Prozess: Bogenschütze zielt auf fünfjährigen Buben

Schizophrener bedroht am Bahnhofsplatz sieben Menschen. Seine Opfer fürchteten um ihr Leben – der Prozess.
John Schneider |
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Wurden von einem Bogenschützen bedroht: Silke und Pascal K.
Wurden von einem Bogenschützen bedroht: Silke und Pascal K.

München Ihr Sohn bemerkte die Gestalt unter dem Baum zuerst. „Mama, da steht einer und zielt mit Pfeil und Bogen auf uns“, rief Pascal K. (14) seiner Mutter zu. Tatsächlich: Am Giesinger Bahnhofplatz stand an diesem späten Juliabend ein Mann, der seinen Bogen spannte und mit angelegtem Pfeil auf die Passanten zielte.

„Erst auf meinen fünfjährigen Sohn, dann auf den großen und dann auf mich“, berichtete Pascals Mutter Silke K. am Freitag im Zeugenstand. Der Kleine habe sich an ihr Bein geklammert und geweint. Fünf Minuten soll das gedauert haben. Doch da könnte ihr das Zeitgefühl aufgrund der Todesangst einen Streich gespielt haben. Laut Anklage waren es nur wenige Momente der Bedrohung.

„Warum sind Sie nicht weggelaufen?“, fragte der Vorsitzende Richter Anton Winkler nach. „Ich stand unter Schock.“

Franz F. (58, Name geändert) hatte kurz davor vier weitere Menschen auf dem Giesinger Bahnhofsplatz mit dem Sportbogen und einem gefährlichen Holzpfeil mit Metallspitze bedroht. Erst zielte er auf sie, um dann aber doch den Pfeil nur auf einen Baum in der Nähe abzuschießen.

Der Angeklagte leidet unter paranoider Schizophrenie und erklärte, dass er an diesem Tag unter Wahnvorstellungen gelitten habe. Der Ex-Polizist macht dafür eine Umstellung seiner Medikation verantwortlich. Gezielt habe er aber nur auf Hunde, nicht Menschen.

Silke K. widerspricht dem leidenschaftlich: „Unsere beiden Terrier sind sehr klein, er hat höher gezielt.“ Dann habe er den Bogen gesenkt, den Pfeil in seinen Köcher gesteckt und „Entschuldigung, war nur ein Spaß“ gesagt.

Silke K. fand das gar nicht witzig. Sie litt nach dem Vorfall wie andere Opfer auch unter Albträumen.

Wenige Tage später wurde Franz F. einstweilig in der Psychiatrie in Haar untergebracht. Die Staatsanwaltschaft möchte daraus einen dauerhaften Zustand machen.

Der Prozess dauert an.

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