Rutschen gegen die Online-Riesen: Schuhhaus Ruhfass in Denning wird 60

Der Nachbar schließt nach 99 Jahren, aber diese beiden Damen geben mit ihrem Familienunternehmen nicht auf - im Gegenteil: Sie trotzen der großen Online-Konkurrenz und liefern nach Hause. Und sie feiern ein besonderes Jubiläum.
Julia Wohlgeschaffen |
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Erika Ruhfass (links) und Renate Seethaler auf der legendären Rutsche in ihrem familiären Schuhgeschäft.
Daniel von Loeper 5 Erika Ruhfass (links) und Renate Seethaler auf der legendären Rutsche in ihrem familiären Schuhgeschäft.
Traditionsstandort in einer dörflichen Ecke von Denning: das Schuhhaus Ruhfass.
Daniel von Loeper 5 Traditionsstandort in einer dörflichen Ecke von Denning: das Schuhhaus Ruhfass.
Ein Blick in die Geschäftsräume.
Daniel von Loeper 5 Ein Blick in die Geschäftsräume.
Auch Handtaschen haben die Damen im Angebot.
Daniel von Loeper 5 Auch Handtaschen haben die Damen im Angebot.
Praktische Sache: Mit dem Schuhaufzug fährt die Ware von einem Stockwerk ins andere.
Daniel von Loeper 5 Praktische Sache: Mit dem Schuhaufzug fährt die Ware von einem Stockwerk ins andere.

Denning - Eine Rutsche, eine Kaffee-Maschine und viele Hunderte Schuhe. Erika Ruhfass (82) und ihre Tochter Renate Seethaler (61) führen ihr Schuhgeschäft in Denning nun schon seit 60 Jahren. Diese Woche feiern sie Jubiläum. Mutter und Tochter haben viel zu erzählen.

Auf die Rutsche traut sich auch manch Vater, der dann steckenbleibt

Heiß begehrt ist in ihrem Geschäft zum Beispiel die Rutsche, die vom Erdgeschoss ins Untergeschoss führt. Eigentlich ist sie für Kinder gedacht, aber auch auf größere Kunden hat sie eine große Anziehungskraft: "Vor allem Väter mit Kindern sind begeistert.

Ein Blick in die Geschäftsräume.
Ein Blick in die Geschäftsräume. © Daniel von Loeper

Die erzählen ihrem Nachwuchs dann ganz euphorisch, dass sie als Kind auch schon hier gerutscht sind", erzählt Geschäftsinhaberin Renate Seethaler. "Meistens schauen sie sich um, ob jemand schaut und fragen dann 'Darf ich mal?'". "Manche bleiben aber in der Mitte stecken, weil sie sich körperlich doch ein bisschen verändert haben", fügt die Schuh-Expertin lachend hinzu. Es sind Begegnungen und Erinnerungen wie diese, die den Charme eines Traditionsgeschäfts ausmachen.

Die Nachbarinnen von Max Mächtlinger, der seinen Laden nach 99 Jahren nun schließt (AZ berichtete) haben aber ähnliche Probleme wie ihr Nachbar. Sowohl die Konkurrenz der riesigen Online-Händler, als auch die Corona-Jahre machen den beiden Frauen schwer zu schaffen.

Doch Not macht bekanntlich erfinderisch und so starteten sie einen Hausservice: Im Lockdown lieferten sie gewünschte Schuhe direkt bis zur Haustüre der Kunden. Doch die Nachfrage hätte größer sein können. Erika Ruhfass: "Es gab keine Hochzeiten, keine Geburtstagsfeiern, alle waren im Homeoffice. Da brauchen die Leute nicht unbedingt neue Schuhe."

Online-Verkäufe? Kosten und Aufwand waren viel zu hoch

Mutter und Tochter gaben nicht auf, versuchten es mit Online-Verkäufen. Doch auch das entpuppte sich nicht als Erfolgsmodell. Das Experiment war mit viel Ärger verbunden, lohnte sich nicht. "Die Kosten und der Aufwand waren viel zu hoch", sagt Renate Seethaler. Zudem seien die Schuhe teils in sehr schlechtem Zustand wieder zurückgeschickt worden.

Mit einem Foto-Verbot versuchen sie, Käufe im Internet zu verhindern

Nun findet also alles wieder vor Ort statt, in dem Geschäft in der Ostpreußenstraße. Manche Probleme, die es kleinen Ladenbesitzern schwermachen, gab es schon vor der Pandemie.

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Wie dieses: "Manche Kunden lassen ihr Kind die Schuhe bei uns probieren, fotografieren das Modell und bestellen es dann im Internet", ärgern sich Mutter und Tochter. Mit Schildern und einem Foto-Verbot versuchen sie, das zu verhindern.

Auch wenn nicht alles rosig ist, einen Grund zur Freude haben Erika Ruhfass und Renate Seethaler trotzdem: Ab Donnerstag feiern sie das 60-jährige Jubiläum ihres Schuhladens. Und hoffen auf 60 weitere Jahre in Denning.

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  • Wolfling am 22.03.2022 14:22 Uhr / Bewertung:

    Das Problem mit den Parasiten (Probieren und woanders kaufen) gibt es auch woanders, da wundert mich, das da keiner was unternimmt, nämlich bei Zeitschriften.
    Im Laden ohne zu Bezahlen lesen und den echten Käufern dann gebrauchte Zeitschriften wieder zurücklegen.
    Diese Mentalität schlägt sich auch im Verkehr durch, wenn z.B. jemand meint, er darf mit seinem Auto 3 Parkplätze blockieren oder am besten gleich vor dem Eingang im Halteverbot parken statt 10m zu laufen oder aktuell jetzt mit Pflanzenöl tanken und Normalverbrauchern leere Regale hinterlassen.
    Es ist also nicht nur das Internet an allem Schuld. Es liegt auch an der schlechten Erziehung.

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