So wird der Abschied von Dieter Hildebrandt

Am Montag um 13 Uhr beginnt die Trauerfeier für den verstorbenen Kabarettisten. Die Beisetzung ist öffentlich, der private Abschied der Angehörigen wird per Video übertragen.
von  Christian Pfaffinger

Am Montag um 13 Uhr beginnt die Trauerfeier für den verstorbenen Kabarettisten. Die Beisetzung ist öffentlich, der private Abschied der Angehörigen wird per Video übertragen.

Perlach - Die Familie hat ein bisschen Angst. Vor dem Andrang, den vielen Leuten, dem Rummel. Und auch er selbst hatte es sich doch anders gewünscht, wollte eine Beisetzung im kleinen Kreis. Doch dass das nicht gehen wird, ist völlig klar. Dafür war er zu berühmt, Dieter Hildebrandt, der bedeutendste politische Kabarettist des Landes. Dafür war die Anteilnahme an seinem Tod zu groß. Als Hildebrandt vor knapp zwei Wochen im Alter von 86 Jahren an den Folgen eines Krebsleidens starb, verloren die Münchner nicht nur einen Prominenten, sondern eine Ikone, die sie geliebt und bewundert haben.

Deshalb wird die Beisetzung des Künstler-Idols, die am Montag, 2. Dezember, um 13 Uhr auf dem Neuen Südfriedhof in München stattfindet, zumindest größtenteils öffentlich sein. Lediglich die Trauerhalle ist nur für die Familie und enge Freunde Hildebrandts zugänglich.

Dort werden Prominente Trauerreden halten. Unter anderem sprechen Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, der Kabarettist Werner Schneyder, der Karikaturist Dieter Hanitzsch und der Autor Roger Wilemsen.

Diese Reden kann jeder hören und sehen: Sie werden gleichzeitig auf einer Videoleinwand vor der Halle übertragen. Dann wird Dieter Hildebrandt seine letzte Ruhe auf dem Neuen Südfriedhof in Perlach finden. Auf dem weitläufigen Friedhof liegt auch seine erste Frau Irene begraben. Und auch andere bekannte Künstler haben hier ihr Grab: etwa der niederländische Showmaster Lou van Burg oder die bayerischen Volksschauspieler Margot Mahler und Hans Stadtmüller.

Um Dieter Hildebrandt werden heute auch viele Prominente trauern. Denn der Kabarettist wurde sogar von denen geschätzt, die er auf der Bühne regelmäßig abwatschte. So sagte etwa der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber zur AZ, er trauere um den „Doyen des politischen Kabaretts im Nachkriegsdeutschland“.

Bayerns jetziges Oberhaupt Horst Seehofer nannte Hildebrandt die „Ikone schlechthin“ in seinem Fach. Dabei blieb die Partei der beiden Politiker, die CSU, selten von den spitzfindigen und geistreichen Attacken des Kabarettisten verschont.

Das blieb zwar auch die SPD nicht, dennoch verband deren Noch-OB Christian Ude und Dieter Hildebrandt eine Freundschaft. Deshalb wird Ude heute auch bei der Trauerfeier sprechen. In der AZ sagte er nach dem Tod seines Freundes erschüttert: „Es ist einfach nicht zu fassen, dass er plötzlich nicht mehr da sein soll.“ Hildebrandt sei kein „Entertainer“ gewesen, sondern ein „unerbittlicher Aufklärer“ sowie eine „kritische Instanz und moralische Institution“.

Auch in der Münchner Künstlerszene ist die Trauer um Dieter Hildebrandt groß. Der Karikaturist Dieter Hanitzsch etwa gedenkt seiner als einem „verlässlichen Freund“, der außerdem noch „genial, angriffslustig und unbeugsam“ war.

Die Lach- und Schießgesellschaft, deren Mitbegründer Dieter Hildebrandt war, bleibt heute Abend geschlossen. Eigentlich hätte er selbst heute dort auftreten sollen. Doch sein großer Wunsch, sich auf der Bühne von seinem Publikum zu verabschieden, wurde ihm nicht mehr erfüllt.

 

 

 

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