Was sich die Händler für die neue Großmarkthalle wünschen
Sendling - Graue Wolken, vom Himmel fällt nasser Schnee, ein Gabelstapler fährt gegen den Wind über den Großmarkt an der Schäftlarnstraße. "Schauen Sie", sagt Philipp Reiners, "der fährt jetzt wegen drei Kisten Auberginen einmal quer über das Gelände."
Eine weite Strecke. 310.000 Quadratmeter groß ist der Großmarkt München. Die Hallen, so klagen die Händler, sind nicht mehr zeitgemäß.
Nicht mehr zeitgemäß - es hakt an vielen Stellen im Großmarkt
Einige von ihnen haben im Freien provisorische Zelte aufgestellt, erklärt Reiners, der für den Verband des Bayerischen Frucht-Imports tätig ist. Sie mussten im Sommer vergangenen Jahres die Kellerräume eines Altbaus auf dem Gelände räumen. Ein marodes Kabel hatte einem Arbeiter einen Stromschlag versetzt, die Stadt sperrte daraufhin aus Sicherheitsgründen die gesamten Kellerräume.
Marode Bausubstanz, weite Wege auf dem Gelände. Nur zwei Beispiele, die zeigen, woran es hakt am Großmarkt. Dazu kommt bei den Händlern das Gefühl, dass sich jahrelang nichts getan hat. Die Stadt wollte erst selbst neu bauen, dann einen Investor ins Boot holen und die Hallen zurückmieten. Umgesetzt wurde nichts, nur Zeit ist vergangen.
Baut UGM nun den Großmarkt neu? Der Stadtrat stimmt Mittwoch ab
Nicht überraschend also, dass die Händler am Großmarkt froh sind, dass wieder Bewegung in die Planungen gekommen ist. Im Juli 2018 hatte das Umschlagzentrum Großmarkt München (UGM) eigene Pläne zum Neubau des Großmarkts vorgestellt.
Der Kommunalausschuss hat Ende Januar dem Vorhaben zugestimmt (AZ berichtete), an diesem Mittwoch soll es in der Vollversammlung des Stadtrats eine Mehrheit und damit den wirklichen Startschuss geben.
Oliver Rob von Neonconsult, einer Firma, die das UGM bei den Plänen berät, hofft, dass die Stadträte zustimmen werden: "Es ist der einhellige Wunsch, dass es so kommen möge, wir haben lange genug gewartet."
Stimmt die Stadt den Neubauplänen zu, würde UGM die Markthalle neu bauen und dürfte diese dann auch selbst betreiben. Sie wäre der Vermieter für die Händler – und nicht mehr die Stadt.

Private Lösung für den Großmarkt mit Rücksicht auf die Händer
Im Bezirksausschuss Sendling hatte das kritische Stimmen provoziert. Bei den Händlern sieht man darin kein Problem. "Wir hätten uns schon früher für eine private Lösung entschieden", sagt Marco Di Maggio, Geschäftsführer des Apimex Fruchthandels, "aber die wurde uns nie angeboten." Ein Unterschied wäre, so Di Maggio, wenn die Stadt die Mieten subventionieren und damit senken würde, wie es zum Beispiel in Verona gemacht werde: "Aber das ist nicht der Fall."
Reiners vom Fruchtimport-Verband sieht das ähnlich. UGM sei keine Heuschrecke, sondern ein Familienunternehmen, das seit Jahrzehnten am Großmarkt sei. Stefan Hausruckinger, seit 30 Jahren Fruchthändler am Großmarkt, sagt: "Der Hauptfaktor ist für uns die Zeit." Darf UGM bauen, ginge das Projekt schneller vonstatten. Außerdem seien die Pläne so gestaltet, dass die Händler ihren Betrieb bis zum Umzug weiterführen könnten.
Konkret plant UGM, die Großmarkthalle im Süden des Geländes zu konzentrieren (siehe Karte). Im Norden blieben nur der Blumengroßmarkt und die Hausladen Fruchthandels GmbH. Die Flächen würde UGM in Erbpacht von der Stadt bekommen und darauf eine neue, mehrstöckige Halle setzen. Die Händler, die bislang vor allem im nördlichen Teil arbeiten, könnten das tun, bis der Neubau fertig ist.

Eine neue Großmarkthalle und freie Flächen für die Stadt
14 Hektar würden durch die Pläne freigemacht. Vor allem rund um die Altbauten. Über die Flächen würde die Stadt verfügen – und könnte zum Beispiel Wohnungen bauen. Mehr als 1.500 gelten dort als denkbar.
Wie viel UGM in das Projekt stecken muss, ist noch nicht klar. "Es geht sicher um einen hohen dreistelligen Millionenbetrag", sagt Oliver Rob von Neonconsult. Genaueres wisse man erst, wenn die Feinplanung steht.
Die Mischlösung für die Großmarkthalle, kommt sie wirklich?
In diese wolle man einsteigen, sobald der Stadtrat die Pläne abgenickt hat. Dann würden Verhandlungen über die Erbpacht anlaufen – und UGM wird seine ersten Grobplanungen mit Experten verfeinern. Zum Beispiel, was den Schallschutz betrifft. Lohnen soll sich die die Investition für UGM, weil das Unternehmen im neuen Großmarkt eine Mischnutzung anstrebt. Es soll nicht nur Verkaufshallen, sondern auch Büros und Wohnungen geben. "Ein reiner Großmarkt würde nicht funktionieren", sagt Rob, "sonst wären die Mieten für die Händler zu hoch."
Bis 2025 könnte der neue Großmarkt fertig sein, so wünscht es sich zumindest Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU). Ob’s so kommt? Die Händler bleiben vorsichtig skeptisch. Großhandelsvertreter Reiners sagt, man habe schon zu oft erlebt, dass Planungen wieder ins Stocken geraten seien. "Das ist noch keine gmade Wiesn."
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