Truderinger Kurve: Bürgerintitiative wehrt sich gegen Pläne

Truderinger und Daglfinger Kurve: Anwohner fühlen sich nicht ernstgenommen. OB Dieter Reiter verspricht Hilfe.
von  Gaby Mühlthaler
Peter Grotz (l.) und Peter Brück von der Bürgerinitiative sorgen sich um die Ruhe der Anwohner.
Peter Grotz (l.) und Peter Brück von der Bürgerinitiative sorgen sich um die Ruhe der Anwohner. © Daniel von Loeper

Trudering - "Was uns das Planungsreferat da vorlegt, ist fast eine Unverschämtheit und wird der Größe der Maßnahme nicht gerecht", schimpfte Magdalena Miehle (CSU) bei der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses (BA). Das Planungsreferat sollte dem Stadtrat im Dezember ein Papier zum Münchner Abschnitt des künftigen europäischen Güterzugnetzes vorlegen. Dazu hat der BA nun Stellung genommen.

Truderinger- und Daglfinger Kurve sind ein Bestandteil dieses Korridors von Paris nach Budapest. Auch der Güterverkehr nach Italien durch den neuen Brenner-Basistunnel soll dort entlang geleitet werden.

Planungsrefererat: Kaum Möglichkeiten der Einflussnahme

Truderinger und Daglfinger befürchten massive Belastungen. Doch das Planungsreferat behandelt in seiner 29-seitigen Vorlage vier Anträge von Stadträten, Bezirksausschuss und Bürgerversammlung zum Anwohner-Schutz nur in wenigen Absätzen. Weil die Bahn Bundessache sei, gebe es kaum Möglichkeiten der Einflussnahme, so das Planungsreferat.

Rad- und Fußwege stehen im Fokus der Vorlage, denn durch die Planung biete sich "die einmalige Möglichkeit, insbesondere den Fuß- und Radverkehr zu verbessern", so die Behörde. Detailliert werden neue Unterführungen und mögliche Routen für Radler und Fußgänger aufgezeigt, skizziert und erläutert. 250.000 Euro soll sich das Baureferat von der Stadtkämmerei 2020 für Planungskosten holen.

Gegen neue Rad- und Fußwege haben weder BA noch Bürger Einwände. Allerdings empfinden im Gremium einige die Prioritäten der Stadtplaner als falsch gesetzt.

Könnte die Trasse auch an der A99 entlang geführt werden?

Bereits heute fahren gut 800 Züge pro Tag im Zwei-Kilometer-Umkreis des künftigen Bahn-Hotspots. "Laut Prognosen werden es in 20 Jahren 360 Prozent mehr sein", sagt Peter Brück, der direkt neben der Strecke wohnt. Bald sollen durch bestehende und künftige Siedlungen, wie Rappenweg und Heltauer Straße, 700 Meter lange Güterzüge mit 100 km/h rauschen. Brück und andere Betroffene haben eine Alternativtrasse vorgeschlagen.

Peter Brück hofft darauf, dass der Stadtrat sich eindeutig im Sinne der Anwohner positioniert. "Wenn die Stadträte vom Planungsreferat nicht richtig beraten werden, ist das aber schwierig für sie", so Brück. Der BA hat die Vorlage zur Überarbeitung an die Verwaltung zurückgegeben. Unter anderem fordert das Gremium eine Machbarkeitsstudie, ob der Güter-Durchgangsverkehr zwischen Haar und Karlsfeld über eine neue Gleistrasse entlang der A99 geführt werden kann. Beispiel hierfür sei Innsbruck, wo eine ähnliche Umfahrung seit 1994 in Betrieb sei.

OB Reiter kündigt Hilfe an

Auf Anfrage der AZ hat nun Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) Hilfe zugesagt. Im Planungsausschuss habe er deutlich gemacht, "dass ich mich bei allen zuständigen und verantwortlichen Gremien, also Bund, Freistaat und auch der Deutschen Bahn nachdrücklich dafür einsetzen werde, dass die berechtigten Anliegen der Anwohner ernst genommen werden".

Er werde "in diesem Sinne allen hier Verantwortlichen schreiben", kündigte der OB an. "Außerdem wird das Planungsreferat auf Wunsch des Stadtrats alle Münchner Bundestagsabgeordneten zu einem Austausch einladen, damit sie die Interessen der Anwohner und damit auch der Stadt München auf Bundesebene mit Nachdruck vertreten können".

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