Polizei in München auf Charmeoffensive im Problemviertel Riem

Bei einer Mini-Jobmesse knüpft die Polizei München lockeren Kontakt zu Jugendlichen aus Riem. Die wollen wissen, ob man auch mit Vorstrafe noch Polizist werden kann – und warum man so wenig verdient.
Hüseyin Ince
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
10  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Eres, Marcel und Rubenprobierenneugierig die Schutzausrüstung der Münchner Polizei an, auch die Schusswesten. "Ganz schön schwer", finden sie.
Eres, Marcel und Rubenprobierenneugierig die Schutzausrüstung der Münchner Polizei an, auch die Schusswesten. "Ganz schön schwer", finden sie. © inc

Riem - Es ist wechselhaft am Dienstagvormittag, als die Mini-Jobmesse beginnt, die die Polizei München auf dem Willy-Brandt-Platz ins Leben gerufen hat.

Auch Polizeipräsident Thomas Hampel hat sich Zeit genommen, um ohne Anlass auf Tuchfühlung zu gehen. Schließlich ist die Messestadt immer wieder mal in aller Munde, durch Jugendliche, die auffällig werden.

Die Polizei, die Messe, die Stadt München: Sie alle suchen nach Nachwuchskräften

Ein grundsätzlich sympathischer Gedanke, unter der Überschrift: "Perspektiven schaffen". Das finden offenbar auch weitere Arbeitgeber, die teils händeringend Personal brauchen – und machen mit. Dabei sind: Bundeswehr, Rotes Kreuz, die Stadt München, der Zoll, die Handwerkskammer München, die Telekom, die Messe München sowie die zentrale Beratungsstelle "Junge Menschen in Bildung und Beruf" (JiBB). Sie alle haben ihre Pavillons auf dem Platz aufgestellt.

Vor allem die Münchner Polizei will Türen öffnen und den Berufsalltag vorstellen. "Hund, Katze, Maus, wir haben heute alles dabei", sagt Hampel scherzhaft und meint damit alle Einsatz-Tiere, die die Beamten zur Verfügung haben.

Lesen Sie auch

Messe in Riem: Am besten kommen bei den Münchner Jugendlichen die Polizeipferde an

Vor allem die Polizeipferde haben es dem Publikum angetan. Grüppchenweise streicheln sie die Tiere. Das gefällt den Pferden augenscheinlich, die ja darauf trainiert sind, sogar bei einem Schuss aus der Waffe ziemlich ruhig zu bleiben. Am frühen Vormittag sind bereits etwa 200 Siebt- und Achtklässler aus umliegenden Schulen zu Besuch gewesen. Die häufigsten Fragen: Wie oft rücken sie aus? Und: Ist die Waffe echt?

Am späten Vormittag ist der Andrang auf dem Platz vor den Riem Arcaden überschaubar. Dennoch kommen Jugendliche wie Eres, Marcel und Ruben voller Neugier zum Polizeistand (alle Namen geändert), ein bisschen Smalltalk mit sehr aufgeschlossenen, jungen Polizisten. Eres und seine Freunde sind Schüler des Gymnasiums Kirchheim. Schon so früh aus heute? "Kurzstunden!", sagt Marcel, ein gedankenschneller Siebtklässler. "Wegen Lehrerkonferenz."

"Als Polizist bekommt man in München leichter eine Wohnung, oder?", fragen Jugendliche

Er und seine Freunde probieren die Schusswesten an, die Helme, die Knie- sowie die Schienbeinschützer der Beamten, die bei Demonstrationen im Einsatz sind. "Ganz schön schwer", sagen sie. Bis zu 20 Kilogramm kann allein die volle Schutzwestenmontur wiegen, erfahren sie.

Ein brisantes Münchner Thema ist offenbar schon längst bei Teenagern angekommen. "Man bekommt schon leichter ne Wohnung, wenn man Polizist ist oder?", fragt Marcel, der also glaubt, dass Vermieter einen Polizeibeamten bei der Vergabe bevorzugen könnten. "Das kann schon sein", sagt einer der Polizisten und ergänzt: "Aber nur deshalb solltest du nicht Polizist werden."

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Ob man mit Vorstrafen auch zur Münchner Polizei darf, will einer wissen

Da fragt Marcel nach. "Wie ist der Joballtag so?" Polizist: "Du weißt nie, was dich genau erwartet. Das ist es, was mir gefällt. Die Abwechslung", sagt der Beamte. "Und es ist ein sicherer Job, solange du keinen Mist baust", sagt sein Kollege. "Kann man denn mit Vorstrafen Polizist werden?", fragt der 14-Jährige. "Hast du schon welche?", will die Polizistin in der Runde wissen. "Nein nein, ich frag nur so", sagt Marcel. Alle müssen lachen. Eres fragt nach dem Gehalt. "Mit 2.500 Euro kommt man in München aber nicht weit", überlegt er laut.

Die Schüler ziehen nun die Schutzkleidung aus und schlendern weiter. Ein erster lockerer Kontakt mit Riemer Jugendlichen, so, wie es Polizeipräsident Hampel sich vorgestellt hatte. Ob Marcel darüber nachdenkt, Polizist zu werden? "Als Kind ist es ein Traumberuf gewesen und es ist bestimmt interessant", sagt der 14-Jährige, "aber ich interessier' mich für Kunst und Geschichte." Marcel überlegt noch kurz. "Also wenn, dann möchte ich Zivilpolizist werden."

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
10 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Der wahre tscharlie am 26.07.2023 16:58 Uhr / Bewertung:

    Solche Aktionen finde ich gut.

  • SL am 26.07.2023 08:39 Uhr / Bewertung:

    Es gibt zwei Studien "Trendence" und "Schülerparameter". Danach steht die Polizei an 1.Stelle bezüglich des Berufswunsches bei Schülern. Auch in Bayern hat die Polizei einen historischen Höchststand an Beamten und Bewerbern.

  • Perlacher am 26.07.2023 04:30 Uhr / Bewertung:

    Ich wusste nicht, dass man neuerdings in Bayern ohne Voraussetzungen wie:

    -Qualifizierender Abschluss der Haupt- bzw. Mittelschule mit abgeschlossener Berufsausbildung
    oder
    -Mittlerer Schulabschluss oder
    -Höherwertiger Schulabschluss

    für eine Polizeiausbildung in Frage kommt!

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.