Unterschriften gegen den Spritzen-Automaten

Der Spritzenautomat an der Dülferstraße ist beschlossene Sache: Ein Anwohner will jetzt dennoch Unterschriften gegen das Projekt sammeln.
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So sieht der HIV-Präventionsautomat aus: Dieser hier steht am Goetheplatz. Darin sind Sets mit Spritzen und frischen Nadeln für Abhängige harter Drogen.
Aids-Hilfe München So sieht der HIV-Präventionsautomat aus: Dieser hier steht am Goetheplatz. Darin sind Sets mit Spritzen und frischen Nadeln für Abhängige harter Drogen.

Feldmoching-Hasenbergl - Der geplante „Spritzenautomat“ an der Dülferstraße sorgt im Viertel immer noch für Unruhe. Der Automat, in dem Spritzbestecke für Abhängige harter Drogen angeboten werden, soll im April an der U-Bahn-Station Dülferstraße aufgestellt werden.

Einem Anwohner geht das zu weit. Christian Berg (43) aus dem Hasenbergl will am Donnerstag, 27. Februar, Unterschriften gegen das Projekt sammeln. Von 12 bis 17 Uhr wird er sich dazu vor dem Einkaufszentrum Mira postieren.

Der so genannte HIV-Präventionsautomat soll Abhängigen auch nachts und am Wochenende, Zugang zu sauberen Spritzen und Nadeln ermöglichen und die Menschen so vor Infektionen schützen. Im April soll er am U-Bahnhof Dülferstraße aufgestellt werden.

Anwohner Berg findet den Ansatz eines solchen Automaten zwar grundsätzlich gut, gegen die Aufstellung in seinem Viertel will er sich aber wehren. Dabei zählt er auf die Unterstützung vieler weiterer Viertelbewohner. "Hier sind Kindergärten und Spielplätze, beim Einkaufszentrum gegenüber halten sich viele Jugendliche auf", sagt Berg.

Der Anwohner fürchtet, dass die benutzten Spritzen offen herumliegen könnten und sich so Kinder versehentlich mit Krankheiten anstecken könnten. Auch einen Anstieg der Kriminalität hält der wehrhafte Anwohner für möglich, "natürlich wird nicht direkt vor dem Automaten gedealt werden", sagt er, „aber dann eben in den Parks drumherum." Berg fürchtet, dass der Automat außerdem den Konsum der harten Drogen fördert.

Der 43-Jährige ärgert sich auch über die Politik – darüber, „dass die Bürger nicht gefragt wurden" und darüber, dass der Automat ausgerechnet an der Dülferstraße stehen soll.

"Ich kenne das schon, der Münchner Norden hatte schon immer einen schlechten Ruf", sagt Berg, der im Viertel aufgewachsen ist. "Aber man kann nicht immer alles bei uns abladen". Dazu, dass auch in Neuperlach und der Isarvorstadt solche Automaten stehen, sagt er nur, "die Anwohner dort sind sicher auch nicht glücklich damit."

Die Münchner Aids-Hilfe, die die Automaten betreut, hat weit positivere Erfahrungen mit den Automaten, als Christian Berg befürchtet: An keinem der bisherigen Standorte habe der Automat zur Bildung einer Drogenszene geführt, sagte der Sprecher Michael Tappe schon im Januar zur AZ.

Auch die Münchner Polizei bestätigte damals: Eine befürchtete "Sogwirkung" sei ausgeblieben. Im Umfeld der Automaten sei es zu keinem vermehrten Drogenkonsum oder -handel gekommen.

Die Entscheidung, einen solchen Automaten aufzustellen, beruht auf einem Stadtratsbeschluss. Auch wenn dieser schon 16 Jahre alt ist, gilt er. Das heißt auch: die örtlichen Bezirksausschüsse haben kein Entscheidungsrecht in der Sache.

Trotzdem wurde das Projekt in den Bezirksausschüssen Milbertshofen-Am Hart und Feldmoching-Hasenbergl vorgestellt - weil der geplante Standort des Automaten quasi auf der Grenzen zwischen den beiden Stadtbezirken liegt.

Die Bezirksausschüsse waren nicht begeistert von der Idee. In Milbertshofen war nur die CSU-Fraktion gegen den Automaten, der BA Feldmoching-Hasenbergl sprach sich einstimmig gegen das Vorhaben aus.

Dessen Vorsitzender Markus Auerbach (SPD) ist darüber nicht besonders glücklich: „Es gab danach noch eine Besprechung im BA-unabhängigen Facharbeitskreis Kinder und Jugend hier im Viertel, bei der viele Bedenken zerstreut werden konnten“, sagt er zur AZ. „Ich hätte mir gewünscht, dass der BA erst danach über die Sache abstimmt“.

„Die Ängste der Anwohner sind verständlich“, sagt Thomas Niederbühl, der Geschäftsführer der Münchner Aids-Hilfe, die die Automaten betreut. „Ich kann nur immer wieder anbieten, dass die Menschen auf uns zukommen mit ihren Sorgen. Wir kommen gerne vorbei, beraten und informieren.“

Niederbühl ist aber auch enttäuscht, dass das Projekt noch immer auf Ablehnung stößt. „Mehr als die Sachargumente immer wieder vorzutragen kann man auch nicht machen“, sagt er. Und: „Ich habe auch Angst, dass da gerade der Wahlkampf etwas hineinspielt.“

Anwohner Christian Berg überzeugt das alles nicht. Bis jetzt hat er "erst ein paar" Unterschriften zusammen. Er ist aber zuversichtlich, dass mehrere hundert zusammenkommen werden - und dass er damit auch etwas erreicht: "Wenn es notwendig ist, gehe ich bis zum Petitionsausschuss des Landtags."

 

 

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