Nordtangente kommt doch! Weg frei für Tram durch Englischen Garten in München

Im Streit um die Tram-Nordtangente durch den Englischen Garten zeichnet sich eine Einigung ab. Der Freistaat, Eigentümer des Parks, hat nachgegeben.
Florian Zick |
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So könnte die Tram durch den Englischen Garten aussehen.
Visualisierung: MVG So könnte die Tram durch den Englischen Garten aussehen.

München - Lange hat sich der Freistaat gegen eine Park-Tram durch den Englischen Garten gesperrt. Nun scheint der Widerstand gebrochen. Wie Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Freitag mitteilte, habe die Staatsregierung zugesagt, das Verkehrsprojekt nicht weiter zu blockieren.

Die Nachricht kommt durchaus überraschend. Hatte der für die staatlichen Grünanlagen zuständige Finanzminister Markus Söder (CSU) doch vor einer Woche noch seine Haltung bekräftigt, dass der Englische Garten nicht durch eine Tram-Trasse zerteilt werden dürfe. Am Rande des Diesel-Gipfels am Donnerstagabend sagte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) OB Reiter nun aber seine Unterstützung zu.

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Die Staatskanzlei bestätigt auf Nachfrage, dass Seehofer Sympathien für das Projekt hege. Es gehe um den Vorrang der kommunalen Planungshoheit, heißt es von Seiten der Staatsregierung: Sollte München der Ansicht sein, die Garten-Tram zu brauchen, dann solle die Stadt die Strecke auch bauen dürfen.

Seit 20 Jahren gibt es Planungen

Das klingt nun freilich ganz anders als in den vergangenen 20 Jahren. Seit Ende der 90er gibt es die Debatte. 2001 hatte die Regierung von Oberbayern die neue Tramlinie erstmals explizit mit dem Argument abgelehnt, die nötige Oberleitung würde den Englischen Garten verschandeln. Auch eine daraufhin entwickelte Akku-Lösung, die die Straßenbahn ganz ohne lästige Stromleitungen durch den Park hätte gleiten lassen, änderte an dieser Sichtweise nichts.

Nun zeichnet sich eine Kehrtwende ab. Ob das Argument mit den Akkus bei Seehofer nun doch noch gezogen hat oder ob der Ministerpräsident einfach seinem Allzu-gerne-Nachfolger Söder wieder mal eins auswischen wollte – das liegt im Auge des Betrachters. Der Stadt München kann das im Grunde aber auch egal sein.

OB Dieter Reiter feiert die Zusage jedenfalls als „Durchbruch im jahrelangen Ringen um dieses wichtige Projekt“. Er freue sich, dass sich der Ministerpräsident nun der Sache angenommen habe: „Die ablehnende Haltung des Finanzministeriums gegen eine batteriebetriebene und umweltfreundliche Tram konnte ich ohnehin nie nachvollziehen“, so Reiter.

Gleich am Freitag noch beauftragte das Stadtoberhaupt seine Mitarbeiter, eine entsprechende Beschlussvorlage für den Stadtrat vorzubereiten. Eine Mehrheit dort gilt als sicher, weil auch die Grünen und kleine Gruppen mitziehen dürften.

Die Nordtangente soll Neuhausen, Schwabing und Bogenhausen verbinden

Allzu teuer würde die neue Tramstrecke nicht werden. Zudem sei sie schnell realisierbar, heißt es aus dem Rathaus. Geplant ist eine etwa neun Kilometer lange Nordtangente als Verbindung zwischen den Stadtteilen Neuhausen, Schwabing und Bogenhausen. Der Abschnitt zwischen Elisabethstraße zum und durch den Englischen Garten müsste neu gebaut werden.

In der SPD freut man sich, dass die lang ersehnte Garten-Tram nun offenbar gebaut werden kann. Diese werde die U-Bahnlinien und Knotenpunkte in der Innenstadt signifikant entlasten, sagt Alexander Reissl, der Chef der Rathaus-SPD. Schließlich könne man künftig zwischen dem Osten und Westen der Stadt pendeln, ohne durch die City zu müssen.

Die CSU dagegen lehnt die Park-Tram weiter ab. Mit dem Parktunnel am Isarring heile man gerade eine Bausünde aus vergangenen Jahren, sagte Ludwig Spaenle, der Münchner Parteichef. Da werde man nun einen Teufel tun und den Englischen Garten an einer anderen Stelle durchschneiden. Seinen Ministerpräsidenten hat Spaenle damit offenbar nicht überzeugt.

Lesen Sie hier den Kommentar zum Thema: Breitbeinige Politik


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