Umbau "Am Glockenbach": Anwohner fühlen sich übergangen
Glockenbachviertel - Ein Thema dominiert immer wenn es darum geht, die Münchner Stadtviertel neu zu planen und zu verändern: Parkplätze. Oder genauer: Die Angst davor, dass Parkplätze für die Anwohner wegfallen. Auch bei den neuen Plänen für das Dreieck "Am Glockenbach" im Herzen des Viertels wird deswegen Alarm geschlagen. Tatsächlich sollen im Zuge dieser Neugestaltung 38 Parkplätze wegfallen, auf Kosten von breiteren Gehwegen, mehr Bäumen und mehr Platz für Fahrräder und Lastenräder.
Im Frühjahr 2023 soll es damit losgehen. Weniger Parkplätze: Ein Grund für viele Anwohner und auch für die CSU-Mitglieder im Bezirksausschuss (BA), Kritik zu üben. Die CSU forderte gar eine Bürgerbeteiligung, um die Anwohner in die Planung mit einzubeziehen.
Bei der Planung Kinder berücksichtigen
Neben jenen, die lautstark den Wegfall von Parkplätzen beklagen, gibt es aber auch noch andere Stimmen aus dem Viertel, die manchmal etwas untergehen. Ein Grund, warum sich der Architekt Moritz Selinger an die AZ gewandt hat. Er sagt, der Entwurf sei "mutlos". Es habe viele Anregungen von den Anwohnern und auch im BA gegeben, um den Platz umzugestalten. Insbesondere seien die Kinder zu wenig berücksichtigt worden – das Dreieck ist quasi ein großer Kinderspielplatz. Und: in unmittelbarer Nachbarschaft steht das Kinder- und Jugendhaus KUBU. Dort hätte sich Selinger gewünscht, dass die Straße für Autos gesperrt wird, so eine direkte Verbindung zum Spielplatz entsteht und die Kinder dort Fußballspielen oder mit Kreide malen könnten.
"Niemand hat einen Anspruch auf einen Parkplatz"
"Niemand hat einen Anspruch auf einen Parkplatz", sagt Selinger zur dominierenden Parkraumdebatte, "von dem Gedanken muss man sich verabschieden". Er wünscht sich von der Stadt mehr Mut bei der Umgestaltung von Wohnvierteln und nennt Barcelona oder Kopenhagen als Beispiele, wo ganze Viertel für den Autoverkehr gesperrt würden.
Beteiligung: Absage von der Stadt
Mutlos würde der grüne BA-Chef Benoît Blaser die Pläne nicht nennen. Auch er hätte sich aber eine Bürgerbeteiligung gewünscht, "damit man die Verhältnisse genauer sieht". Es gebe sehr unterschiedliche Meinungen und Haltungen zur neuen Gestaltung des Dreiecks. Vonseiten der Stadt wurde dem Vorhaben nun aber eine Absage erteilt, aus Mangel an Kapazitäten. Jetzt möchte der BA selber schauen, wie er noch Informationsveranstaltungen zum Umbau auf die Beine stellen kann.
In der Junisitzung soll, wenn alles nach Plan läuft, die Stadt die neuen Pläne vorstellen. Die dann die Änderungswünsche des BAs bereits berücksichtigen. Eine autofreie Verbindung zwischen KUBU und Spielplatz ist allerdings nicht dabei – auch weil in der Straße eine Mobilitätsstation der MVG und Ladesäulen für E-Autos stehen. Im Herbst wird dann der Stadtrat ein finales Wort mitzureden haben.