Waffenlager bei Rechtsanwalt ausgehoben

Die Polizei findet bei dem Juristen (40) Chemikalien, die wohl auch für Sprengsätze getaugt hätten, Hitlerbilder und ein ganzes Waffenarsenal.
von  Jasmin Menrad, Ralph Hub
In diesem Haus, im zweiten Stock, lebt der festgenommene Anwalt.
In diesem Haus, im zweiten Stock, lebt der festgenommene Anwalt. © Katharina Alt/facebook

Pasing - Im Internet gab er sich sportlich: als Tauch- und Skilehrer. Zu Hause hortete Rechtsanwalt Markus W. Waffen, gefährliche Chemikalien, Hitlerbilder und Ausgaben von „Mein Kampf“. Inzwischen sitzt er in der Psychiatrie.

„Es ist ein glücklicher Zufall, dass wir auf diesen Mann aufmerksam wurden“, sagt Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch. „Keiner weiß, wozu er fähig gewesen wäre.“

Markus W. gilt als psychisch labil. Im Oktober 2012 hielt der Anwalt aus Pasing einem Mann auf dem Oktoberfest ein Messer an den Hals. Die Polizei ermittelte wegen Bedrohung. Das Verfahren wurde vom Richter wegen Geringfügigkeit eingestellt.

Jetzt meldete sich erneut jemand, der sich bedroht fühlte: Der Anwalt sei auffallend aufbrausend und gereizt und habe wohl Wahnvorstellungen, berichtete ein Bekannter und erstatte deshalb Anzeige. Damit brachte er die Ermittlungen ins Rollen.

Bei der Überprüfung des Verdächtigen stellte sich heraus, dass es sich um einen Sportschützen handelt, der legal im Besitz mehrere Waffen ist. Das ging aus den Unterlagen beim KVR hervor.

Die Polizei stattete Markus W. am Freitagnachmittag letzter Woche einen Besuch ab. Zur Verstärkung war sicherheitshalber das SEK dabei. Die Beamten erwischten Markus W. im Treppenhaus des Mehrfamilienhauses, in dem er mit seiner Frau lebt. In seinem Trainingsanzug hatte der Münchner drei Messer versteckt. Das SEK nahm sie ihm ab, fesselte ihn. „Das war eine ganz heiße Kiste“, heißt es in Polizeikreisen.

Die Beamten wollten die Waffen in der Wohnung sicherstellen. Dabei stießen sie auf vier Pistolen und vier Gewehre kleineren Kalibers. Dazu lag in der Wohnung jede Menge Munition.

Doch es gab noch mehr gefährliches Zeug: Die Polizisten fanden Äxte, Beile und Messer – insgesamt 113 Klingen vom handlichen Küchenmesser bis zur unterarmlangen Machete, berichtet Kriminaldirektor Nikolaus Lazlo.

Die Polizisten durchsuchten alle Zimmer. Dabei stießen sie auf eine größere Menge gefährlicher Chemikalien. „Das Zeug lagerte – in Kanister abgefüllt – literweise in der Wohnung“, sagen Ermittler.

Damit wäre der Verdächtige nach Analyse von Experten des LKA in der Lage gewesen, einen Sprengsatz zu basteln. Es gibt derzeit noch keine Hinweise auf einen konkreten Anschlag, sagen Ermittler.

Bei Facebook versucht sich der Waffennarr offenbar neu zu erfinden: Dort gibt er an, als Tauchlehrer zu arbeiten und zuvor Skilehrer in Österreich gewesen zu sein. Seinen eigentlichen Beruf, Rechtsanwalt, erwähnt er nicht.

Unter seinen Hobbies stehen nicht nur Tauchen, Skifahren und Kraftsport, sondern auch: Waffen. Dabei faszinieren ihn große Kaliber.

Im krassen Gegensatz zu den tödlichen Waffen steht seine Begeisterung für den schmalzig-glitzernden Eurovision Song Contest. Da hatte er für die wild züngelnde und Popo-wackelnde Guitana aus der Ukraine gestimmt.

Freunde hat der Mann, den die Polizei jetzt aus dem Verkehr gezogen hat, nicht viele. Und von den wenigen sind viele auf ihrem Profilfoto mit Waffen zu sehen.

Markus W. wurde am Freitag vom Ermittlungsrichter in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Er macht keinerlei Angaben und schweigt eisern. „Wir ermitteln wegen des Verdachts der Vorbereitung einer Sprengstoffexplosion“, sagt Oberstaatsanwalt Steinkraus-Koch. Neben der Waffensammlung und den Chemikalien fand die Polizei eine Sammlung von NS-Devotionalien. Markus W. ist offenbar ein Hitler-Fan. Er hatte drei Bilder des Diktators, dazu vier Ausgaben von „Mein Kampf“.

Kontakt in die rechte Szene hat der Jurist offenbar nicht. Beim Staatsschutz liegen keine Informationen über den 40-Jährigen vor. Abgesehen von seinem Ausraster auf der Wiesn vor knapp einem Jahr galt der Anwalt als unbeschriebenes Blatt. Er soll bereits seit längerer Zeit in psychiatrischer Behandlung gewesen sein.

 

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