Neuer Kirchplatz für Giesing: Zurück zum Ortszentrum
Obergiesing-Fasangarten - Von einer "hässlichen Kreuzung" zu einem "wunderbaren Stadtplatz" - so stellt sich Clemens Marschner (45) die Verwandlung des Giesinger Bergs vor - an der verkehrsumtosten Ecke zur Icho- und Silberhornstraße.
Mit der Online-Petition "Den Giesinger Kirchplatz bauen: Leben statt Verkehr" hatte der Gründer der Initiative "Giesinger Kirchplatz" am Dienstag online 259 Unterschriften gesammelt. In mehr als 20 Geschäften um den Tegernseer Platz liegen zudem Unterschriftenlisten aus.
"Mit den zwei Kirchen ist die richtige Kulisse schon da"
"Dieser Ort hat es verdient, dass man für ihn kämpft - denn er hat Potenzial! Mit den zwei Kirchen ist die richtige Kulisse schon da", sagt IT-Spezialist Marschner. Auf den Treppenstufen der Heilig-Kreuz-Kirche ließe sich dann der Sonnenaufgang anschauen, "ohne schlimmen Verkehrslärm". Den Kindern der nahen Icho-Grundschule wünscht der Vater einer zehnjährigen Tochter einen viel sicheren Schulweg - und einen wesentlich ruhigeren Pausenhof.

Seine Initiative kämpft seit 2021 dafür, die Fehler der autogerechten Stadt in Giesing zu korrigieren. Der neue Stadtplatz soll Gemeinsamkeit schaffen: mit Brunnen, Eisdiele, Straßencafés und einer Bühne. "Wir könnten in Giesing unseren eigenen Christkindlmarkt haben, Raum für Schulfeiern und einen Ort, an dem die Sechzger ihren Aufstieg feiern", so der Giesinger.
Sicherheit für Kinder und mehr Miteinander
Seit 20 Jahren ist die Neugestaltung der lauten Kreuzung im Viertel schon Thema. Denn: Historisch gesehen war bis 1870 hier das Giesinger Ortszentrum.
Autos sollen in eine Unterführung 3,5 Meter tief unter die Erde gelegt werden, damit oben ein großer Platz entsteht. Radler und Fußgänger rücken ins Zentrum. Die Autos werden über Rampen in den Untergrund geführt, die Martin-Luther-Straße beruhigt, neue Häuser gebaut, das Giesinger Bräu könnte einen Biergarten zum Platz hin öffnen, so sieht der Traum der engagierten Umplaner aus. Ergebnis: "Ein gemütlicher und großstädtischer Platz entsteht, ein Wohnzimmer für die Giesinger", schwärmt Clemens Marschner.

Mit zwei Architekten und weiteren Mitgliedern aus der Baubrache hat seine 15-köpfige Bürgerinitiative ein professionelles Werbevideo für die Kirchplatz-Idee auf Youtube und die Webseite gestellt. Im Juli kamen Stadträte zum Ortstermin. "Bislang sind viele Bürger und Geschäftsleute begeistert und die Opposition, also CSU, FDP, Freie Wähler und Bayernpartei", erklärt Clemens Marschner.

Problem der Prioritäten
Denn in Obergiesing liegen die Prioritäten gerade anderswo: Im Stadtrat steht noch die Entscheidung zur Finanzierung der aufwendigen Giesinger Rad- und Fußgängerbrücke Richtung Isar hin aus.
Bei der letzten Bürgerversammlung hat die Idee "Giesinger Kirchplatz" Anklang gefunden. Doch Carmen Dullinger-Oßwald (Grüne), die Vorsitzende des BA Obergiesing, erklärt: "Die Idee ist charmant. Für meine Begriffe ist sie im Moment nicht realisierbar - vielleicht in 20 Jahren!" Das Problem: eine Unterführung am Giesinger Berg sei sicherlich sehr schwierig und teuer. Für die Mehrheit der Stadtteilpolitiker hat der Umbau des Tegernseer Platzes Vorrang, erklärt Dullinger-Oßwald: "Das ist ein belebter Hotspot, der dringend verbessert werden muss. Hier ist die Tram. Hier steigen viele Leute vom Bus um. Grün und Bänke sollen her."
Auf dem Tollwood-Festival stellt die Bürgerinitiative am Donnerstag von 20 bis 22.30 Uhr ihr Kirchplatz-Projekt im Grünen Pavillon vor. Infos und Video: www.kirchplatz-giesing.de