Videospiele treffen auf Archäologie

Videospiele und Archäologie haben auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun. Das Ägyptische Museum bringt diese beiden Welten in einer neuen Sonderausstellung zusammen.
von  AZ
Mit der Spielekonsole des Franzosen Thierry Fournier kann man in einen Kinofilm eintauchen.
Mit der Spielekonsole des Franzosen Thierry Fournier kann man in einen Kinofilm eintauchen. © Dépli © Thierry Fournier & Pierre Carniaux 2013

Videospiele und Archäologie haben auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun. Das Ägyptische Museum bringt diese beiden Welten in einer neuen Sonderausstellung zusammen.

Maxvorstadt - Hier werden Videospiele präsentiert,die den Dialog von Gegenwartskunst und Unterhaltungsindustrie illustrieren. Die Besucher können an den Konsolen in virtuelle Welten abtauchen. In vielen Spielen werden uralte Themen behandelt.

Gestern und morgen, Archäologie und zeitgenössische Kunst, Hochkultur und Unterhaltungsmedium – in der neuen Sonderausstellung des Ägyptischen Museums „Archäologie der Zukunft. Kunst und Games“ prallen Welten aufeinander, die weit voneinander entfernt scheinen und doch sehr viel miteinander zu tun haben.

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In einem Museum, das sich immer wieder gezielt um die Anbindung Jahrtausende alter Kunst an die Gegenwart bemüht, werden Videospiele präsentiert, die den Dialog von Gegenwartskunst und Unterhaltungsindustrie illustrieren. Die Besucher sind eingeladen, an Spielkonsolen in virtuelle Welten abzutauchen und sich an einer Archäologie der Zukunft zu versuchen, die mit neuesten Erzählweisen und Technologien uralte Themen behandelt.

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Vorgestellt werden Games von prominenten bildenden Künstlern wie dem amerikanischen Pionier heutiger Videokunst Bill Viola, der sich in Zusammenarbeit mit dem USC Game Innovation Lab dem Weg zur Erleuchtung widmet, oder dem Franzosen Thierry Fournier, der den interaktiven Umgang mit einem Kinofilm anbietet. Die deutsche Künstlerin Lea Schönfelder lädt zusammen mit Peter Lu zu einer witzigen feministischen Reise in die Klischees zeitgenössischer Weiblichkeit ein. Andere Spiele kommen von avantgardistischen Entwickler-Studios wie The Chinese Room oder Playdead, die anstelle klassischer Spielziele wie einem möglichst hohem Punktestand auf künstlerisch-gestalterische Aspekte und innovative Erzählformen fokussieren. Und selbst ein preisgekrönter Klassiker wie „Journey“ von Sony, eine suchende Reise durch versteckte Wüstenlandschaften, gewinnt inmitten der archäologischen Schätze des Ägyptischen Museums noch einmal eine ganz andere Bedeutung.

Im Gegensatz zu den USA, wo die ersten Games bereits in Museumssammlungen aufgenommen wurden, scheint eine künstlerische Bewertung von Videospielen in Europa – bis auf einige wenige Institutionen wie dem ZKM in Karlsruhe – noch ein Tabu. Auch hier betritt „Archäologie der Zukunft. Kunst und Games“ museales Neuland.

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Kooperation von KINO DER KUNST und SMÄK

Die Ausstellung ist eine Initiative des Künstlerfilmfestivals KINO DER KUNST und findet in enger Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst statt. Bis heute ist das Kino überwiegend von linearen Erzählstrukturen geprägt, die auf einen zentralen Protagonisten konzentriert bleiben – ein Erbe der Literatur des 19. Jahrhunderts.

Dieser formale Konservatismus wird zunehmend von zwei künstlerischen Formen aufgebrochen: Auf der einen Seite narrative Multi-Kanal-Installationen von bildenden Künstlern, wie sie in der parallel in der Pinakothek der Moderne und dem Museum Brandhorst laufenden Ausstellung „Creating Realities. Begegnungen zwischen Kunst und Kino“ gezeigt werden. Und auf der anderen Videospiele, die via Xbox, Playstation, Wii oder PC vor allem einer jungen Generation zunehmend Kino und Fernsehen ersetzen und mit der Ausstellung „Archäologie der Zukunft. Kunst und Games“ beleuchtet werden sollen.

Gegenwartskunst im SMÄK

„All Art has been contemporary“ prangt in leuchtenden Lettern als Lichtinstallation des italienischen Künstlers Maurizio Nannucci prominent in der ersten Ausstellungshalle des Ägyptischen Museums. Dieser Aphorismus ist Programm: Das Museum begreift sich explizit als Kunstmuseum, das nicht nur den Kunstcharakter seiner Sammlung in den Mittelpunkt der Vermittlung stellt, sondern auch nach der Anbindung altägyptischen Kunstschaffens an die Gegenwart sucht. In diesem Rahmen ist auch die Einladung der Ausstellung „Archäologie der Zukunft. Kunst und Games“ ins Museum zu verstehen: So treffen künstlerisch gestaltete Medien des modernen Alltags auf Kunstwerke des Alten Ägyptens. Auch ist diese Präsentation Teil des neuen museumspädagogischen Programms des Ägyptischen Museums mit dem Titel „12+“. Mithilfe gezielter Aktionen sollen Über-Zwölfjährige gezielt ins Museum geholt werden. Diese Zielgruppe für einen Museumsbesuch zu gewinnen, stellt für die meisten Museen eine besondere Herausforderung dar. Hier bietet eine Ausstellung mit interaktiven Videospielen besonders attraktive Möglichkeiten.

Informationen

Der Eintritt ist Museumspreis inbegriffen. Sonderausstellung von 22. April bis 14. Juni 2015.

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, Gabelsbergerstraße 35, 80333 München Tel.: 089 / 2 89 27 630

Öffnungszeiten: Di. - So. 10 - 18 Uhr, Montags geschlossen, Di. Abendöffnung bis 20 Uhr (Pfingstmontag geschlossen)

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