Polizeipräsident entschuldigt sich bei Teresa Z.

Einen Tag nach dem Urteil gegen Prügel-Polizist Frank W. bekommt sein Opfer Post von Hubertus Andrä. Die AZ erklärt, wie es mit Frank W. weitergeht
von  Thomas Gautier
Münchens Polizeipräsident, Hubertus Andrä.
Münchens Polizeipräsident, Hubertus Andrä. © Daniel von Loeper

Au - Monatelang war Teresa Z. schlecht auf Polizisten zu sprechen. Kein Wunder: Hauptmeister Frank W. hatte ihr die Nase und die Augenhöhle gebrochen, bekam dafür am Dienstag zehn Monate auf Bewährung (AZ berichtete). Jetzt hat sie wieder mit einem Polizisten zu tun – mit dem Chef persönlich. Münchens neuer Polizeipräsident, Hubertus Andrä, hat sich gestern bei ihr gemeldet.
Per Brief.

„Sehr geehrte Frau Z.“, beginnt Andrä sein Schreiben, das der AZ vorliegt und das an Teresa Z. persönlich adressiert ist. „Das Amtsgericht München hat festgestellt, dass die Vorgehensweise meines Beamten nicht rechtmäßig war.“

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Andrä weiter: „Es ist mir ein besonderes Anliegen, Ihnen persönlich mitzuteilen, dass es mir leid tut, dass Sie dadurch erhebliche Verletzungen erlitten haben, Verletzungen, die vielleicht tiefer gehen, als die sichtbaren Wunden es ahnen lassen.“

„Ich hätte mir gewünscht, dass es gelungen wäre, diese Situation zu beruhigen und verletzungsfrei zu lösen.“

Dann bietet der Polizeipräsident seine Hilfe an: Er habe seine zuständige Fachabteilung angewiesen, „unverzüglich“ mit ihrem Anwalt Verbindung aufzunehmen, „damit Sie Ihre finanzielle Forderung zeitnah geltend machen können“.

Am Schluss wünscht ihr Andrä „weiterhin gute Besserung“, und „dass Sie hoffentlich bald wieder vollständig genesen und völlig schmerzfrei sind“.

Der Anwalt von Teresa Z., Franz Erlmeier, bestätigt erste Gespräche. Andräs Brief respektiert er „in hohem Maße“, sagt Erlmeier: „Ich werte das als Entschuldigung.“ Man rede jetzt über Schmerzensgeld.

Strafrechtlich sei der Fall für Teresa Z. abgeschlossen, so Erlmeier. In Berufung wolle man nicht gehen. Dennoch werde man wohl auch von Frank W. Schmerzensgeld fordern. Außerdem hofft Erlmeier, dass er aus dem Dienst entfernt wird. „Er war äußerst brutal und völlig uneinsichtig und hat deshalb im Polizeidienst nichts zu suchen.“

Dem Polizeihauptmeister droht tatsächlich der Rauswurf. Laut Polizeisprecher Wolfgang Wenger wartet das Präsidium auf das schriftliche Urteil. Geht niemand in Berufung, wäre es in einer Woche rechtskräftig. Dann laufe das Disziplinarverfahren weiter. Die Staatsanwaltschaft wird laut Sprecher Thomas Steinkraus-Koch wohl nichts tun. Ob Frank W. das Urteil (zehn Monate auf Bewährung) anfechtet, ist unklar. Sein Anwalt sagt auf AZ-Anfrage nur: „Wir geben keine Statements ab.“

Passiert jetzt nichts mehr, ist Folgendes möglich:

* Frank W. bleibt suspendiert, bis das Disziplinarverfahren erledigt ist.

* Er arbeitet wieder – etwa im Innendienst, theoretisch sogar in seiner alten Inspektion in der Au. Laut AZ-Informationen ist das aber ausgeschlossen.

* Ob er aus dem Dienst entfernt wird, hängt nicht nur vom Strafmaß ab, sondern auch von seiner Einsicht. Deshalb wartet die Polizei das schriftliche Urteil ab. Darin steht oft eine Einschätzung des Richters über die Einsichtigkeit des Verurteilten. Die spielt laut Ermittlern eine sehr große Rolle. Auch die Disziplinarbehörde wird ein Persönlichkeitsprofil anfordern.

Entscheidend für seine Zukunft ist: Zeigt Frank W. Reue? Das hat er vor Gericht jedenfalls nicht getan. Auch entschuldigt hat er sich bei Teresa Z. bislang nicht. Wenn er seinen Fehler aber noch einsieht und glaubhaft machen kann, dass er in einer ähnlichen Situation nicht wieder so handelt, kommt er vielleicht davon – und wird höchstens degradiert.

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