Perlachs Dorfkern ist bedroht: Am Pfanzeltplatz droht der Abriss historischer Häuser
Perlach - Noch ist er ein Kleinod im hektischen Treiben der Großstadt, der Altperlacher Pfanzeltplatz, auf dem sich ein reges Vereinsleben abspielt. Doch das Idyll ist in Gefahr, weil alte Gemäuer aus Zeiten, als Perlach noch ein Dorf jenseits der Stadtgrenze war, nach und nach durch mehrstöckige Wohn- und Geschäftshäuser ersetzt werden.
Der Bezirksausschuss wehrt sich
Der Bezirksausschuss (BA) sieht den Charakter des alten Dorfkerns in Gefahr und wehrt sich vehement gegen dessen stückweise Zerstörung. Er fordert seit langem eine Gesamtplanung und wird ohne diese "keinem weiteren Bauvorhaben auf dem Pfanzeltplatz mehr zustimmen".

Kritische Stellplatzsituation
Aktuell hat das Gremium den Antrag auf Baugenehmigung für ein Wohngebäude mit 17 Wohneinheiten und Tiefgarage am Pfanzeltplatz 12 auf dem Tisch. "Das Bauvorhaben wird abgelehnt", schreibt der BA in seiner Stellungnahme. Besonders kritisch sieht er die Stellplatzsituation, denn "der Aufzug zum Transport von Autos in die Tiefgarage wird vermutlich weder von Besuchern noch Bewohnern angenommen werden. Der Ein- und Ausfahrtvorgang ist zu kompliziert".
Stattdessen werde wohl auf dem Pfanzeltplatz geparkt, der schon jetzt durch parkende Autos überfüllt sei. BA-Planungssprecher Wolfgang Thalmeir (CSU) kritisiert zudem, der Einfahrtsbereich sei zu eng und unübersichtlich "im Hinblick auf die verschiedenen Nutzer des rückwärtigen Grundstückteils".

Hier könnte ein Versammlungssaal realisiert werden
Auch die Versiegelung des gesamten Grundstücks für Tiefgarage und oberirdische Parkplätze kritisiert der BA. Wolfgang Thalmeir ist Fachanwalt für Baurecht und meint, genehmigungsfähig sei das geplante Gebäude nur, wenn es vorwiegend für den Allgemeinbedarf genutzt werde.
Hier könne der Versammlungssaal realisiert werden, den die Vereine in Perlach schmerzlich vermissen, seit der Gasthof zur Post geschlossen wurde und dort ein Boarding-Haus realisiert werden soll. Auch alters- und behindertengerechtes Wohnen sei am Pfanzeltplatz 12 umsetzbar.
Warum das Planungsreferat nicht gut dasteht
Aufs Planungsreferat ist der BA nicht gut zu sprechen, das habe auf "keine der bisherigen Anregungen, Anfragen und Forderungen nach einer Gesamtplanung für den alten, historischen und ensemblegeschützten Dorfplatz reagiert". Ohne diesen geforderten Bebauungsplan sind Bauvorhaben nämlich nur genehmigungsfähig, wenn sie sich in die Eigenart der näheren Umgebung einfügen.

Krasser Widerspruch?
Thalmeir sieht im Verhalten des Planungsreferats einen krassen Widerspruch zu den Ausführungen von Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) in einer Broschüre vom November 2020 zu den Münchner Dorfkernen. Darin betont Merk, sie hätten "prägend-gestalterische Wirkung auf das heutige Stadtbild als Keimzellen ursprünglich eigenständig gewachsener Orte", deren individuell geprägte Gebäude mit ländlichen Details machten "vergangene Lebens- und Arbeitsformen unmittelbar erfahrbar." Und: "Ohne die historischen Dorfkerne wäre das vielfältige Gefüge Münchens nicht zu verstehen".
Eigentlich ist ein Workshop für den Erhalt des Dorfkernes vorgesehen
Einen Widerspruch sieht der BA auch darin, dass im neuen Handlungsraumkonzept "Neuperlach und Umgebung" ausdrücklich ein Workshop für den Erhalt des historisch wertvollen Platzes vorgesehen ist. Der BA werde reagieren, wenn die Landeshauptstadt dessen langfristiger Zerstörung zusehe. "Dazu gehört auch, die ungezügelte, den Dorfkerncharakter zerstörende Nachverdichtung durch weitere Neubauvorhaben zu stoppen", so Wolfgang Thalmeir.
- Themen:
- CSU
- München
- Ramersdorf-Perlach