sind eine Gefahrenquelle", lautet es in einem Kommentar. Ein anderer Nutzer kritisiert, dass die Tram durch die Franz-Joseph- und die Elisabethstraße fahren müsste. Auch wenn sie im Englischen Garten mit Akku betrieben würde, müssten hier Oberleitungen verlegt werden.
Außerdem: "Auf der Asphaltstraße fahren kreuz und quer Fahrradfahrer und Skateboarder. Es ist ein ganz friedliches Miteinander", so Carolina Pougin. Auf einem schmaleren Randweg sei das so nicht mehr möglich. Zudem werde die Straße ja auch von Rettungswagen und Lieferverkehr genutzt.
Elektrobus als ideale Lösung?
Für die meisten der Unterzeichner der Online-Petition wäre ein Elektrobus die ideale Lösung. Dieser sei deutlich günstiger, ökologisch aber so gut wie die Tram. Zudem könnte ein E-Bus viel schneller und einfacher umgesetzt werden. Das Argument der MVG gegen den Bus ist die deutlich höhere Personenanzahl, die eine Straßenbahn befördern kann. In einem Gelenkbus gibt es rund 100 Plätze – eine Tram hat mehr als doppelt so viele.
Die Petition gibt es unter www.openpetition.de
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