Verwirrter Apfelbaum in München: er trägt Früchte und Blüten gleichzeitig

Hadern (München) - Veronika Kuntze traute ihren Augen kaum, als sie vergangene Woche an einem Apfelbaum an der Waldgartenstraße, Ecke Hirtentäschel in Großhadern vorbeiradelte. Die Äpfel am Baum waren ja ein gewohnter Anblick zur aktuellen Jahreszeit. Aber dazu waren auch noch mehr als ein Dutzend rosa Blüten am Baum. Die sind eigentlich erst im Frühjahr dran. "So etwas habe ich noch nie vorher gesehen. Ich dachte, das gibt's doch gar nicht", sagt Kuntze.
Ursache: Klimawandel
Ursache dafür, dass der Boskop-Apfelbaum gerade seinen zweiten Frühling erlebt, dürfte der heiße und trockene Sommer sein. "Das führte auch zu einem hohen Blattverlust, was zur Bewältigung der Hitze für den Baum sinnvoll ist", sagt Eugen Kuntze. "Anschließend treibt der Baum ohne Rücksicht auf die Jahreszeit neu aus."
Die Kuntzes haben den Baum an der öffentlichen Grünanlage selbst gepflanzt, gemeinsam mit der Organisation Agenda 21 in Hadern (München). Sie ist Trägerin des Projektes "Hadern (München) - der blühende Obstgarten Münchens" und im Klimaschutz engagiert. "Diese Naturerscheinung ist eine Folge des Klimawandels. Durch verlängerte Vegetationsperioden und heiße, trockene Sommer kommen die gestressten Pflanzen aus dem Takt. Es ist zu befürchten, dass häufigere solche Wetterereignisse den heimischen Pflanzen schaden", sagt Kuntze.
Keine Fruchtbildung mehr möglich
Möglicherweise ging der Baum davon aus, nach dem nasskalten Wetter im August sei nun wieder Frühling. Oder er befürchtete aufgrund der anhaltenden Sommerhitze sein drohendes Ende und versuchte, sich noch schnell zu vermehren, um seine Gene weiterzutragen.
"Fruchtbildung kann an dem Baum wegen des bevorstehenden Winters jedenfalls nicht erwartet werden. Sicher ist er geschwächt und muss sich über mehrere Jahre erholen", sagt Kuntze und betont: "Deutschland hat sich mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaschutzabkommens zu umfassendem Klimaschutz verpflichtet. Dabei werden die gesetzten Klimaziele gerade in Deutschland nicht erreicht werden." Sein Wunsch: "Die Bürgerinnen und Bürger sollten Ihre Mandatsträger in die Pflicht nehmen."
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