Kommentar

Trepperlwirt vor dem Aus: Giesing geht verloren

Lokalchef Felix Müller über die Entwicklung der Tegernseer Landstraße.
von  Felix Müller

Giesing - "Stadt für alle!", stand jahrelang in Frankfurt an jeder zweiten Straßenecke. Die Idee, dass erst eine Großstadt, in der ganz verschiedene Menschen ihre Nischen zum Wohnen, aber auch zum Treffen haben, eine lebenswerte, echte Stadt ist, gilt auch kleinteiliger: an den Lebensadern der Viertel.

Besonderer Flair in Giesing: Damit könnte es bald vorbei sein

In München aber gelingt diese Mischung oft überhaupt nicht mehr gut. Eine große Ausnahme gibt es mitten in Giesing, an der Tegernseer Landstraße. Hier kann man zu Woolworth gehen, aber auch zum Bio-Markt, zum alteingesessenen Buchladen und zum Metzger, man kann sehr gut Essen gehen oder Darts mit einer Flasche Bier in der Hand spielen, im Waschsalon warten oder zu Hip-Hop tanzen.

Wenn nun nach dem Riffraff auch noch der Trepperlwirt vor dem Aus steht, ist das zunächst mal eine schlechte Nachricht für Löwen-Fans. Das besondere Flair auf dem Weg von der U-Bahn zum Stadion, wo viele Hundert Fans ein friedliches Straßenfest feiern, es könnte schon bald vorbei sein.

Drohendes Ende der Tegernseer Landstraße

Das Ende des Trepperlwirts aber steht auch für das drohende Ende der Tela, wie wir sie kannten. Wenn in die letzten Orte der Alteingesessenen neue Architekturbüros einziehen, entstehen ja nicht nebenan neue Treffpunkte fürs alte Giesing.

Die hiesige Mischung, in Nachbarvierteln längst verloren, ist akut bedroht. "Giesing ist nicht München!", stand neulich trotzig-stolz auf einem Aufkleber, der, klar, an der Tela pappte. Man hätte auch drauf schreiben können: Giesing ist für alle da. Gerade noch.

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