Registratur: "Wir sind der Sündenbock"
München - Überraschend hat die Bar Registratur in der Müllerstraße Mitte Januar zugemacht. Nach einem Rechtsstreit mit den Nachbarn, überrascht es jetzt umso mehr, dass Chef Christian Reuter (44) am 24. März wieder aufmachen wird (AZ berichtete).
Im AZ-Interview erklärt er, warum er trotz Gerichtsurteil eröffnet – und er erhebt Vorwürfe gegen die Stadt.
AZ: Herr Reuter, was wird anders in der Registratur?
CHRISTIAN REUTER: Wir ändern nichts am Konzept, außer dass die Dj’s verstärkt im Untergeschoss auflegen und wir freiwillig nochmals um 3 Dezibel reduzieren. Wir müssen aus unserer Sicht ja auch nichts ändern, weil wir nichts falsch gemacht haben.
Aber das Verwaltungsgericht hat die Baugenehmigung aufgehoben. Damit darf die Registratur in dieser Form doch gar nicht mehr als Lokal genutzt werden.
Das ist richtig. Im Prozess klagte eine Eigentümergemeinschaft gegen die Lokalbaukommission. Die Eigentümer, unsere direkten Nachbarn sagen, die Lokalbaukommssion hätte die Genehmigung so nicht erteilen dürfen. Weil wir als Betroffene beigeladen sind, können wir auch in Berufung gehen. Deshalb ist das Urteil noch nicht rechtskräftig und wir können in der Zwischenzeit den Betrieb wie genehmigt aufrechterhalten.
"Wir sollen als Sündenbock herhalten"
Ihr seid also in Berufung gegangen, um vorerst weitermachen zu können?
Ja, wir sind in Berufung gegangen, weil dieses Urteil richtungsweisend wäre und es für uns das Aus in der Müllerstraße bedeuten würde. Wenn es rechtskräftig wird, könnten andere Nachbarn auch andere Lokalitäten gerichtlich angehen. Mir ist wichtig, dass in der Berufung Recht gesprochen wird und alle Fakten gewürdigt werden.
Weshalb habt ihr an eurem Konzept nichts geändert? Das hätte womöglich die Nachbarn beruhigt.
Das Konzept ist nicht falsch. Alles, was wir getan haben, war den Nachbarn nicht gut genug. Wir haben sogar in einer der Wohnungen eine neue Wand für den Schallschutz auf unsere Kosten eingebaut, damit Sie nicht gestört werden. Für die Nachbarn kommt nach wie vor nur die Schließung in Frage. Das haben Sie mehrfach deutlich gemacht.
Was habt ihr denn getan?
Vor der Registratur war zehn Jahre die Erlebnisgastronomie "Die Bank" in den Räumen. Den Schallschutz haben wir erstmalig überhaupt erfüllt und dafür weitere Wände eingezogen und zusätzliche Schallschutztüren eingebaut. Geraucht wird im Hof und unsere Türsteher sorgen für Ordnung vor der Tür. Bei der Bank gab es deutlich mehr Beschwerden, die Nachbarn hatten schon 2004 gegen die Baugenehmigung Widerspruch eingelegt. Nur sind Sie nie konsequent gegen die Bank vorgegangen. Das Problem ist: Die Nachbarn sind nicht gestört durch Lärm aus der Registratur, sondern mit der Grundsituation in der Müllerstraße unzufrieden. Wir sollen nun als Sündenbock dafür herhalten.
"Wir suchen uns ein anderes Viertel"
Die Verlängerung der Feierbanane...
...genau, die Stadt hat sich in der Müllerstraße mehr und mehr zurückgezogen. Mülleimer wurden abgebaut und die Polizei kommt nur mit zwei Streifenwagen, weil sie von den Feiernden schon mit Flaschen beworfen wurden. Die Stadt hat einfach zu viele Gaststätten hier genehmigt.
Sprecht ihr noch mit euren Nachbarn?
Wir hatten eine Wirtevereinigung der Müllerstraße gegründet und darüber auch das Gespräch mit den Nachbarn gesucht. Als die Klage kam, war klar, dass es den Nachbarn nicht um eine Einigung ging. Deshalb habe ich mich aus den Gesprächen zurückgezogen. Jegliche Versuche, sich während des Prozesses mit den Nachbarn zu einigen, scheiterten zudem.
Wie geht es weiter?
Unser Mietvertrag läuft nur bis zum 30. April 2018, nachdem wir abermals nur eine Zwischennutzung bekommen haben. Danach wird das Haus gentrifiziert und es werden wie üblich Luxuswohnungen gebaut.
Soll die Registratur danach in der Müllerstraße bleiben?
Nein, auf keinen Fall. Wir suchen uns ein anderes Viertel, wo wir nicht für alles verantwortlich gemacht werden.