Abriss in der Altstadt? "Arrogant und inakzeptabel"

Für zwei historische Häuser in der Altstadt gibt es Abriss- und Neubaupläne. Der BA ist alarmiert.
Myriam Siegert
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Auf den ersten Blick unscheinbar, aber dennoch schützenswert: die Häuser Ledererstrasse 11 (v. l.) und 13 (mit Hotel).
Auf den ersten Blick unscheinbar, aber dennoch schützenswert: die Häuser Ledererstrasse 11 (v. l.) und 13 (mit Hotel). © my

Altstadt - "So etwas wie mit dem Uhrmacherhäusl in Obergiesing wird hier nicht passieren", sagt Wolfgang Püschel (SPD), Chef des Unterausschuss Bauen im Bezirksausschuss (BA) Altstadt-Lehel energisch.

Abriss- und Neubaupläne in der Altstadt

Im Zuständigkeitsbereich des BA, in der Ledererstraße mitten in der Altstadt, ist zwar kein Herbergshäusl bedroht, aber so etwas wie dessen innerstädtisches Äquivalent. Für die historischen Stadthäuser Nummer 11 und 13, gleich ums Eck vom Platzl, gibt es Abriss- und Neubaupläne. Das Problem dabei: Der hier geltende Denkmalschutz werde dabei nicht beachtet, so Püschel.

"Das ist mir in meiner langjährigen Tätigkeit noch nicht passiert,
dass man schon in den Antrag reinschreibt, dass man den Denkmalschutz außen vor lässt", sagt Püschel zur AZ. Dies sei "eine sehr arrogante und völlig inakzeptable Variante" des Vorgehens, nach dem Motto, "versuchen kann man ja alles", so Püschel. Den Antrag habe der BA deshalb abgelehnt. Das Planungsreferat bestätigt, ein Antrag auf Vorbescheid für den Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses liege vor.

Den Denkmalschutzstatus für die deutlich kleinere Nummer 11 mit einem leerstehenden Ladenlokal im Erdgeschoss und die schon etwas höhere Nummer 13, in der aktuell ein Hotel untergebracht ist, erklärt das Landesamt für Denkmalpflege auf AZ-Nachfrage.

Die Häuser seien Teil des Ensembles Altstadt München, die Nummer 11 zudem ein Einzelbaudenkmal. Laut Denkmalliste handle es sich bei der Ledererstraße 13 um ein Mietshaus von 1862. Ob es im Inneren noch ältere Teile gebe, lasse sich ohne genauere Untersuchung nicht beantworten, so das Landesamt.

Bei der Nummer 11 ist das der Fall. Das Vordergebäude des ehemaligen Bürgerhauses stamme im Kern mindestes aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und wurde im 19. und frühen 20. Jahrhundert umgebaut. Das Rückgebäude sei ein dreigeschossiger Satteldachbau von 1837.

"Ein Abriss ist aus denkmalfachlicher Sicht nicht vertretbar"

Ein besonderes Schmankerl: Im Erdgeschoss ist die Ausstattung eines Milch- und Käseladens, eine Wandverkleidung aus Kacheln mit Jugenstilornamenten, teils mit alpinen Motiven, vom Anfang des 20. Jahrhunderts erhalten und noch einmal extra in die Denkmalliste eingetragen.

Jugenstilornamente und Bemalung an der Wand: Blick in den Laden im EG der Nummer 11.
Jugenstilornamente und Bemalung an der Wand: Blick in den Laden im EG der Nummer 11. © my

Das Fazit ist klar: "Ein Abriss ist aus denkmalfachlicher Sicht nicht vertretbar", so das Landesamt. Denn das Denkmalschutzgesetz sieht nicht nur den Erhalt von Einzeldenkmälern, sondern eben auch den von bedeutenden Bestandteilen des Ensembles vor. Bei Ersterem umfasse der Schutz das gesamte Gebäude, bei Zweiteren für das Ensemble wesentliche Teile, also etwa die äußere Hülle wie Außenwände und Dach.

Im spiegelnden Fenster schwer zu erkennen, aber ein eigenes Denkmal.
Im spiegelnden Fenster schwer zu erkennen, aber ein eigenes Denkmal. © my

 

Über den Bauantrag allerdings entscheiden nicht die Denkmalschützer, sondern die Lokalbaukommission (LBK). Wolfgang Püschel ist sich sicher, dass diese in dem Fall mit dem BA einig ist. "Eine entsprechen Wachsamkeit wurde mir von der LBK zugesichert", so Püschel.

Würden hier Baumaßnahmen stattfinden, würde der BA auf den mindestens 30 Prozent bezahlbaren Wohnraum der Münchner Mischung bestehen, so Püschel.

So weit ist es noch nicht. Laut Planungsreferat wird der Antrag derzeit noch geprüft. Belange des Denkmal- und Ensembleschutzes würden dabei grundsätzlich beachtet und geprüft, heißt es.

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25 Kommentare
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  • Kadoffesalod am 15.11.2021 11:12 Uhr / Bewertung:

    Zu den beiden Gebäuden hat die Abendzeitung a) das Landesamt für Denkmalpflege und b) den SPD-ler Wolfgang Püschel vom Bezirksausschuss befragt.

    Warum nicht mit den direkten Beteiligten?

    Als erstes wäre da natürlich die Eigentümer der Gebäude. Weiter die zuständige Denkmalschutzbehörde. Das ist nicht das Landesamt sondern die Untere Denkmalschutzbehörde der Landeshauptstadt München, Blumenstraße 19, München.

    Wie ahnungslos die Obere Denkmalschutzbehörde ist, erkennt man an diesem Satz "Ob es im Inneren noch ältere Teile gebe, lasse sich ohne genauere Untersuchung nicht beantworten, so das Landesamt."

    Die im Artikel genannten Merkmale der Gebäude haben das Landesamt und die Abendzeitung den Kurzinformationen der Denkmalliste und Wikipedia entnommen.

  • Mobilist am 14.11.2021 12:53 Uhr / Bewertung:

    Bei den meisten Foristen hier kann ich mir schon vorstellen, wie Stadte aussähen wenn sie was zu sagen hätten. Eine gruselige Vorstellung. Schon gut, dass an den Schalthebeln meist Menschen sind, die eine Ahnung haben.

  • Pistenwolf am 14.11.2021 10:51 Uhr / Bewertung:

    ich war in dem Haus Nr 11, dort gab es im Erdgeschoss einen wahnsinnig guten Mittags-Italiener. Die besagten Fliessen sind der Wahnsinn, man hat wirklich das Gefühl man stehe mitten in einem Milchladen aus dem vorherigen Jahundert. Wenn man hinten raus zu den innenliegenden Wohnungen geht sieht man eindeutig wie Alt das Haus eigentlich ist. Es mag zwar von außen etwas langweilig aussehen, aber da steckt wirklich viel erhaltenswertes drin. Meiner Meinung nach gebe es zig tausend von den Einfamilienhäußern neuer Bauart innerhalb des mittleren Rings wo man anständige mehrstöckige Häußer bauen kann, verstehe eh nicht wie in einer Millionen Stadt noch jemand kleine Familienhäußer bauen kann.

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