Neues Mühlendorf im Zoo: Lernen unter Ziegen

Thalkirchen - Man könnte fast glauben, der Münchner weiß mehr über tasmanische Teufel, ghanaische grüne Mambas und indonesische Flughunde als über das heimische Fleckvieh oder das oberbayerische Huhn. Jedenfalls präsentiert Tierparkchef Rasem Baban gleich mehrmals die Tiere, die man in Zukunft im südlichen Teil des Hellabrunner Tierparks sehen wird.
Der Zoo baut dort im bisherigen Kindertierpark - zwischen Hängebrücke und Mini-Autos - das neue Mühlendorf, in dem man sich hauptsächlich der heimischen Tier- und Pflanzenwelt widmet. Also Tieren wie Murnau-Werdenfelser Rind, Girgentana-Ziege oder Sulmater Huhn, um nur einige der zukünftigen Bewohner zu nennen.
Wichtiger Baustein auf dem Weg zum Geozoo der Biodiversität
„Wir wollen zeigen, wie viele einzigartige Wildtiere direkt vor unserer Haustüre leben. Das Mühlendorf wird den Forscherdrang von Kindern und Erwachsenen wecken und Zusammenhänge zwischen heimischer Biodiversität und Globalität herstellen“, erläutert der Tierparkdirektor das Konzept.
„Es gibt die lila Kuh ebenso wenig, wie das fertige Ei im Karton aus dem Supermarkt.“ Und dass die Hochleistungskuh einen wilden Vorfahren hat, der nicht nur zum ständigen Milchgeben da ist, sollen die Besucher auch lernen
Zooschule ist das neue Herzstück
Dafür soll vor allem die neue Zooschule sorgen, die das Herzstück der 23.000 Quadratmeter großen Anlage wird. Schon jetzt besuchen unzählige Schulklassen den Tierpark, die hauseigene Schule bestand bisher aus einem Raum am Rande des Tierparks. „Mit dem Neubau mitten im Mühlendorf bieten sich durch unmittelbare Nähe zu den Bauernhoftieren nochmal ganz neue Möglichkeiten für einen praxisnahen Unterricht und direkte Tierkontakte“, sagt Christine Strobl, Bürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende des Tierparks. Für den „direkten Kontakt“ wird dabei auch ein Seminarraum im Erdgeschoss der Schule sorgen: Durch eine Glasscheibe blicken die Schüler direkt in den Stall. So sitzen die Ziegen quasi mit im Zimmer.
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Um die Schule gruppiert sich dann der restliche Teil der Stallungen und Häuser, auch ein Biergarten wird gebaut. So entsteht eine Landschaft mit alpenländischem Charakter. Neben Ziegen, Rindern und Schweinen wird es auf dem Gelände auch ein Bienenvolk und eine Fischzucht geben. Der Zoo wird dort Fische nachzüchten, die in Isar und Auer Mühlbach heimisch, aber vom Aussterben bedroht sind. Später sollen die Fische dann vor Ort ausgewildert werden. „Wir wollen Natur emotional erlebbar machen“, so Baban.
Der Tierpark rüstet auf - einige Tiere müssen raus
Einige Tiere müssen für den Umbau umziehen, eventuell sogar in andere Zoos. Definitiv weichen müssen die alten Stallungen, die noch aus den späten 1970er-Jahren stammen und nicht mehr auf aktuellem Stand sind - weder für Tier, noch für Mensch.
Das gesamte Mühlendorf kostet den Zoo rund 13 Millionen Euro, finanzielle Unterstützung bekommt Baban dabei wie schon bei anderen Projekten von der Stadtsparkasse. Das Referat für Bildung und Sport finanziert die Zooschule.
Weiterer Partner des Projekts ist die Edith-Haberland-Wagner-Stiftung, die vor allem das edukatorische Konzept unterstützt. „Die Zusammenarbeit mit dem Tierpark ist eine ideale Kooperation, um besonders die Kinder anzusprechen“, sagt Catherine Demeter, erster Vorstand der Stiftung.
Die Mini-Autos werden den Umbau nicht erleben
Die Bauarbeiten beginnen im Dezember, in zwei Bauabschnitten wird das Mühlendorf entstehen. Wenn alles gut geht, ist das neue Gelände im Sommer 2019 fertig.
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber für viele Kinder vielleicht dennoch: Die Mini-Autos und die Eisenbahn werden den Umbau nicht überleben.