Sinkende Temperaturen: Ärger um Pokémon-Jäger lässt nach

240 Handy-Spieler am Bordeauxplatz: Im Sommer waren die Vermittler von AKIM mit einem neuen Phänomen konfrontiert. Jetzt ziehen sie eine positive Bilanz.  
Eva von Steinburg |
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240 Handy-Spieler am Bordeauxplatz: Im Sommer waren die Vermittler von AKIM mit einem neuen Phänomen konfrontiert. Jetzt ziehen sie eine positive Bilanz.

Haidhausen - Leere Pizzakartons, Dosen und Bierflaschen in den Blumenrabatten – über die unrühmlichen Hinterlassenschaften von Schülern und Studenten auf Pokémon-Jagd haben sich im Sommer viele Anwohner am Bordeauxplatz beschwert: Bis zu 240 junge Handy-Spieler belagerten von Ende Juli und im August, den bislang so beschaulichen und eleganten Platz in Haidhausen.

Das Problem war akut: Eine Frau aus der Wörthstraße störte sich auch an den Wildbieslern – und informierte die SPD Rathausfraktion. Besonders viele Ärger gab es wegen dem Lärm: Statt des Plätscherns des Brunnenwassers war nun ein Stimmengewirr und Musik aus Lautsprecherboxen zu hören. Dazu kamen ekstatische Jubelschreie – immer wenn einer der Pokémon-Go-Spieler seinen Jagderfolg am Smartphone feierte: „So ein virtuelles Monster zu fangen, ist ein Glückserlebnis. Da freue ich mich halt laut“, erklärt ein 13-jähriger Fan seinen unschuldigen Jubel.

Das Such-Spiel nach den virtuellen Pokémon-Figuren, wie Pikachu oder Taubsi, hatte ein kollektives Jagd-Fieber in Haidhausen ausgelöst. Am Bordeauxplatz waren besonders viele und seltene Pokémon-Monster zu fangen. „Elf Mal waren wir vor Ort. An warmen Abenden war bis ein Uhr nachts etwas los“, sagt Brigitte Gans, Koordinatorin von AKIM.

Die AKIM-Konfliktmanager sind professionelle Mediatoren. Für die Stadt haben sie zwischen den ungehaltenen Anwohnern und den Pokémon-Suchern vermittelt. Die sechs Profis des „Allparteilichen Konfliktmanagements“ (AKIM) haben viel Erfahrung: Seit 2014 beschwichtigen sie das Partyvolk am Gärtnerplatz - damit Lärmexzesse ausbleiben.

„Schön dass ihr da seid. Aber seht mal, bei den Leuten oben ist es ganz laut. Schaut halt, dass ihr das hier so hinkriegt, dass es die Anwohner nicht zu sehr stört.“

Lesen Sie hier: Kiffender PokemonGo-Spieler von Polizei erwischt

"Hier wurde nicht gesoffen"

In einer lässigen und harmlosen Art quatschen die Zweier-Teams von AKIM die Smartphone-Spieler im Alter von 16 bis 25 Jahren an: Erkennbar sind die Teams an ihren roten Westen: „Wir suchen ein ruhiges, offenes und angenehmes Gespräch, das Verständnis möglich macht. Ein Perspektivwechsel ist das Ziel“, sagt AKIM-Koordinatorin Brigitte Gans.

Auch die Polizei war involviert, denn Autofahrer im Pokémon-Fieber hielten am Bordeauxplatz unerlaubt in zweiter und dritter Reihe. „Den Lärm schätzen wir als mittel ein. Auf dem Platz fand nichts Schlimmes statt. Hier wurde nicht gesoffen. Es gab keine Drogen oder andere Straftaten“, urteilt Brigitte Gans abschließend. Durch die herbstlichen Temperaturen hat sich der Pokémon-Hype inzwischen immerhin einigermaßen gelegt.

Was interessant ist: Die AKIM-Teams der Stadt haben einen klaren Auftrag – doch keinerlei weiteren Befugnisse: Die Mitarbeiter nehmen keine Personalien auf, erteilen keine Platzverweise. „Unsere Arbeit ist rein kommunikativ“, sagt AKIM-Leiterin Eva Jüsten: „Es geht um ein faires Miteinander in der Stadtgesellschaft.“

 

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