Überfall auf Juwelier: Showdown am Viktualienmarkt

München - Kein Déjà-vu, sondern knallharte Wirklichkeit. Am Freitagmittag stürmen drei Männer den Laden. Einer zerschlägt mit einer Axt eine Vitrine. Seine Komplizen sind dicht hinter ihm. Sie wollen Uhren und Schmuckstücke zusammenraffen.
2014 sind Junior-Chef Moritz H. (22) und Vater Marco (50) schon einmal überfallen worden – sie schlugen die Räuber in die Flucht. Am Freitag der nächste Raubüberfall – wieder kämpfen Vater und Sohn.
Sie stürzen sich auf zwei der Angreifer, während eine Mitarbeiterin den Alarmknopf drückt. Im Getümmel sieht Moritz H., dass der Dritte eine Waffe hat: „Du schaust in die Mündung und denkst, hoffentlich drückt der jetzt nicht gleich ab.“ Doch zum Glück fällt kein Schuss.
Die beiden Juweliere sind ebenfalls bewaffnet. „Nach dem letzten Überfall hat sich mein Vater eine Pistole angeschafft“, erzählt Moritz H., sie ist lediglich mit Reizgas-Patronen geladen. Marco H. zögert nicht, die Waffe einzusetzen. Er drückt ab. Sofort breitet sich CS-Gas im Laden aus.
Der Motor des Fluchtwagens lief bereits
Einer der Räuber schleudert seine Axt. „Doch der Wurf ging ins Leere“, sagt Moritz H. Die drei Räuber ergreifen die Flucht. Sie rennen raus auf die Westenriederstraße.
Nur ein paar Meter von der Goldstube entfernt steht ihr Fluchtwagen – ein alter weißer Mercedes 200 mit laufendem Motor. Den Benz hatten die Täter kurz vor dem Überfall gestohlen und kurzgeschlossen.
Der heftige Widerstand der beiden Juweliere hat die Räuber völlig aus dem Konzept gebracht. Der Coup endet im heillosen Chaos. Sie lassen den Mercedes stehen, versuchen zu Fuß zu entkommen.
Doch mehrere Passanten, die in der Nähe sind, verfolgen sie. Einer fährt den Räubern im Auto hinterher. Die Gangster versuchen, die Verfolger abzuschütteln. Einer der Täter setzt dabei offenbar Pfefferspray ein. Ein Verfolger bekommt das Reizgas ins Gesicht und muss aufgeben.
Ein Räuber wirft auf der Flucht seine Waffe weg. Die Polizei findet sie später am Rande des Viktualienmarkts hinter einer Streugutkiste. Nach einer ersten Untersuchung handelt es sich um eine scharfe Waffe. „Eine Pistole“, wie Polizeisprecher Werner Kraus der AZ am Abend bestätigt.
Zwei Täter können flüchten
An der Frauenstraße können die Verfolger einen aus dem Räuber-Trio stellen. „Auf Höhe der Hausnummer 26 haben sie ihn auf dem Gehweg umzingelt und festgehalten“, berichtet ein Zeuge. Der Räuber versucht, sich zu befreien, schlägt um sich. Doch vier Polizisten aus dem Altstadtrevier kommen gerade rechtzeitig, um den Verdächtigen zu überwältigen und festnehmen.
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In einer Befragung sagt der Mann, er sei 34 Jahre alt. Papiere, die das belegen, hat er nicht dabei. Seinen beiden Komplizen gelingt trotz sofort eingeleiteter Großfahndung die Flucht. Ein speziell ausgebildeter Spürhund, ein sogenannter Mantrailer, versucht, die Spur aufzunehmen. Er führt die Polizisten in Richtung Gärtnerplatz.
Beamte durchsuchen mehrere Hinterhöfe. Doch die Täter sind untergetaucht. In der Nähe der Reichenbachbrücke verliert sich ihre Spur.
Der erste Überfall fand am 23. Juni 2014 statt. Moritz H. warf damals einem der Täter einen Hammer ins Kreuz. Der 36-Jährige wurde gefasst und zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt. Sein Komplize ist flüchtig.