Schockanruf bei Münchner Rentnerin: Frau lockt Opfer bis nach Ulm
Bogenhausen – Die Dreistigkeit, mit der Trickbetrüger in diesem Fall eine 75-Jährige aus Johanneskirchen in Angst und Schrecken versetzt haben, um sie bis nach Ulm zu locken, schockiert selbst erfahrene Kriminalbeamte.
Die Rentnerin übergab dort vor dem Gericht einem wildfremden Mann 20.000 Euro, weil sie dachte, damit ihrer Tochter zu helfen.
Die Frau bekam am Donnerstagvormittag einen Anruf. Eine Frau, die sich Becker nannte und sagte, dass sie eine Polizistin sei, behauptete, die Tochter der 75-Jährigen habe in München einen schweren Verkehrsunfall mit einem Todesopfer verursacht. Der Anruf verfehlte nicht seine Wirkung. Die Rentnerin war geschockt und wollte ihrer Tochter unbedingt helfen.
Falsche Polizistin drohte mit Gefängnis
Neu ist der Trick, die Opfer möglichst weit wegzulocken. Die falsche Polizistin drohte damit, dass die Tochter ins Gefängnis komme, wenn nicht vorher eine Kaution für sie bezahlt werde. Erst dann könne sie wieder auf freien Fuß gesetzt werden.
Mit dieser Masche arbeiten Trickbetrügerbanden momentan bevorzugt. Und sie sind damit immer wieder erfolgreich. "Die Opfer werden so lange und so massiv unter Druck gesetzt, dass sie nicht mehr in der Lage sind, einen logischen Gedanken zu fassen", sagt Polizeisprecherin Alessa Quintes.
20.000 Euro an eine Fremde übergeben
So war es auch im Fall der Münchnerin. Sie fuhr zur Bank und hob die geforderte Summe für die Kaution ab. Die falsche Polizistin redete der Seniorin ein, dass sie der Schweigepflicht unterliege und niemandem etwas erzählen dürfe, nicht einmal ihrem Mann.
Es kam noch dreister: Die Gaunerin wies die 75-Jährige an, mit dem Auto 160 Kilometer bis nach Ulm zu fahren. Am Amtsgericht in der Griesbadgasse solle sie das Geld einzahlen. Als die Münchnerin um 17 Uhr dort ankam, hatte das Gericht bereits geschlossen. Die 75-Jährige übergab
"Die Täter werden immer unverschämter"
20.000 Euro an eine Fremde, die vor dem Gerichtsgebäude wartete. Die Unbekannte ist etwa 1,60 Meter groß, 35 Jahre alt, schlank und sprach deutsch mit ausländischem Akzent. Bekleidet war sie mit dunkler Jacke und dunkler Hose.
Nach der Übergabe meldete sich ein vermeintlicher Staatsanwalt namens Oppenheimer. Er teilte der 75-Jährigen mit, dass sie nun von der Schweigepflicht entbunden sei. Er würde nun ihren Ehemann kontaktieren, damit dieser die Tochter in der Haftanstalt des Polizeipräsidiums München abholen könne. "Die Täter werden immer unverschämter", sagt Polizeisprecherin Alessa Quintes.
Erst als die 75-Jährige wieder zurück in München war und mit ihrem Mann sprach, wurde der Frau klar, dass sie hereingelegt worden war. Bei ihm hatte sich weder eine Polizistin noch ein Staatsanwalt gemeldet, und die gemeinsame Tochter saß auch nicht, wie behauptet, im Gefängnis.