Ramersdorfer Bolzplatz-Affäre: Jetzt spricht der Gartencenter-Chef

In Ramersdorf soll ein Bolzplatz einer Gartencenter-Erweiterung weichen. Es soll Ersatz geschaffen werden, dennoch gibt es Gegner und Kritik.
von  Interview: Gaby Mühlthaler
Um sein Gartencenter erweitern zu dürfen, bietet Seebauer-Chef Bernhard Gerstenkorn  an, für den nahen Bolzplatz Ersatz auf dem Parkdach zu schaffen.
Um sein Gartencenter erweitern zu dürfen, bietet Seebauer-Chef Bernhard Gerstenkorn an, für den nahen Bolzplatz Ersatz auf dem Parkdach zu schaffen. © AZ-Montage, Sigi Müller/ho

Ramersdorf - Um sein Gartencenter erweitern zu dürfen, bietet Seebauer-Chef Bernhard Gerstenkorn an, für den nahen Bolzplatz Ersatz auf dem Parkdach zu schaffen. In der AZ wehrt er sich gegen die Kritik.

AZ: Herr Gerstenkorn, die Gegner Ihrer Erweiterungspläne sagen, Ihr Großvater habe das Bolzplatz-Grundstück der Stadt übereignet und dafür die Genehmigung fürs Gartencenter bekommen.
BERNHARD GERSTENKORN: Das hat uns total überrascht. Nach unserem Wissen verkaufte ein Gärtner das als große zusammenhängende Fläche Anfang der 70er der Stadt. Dort wurde auch die Ständlerstraße gebaut. Teile davon haben meine Eltern kurz darauf von der Stadt gepachtet und später erworben.

Sie bieten der Stadt einen Grundstückstausch an. Wie sieht der aus?
Die Stadt sprach mich vor einigen Jahren an, um das in den 60ern ins Stocken geratene Bebauungsplan-Verfahren 1638 wieder aufzunehmen. Weil ich nicht an einen Bauträger verkaufen wollte, habe ich den Tausch vorgeschlagen. Die Stadt hat im Umgriff schon ein großes Grundstück neben meinem, ohne ausreichende Zufahrt. Beim Tausch würde die Stadt zweitgrößter Eigentümer in dem Bereich. Außerdem wäre die Zufahrt von der Ottobrunnerstraße aus gesichert.

Gerstenkorn: "Dem Viertel Ramersdorf geht absolut nichts verloren"

Sie wollen auf dem Parkhausdach Ersatz für den Bolzplatz schaffen. Gegner sagen, das sei mit Kinderwagen schlecht erreichbar.
Erstens:
Es gibt für den Bolz- und Spielplatz insgesamt drei Ersatzmaßnahmen. Für das aktuelle Bolzplatz-Grundstück mit 3.400 Quadratmetern erhält die Stadt 650 Meter entfernt etwa 5000 Quadratmeter ehemaliges Baumschulgelände und 6.000 Quadratmeter Bauland. Dem Viertel Ramersdorf geht absolut nichts verloren, die direkten Anwohner müssten zum Kicken nur ein paar Meter weiter gehen. In etwa 400 Metern Entfernung gibt es zwei weitere Bolzplätze, einen dritten 650 Meter weiter.

Zweitens: Der Spielplatz wird einige Meter verlegt ans Ende der Adam-Berg Straße. Er wird öffentlich, ebenerdig erreichbar und dauerhaft zugänglich.

Drittens: Der Bolzplatz soll als neuer Sport- und Spielplatz aufs Parkhausdach. Wie andere Bolzplätze, soll er sonn- und feiertags frei zugänglich sein und im Sommer länger, als das Gartencenter geöffnet ist. Wo Lift und Treppenhaus hinkommen, wird im Rahmen der Genehmigungsplanung festgelegt. Ökologische Verluste gibt es aus meiner Sicht nicht. Eine regelmäßig gemähte Grasfläche bietet weder Bienen etwas, noch ist sie klimatisch groß von Vorteil. Mit dem 2.800 Quadratmeter großen Schaugarten mit vielen neuen Bäumen, den wir im Innenhof planen, wird der ökologische Nutzen vor Ort größer. Außerdem ist uns wichtig, rund um den Neubau und auf dem Dach möglichst viel Grün zu pflanzen.

Bolzplatz-Ersatz und weitere Mitarbeiterwohnungen

Sie planen außerdem weitere Mitarbeiterwohnungen. Warum?
Aktuell haben wir 40 Mitarbeiterwohnungen. Viele davon sind klein, sie werden der geänderten Struktur nicht mehr gerecht. Junge Gärtner lebten früher einige Jahre in der WG, ab Mitte dreißig will man sich oft aber nicht mehr die Wohnung mit zwei Kollegen teilen. Zudem haben sich die Öffnungszeiten wegen der Konkurrenz geändert. Wir können nicht um 18 Uhr schließen, während Baumärkte bis 20 Uhr geöffnet haben. Wenn unsere Mitarbeiter noch gießen, sind sie um 20.30 Uhr fertig. Müssen sie dann noch bis Freising pendeln, ist das mit Familienleben nicht mehr vereinbar. Außerdem gehen in den nächsten Jahren immer mehr Mitarbeiter in Rente. Ich finde die Vorstellung schrecklich, einen Mitarbeiter nach 30 oder 40 Jahren aus der Wohnung schmeißen zu müssen, um sie wieder für den Nachfolger frei zu machen. Wir wollen gute Leute halten und nicht, dass sie wegen günstigerer Wohnungen in andere Gegenden abwandern.

Kritiker klagen, dass Sie eine städtische Grünfläche bebauen wollen.
Im Flächennutzungsplan ist der Bolzplatz als allgemeines Wohngebiet ausgewiesen.

Lesen Sie hier: Bolzplatz gegen Wohnungen - Ärger um Gartencenter-Pläne

Lesen Sie hier: Ärger um Bolzplatz in Ramersdorf - Anwohner auf den Barrikaden

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