Sendling: Münchner (69) liegt monatelang tot in seiner Wohnung

Der Hausarzt des Rentners schlägt Alarm, weil er von seinem Patienten seit September nichts mehr gehört hat. 
Ralph Hub |
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In diesem Mietshaus ist der Mann in seiner Wohnung im zweiten Stock gefunden worden. Nachbarn hatten ihn nicht vermisst.
rah 3 In diesem Mietshaus ist der Mann in seiner Wohnung im zweiten Stock gefunden worden. Nachbarn hatten ihn nicht vermisst.
Die Polizei hat die Wohnungstür versiegelt.
rah 3 Die Polizei hat die Wohnungstür versiegelt.
Die Polizei geht davon aus, dass der Mann bereits vor längerer Zeit starb.
rah 3 Die Polizei geht davon aus, dass der Mann bereits vor längerer Zeit starb.

Sendling - Briefe, Prospekte, ein paar Flyer – der Postkasten von Stefan A. am Eingang zu dem Appartementhaus in Mittersendling quillt über. Die Nachbarn hätten das eigentlich bemerken müssen. Ebenso, dass sie den Rentner seit Monaten nicht mehr zu Gesicht bekommen hatten.

Erst als am Dienstag ein Leichenwagen in der Zufahrt zur Murnauer Straße 250 steht, wird einigen klar, dass Stefan A. nicht mehr am Leben ist. Der Hausarzt des 69-Jährigen hatte die Polizei alarmiert. Er machte sich Sorgen um seinen Patienten. Er hatte ihn seit Monaten nicht mehr gesehen.

Feuerwehr findet Toten im Bett

Zuletzt hatte Stefan A. am 19. September letzten Jahres einen Termin. Doch er erschien nicht zur Untersuchung. Möglicherweise war der gelernte Maschinenbauer zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Als die Feuerwehr am Dienstagnachmittag die Drei-Zimmer Wohnung im zweiten Stock öffnete, lag Stefan A. in seinem Bett. Die Leiche war bereits stark mumifiziert.

"Es liegen keine Hinweise auf ein Gewaltverbrechen oder Suizid vor", sagt Polizeisprecherin Claudia Künzel. Die Staatsanwaltschaft hat eine Obduktion angeordnet. "Ich kann mich erinnern, ihn Mitte September zuletzt gesehen zu haben", sagt eine Nachbarin. Die beiden liefen sich damals vor dem Haus über den Weg.

Nachbarin über Toten: "Er hatte nie Besuch"

Nachmittags gegen 17 Uhr brach Stefan A. gerne zu einem Spaziergang auf, der meist in einer Kneipe ganz in der Nähe endete. Wie immer habe der 69-Jährige nicht gegrüßt, sagt die Nachbarin. "Er blieb für sich, hatte nie Besuch." Für die Frau, die nur ein paar Türen weiter wohnt, ist der Tod des Rentners ein Schock. "Ich hab das vor etwa zehn Jahren schon einmal erlebt", erzählt sie.

Damals wohnte sie in Neuhausen. Ein Nachbar, ein Gärtner aus dem Botanischen Garten, lag wochenlang tot in seiner Wohnung, ehe man ihn fand. "Überall waren Schmeißfliegen und es hat furchtbar im Haus gerochen", erzählt die Angestellte. In München werden laut Polizei jährlich rund 1.000 Tote in ihren Wohnungen gefunden.

Fünf bis sieben Fälle pro Woche. Manche Leichen liegen zwei bis drei Wochen, ehe sie gefunden werden, andere deutlich länger. In der Schaidlerstraße in Obersendling wurde erst am Montag letzter Woche eine 90-Jährige tot aufgefunden. Die Rentnerin lag zwei Monate in der Kochnische der Wohnung.

Ähnlicher Fall in Obersendling

Erst vor rund einer Woche hatte ein ähnlicher Fall, ebenfalls in Sendling, für Aufsehen gesorgt: Die Leiche einer 90-jährigen Frau lag für rund zwei Monate in ihrer Wohnung in der Schaidlerstraße.

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