Neubau in Riem: Willkommen im Wabenhaus

In der Messestadt entsteht ein Haus, in dem es nur schräge Wände gibt. Ein Wohnkonzept der Zukunft - in dem nur Möbel das Problem sind.
Gaby Mühlthaler |
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Karate auf der Baustelle: Im Wabenhaus gibt es keine senkrechten Wände.
Karate auf der Baustelle: Im Wabenhaus gibt es keine senkrechten Wände. © Peter.Haimerl.Architektur

Riem - Eins ist sicher: Es wird ein Hingucker im tristen Schachtelbau-Allerlei der Messestadt, das Wabenhaus an der Den-Haag-Straße. Sechseckige, horizontal aufeinander gestapelte wabenförmige Röhren werden dort zu einem Cluster in Form eines großen Wabenstocks montiert. Architekt Peter Haimerl und sein Team wollen, gemeinsam mit dem Bauherren Wogeno, der traurigen Alltags-Kulisse aus weißen Quadern mit standardisierten Fassaden ein intelligentes Wohnmodell mit vielen Vorteilen entgegensetzen.

Ist man in der Messestadt unterwegs, fällt häufig die Orientierung schwer. Zu sehr gleichen sich die im Schachbrettmuster angeordneten Straßenzüge mit ihren fast austauschbaren Gebäuden. Ist man jetzt in der Oslo-, Dublin- oder Belgradstraße? Selbst der Kiosk an der Kreuzung macht die Antwort nicht leichter, solche Ecken gibt es viele.

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"Zoomtown": Konzept für eine bessere Stadt

Für Peter Haimerl eine Herausforderung. Der Architekt aus München denkt gerne weiter. Mit seiner Idee einer "Zoomtown" hat er beispielsweise ein Konzept für eine bessere Stadt entworfen, in der Autos durch kleine Elektrofahrzeuge ersetzt werden, die kaum mehr Platz als ein Fußgänger brauchen. Noch eine Utopie.

An der Messestadt nimmt eine andere seiner Ideen aber bereits konkrete Form an: Mit dem Gebäude aus Wabenröhren, die als komplette Bauteile über- und aneinander gestapelt sind, schafft er nicht nur interessante Fassaden, sondern auch ein neues Wohngefühl für die künftigen Nutzer.

Die Flächennutzung ist innovativ. Treppenhäuser gibt es nicht im Wabenhaus. Jeder Raum ragt in eine andere Ebene hinein und ist über die schräge Wandfläche erreichbar. Das funktioniert nur, weil die übliche regelmäßige Sechseck-Wabe zu einer langgestreckten geändert wurde. Die übereinander gestapelten Röhren, die aus Fertigteilen vor Ort zusammengefügt werden, ergeben aufeinander gesetzt eine Art großen Wabenstock.

Das Haus im Rohbau: Auf der Webseite der Wogeno kann man den Baufortschritt via Webcam beobachten.
Das Haus im Rohbau: Auf der Webseite der Wogeno kann man den Baufortschritt via Webcam beobachten. © Peter.Haimerl.Architektur

"Das in der Natur weit verbreitete Prinzip der Hexagonalstruktur erlaubt intelligente räumliche Verschachtelungen und ermöglicht unzählige Kombinationen von Raumeinheiten", heißt es auf Haimerls Webseite. "Wände verschwinden oder werden zu Verbindungstreppen oder Raumtaschen." Dies sei optimal geeignet für genossenschaftliches Leben, sozial und öffne sich zur Nachbarschaft.

Mitten durch die Längsachse des Baus führt die "Himmelsleiter", von der auf beiden Seiten 15 Wohneinheiten erreichbar sind. Das können Zwei-Zimmer-Wohnungen oder auch WGs mit Gemeinschaftsräumen und -küchen sein.

Innerhalb der Wohnungen, die alle mindestens einen Balkon haben, gelangt man über die Waben-Schrägen in den nächsten Raum. Oben auf dem Dach ist ein Garten geplant, unten im Erdgeschoss eine Kita und Aufenthaltsräume für alle.

Passgenaue Möbel aus 3D-Druckern

Konventionelle Möbel allerdings wird man in den Wabenräumen schwer unterbringen. "Wir müssen passgenaue Möbel anfertigen und hoffen, dass es mit einem 3D-Drucker geht", sagt Peter Haimerl.

Seine Spezialisten basteln schon daran, das vorhandene Volumen perfekt zu füllen. Vielleicht kann man in Zukunft für Wabenhäuser statt Betonröhren solche aus Holz verwenden, das bekanntlich ja in sich arbeitet. Haimerl ist zuversichtlich, dass "es irgendwie funktionieren wird", modulare Holzbau-Waben herzustellen.

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Auf dem Grundstück an der Den-Haag-Straße baut die Wogeno ein weiteres Haus, das Haimerl geplant hat. Das "Gartenhaus" wird Treppenhäuser, Aufzüge und nur barrierefreie Wohnungen haben, die im Wabenhaus nicht möglich sind. Dieses und das Gartenhaus werden im Passivhausstandard gebaut.


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17 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • 2020Manni am 13.12.2021 22:36 Uhr / Bewertung:

    Endlich mal etwas Mut! Sicher keine Lösung für die Masse, aber etwas über das man sich streiten kann, ein Objekt das ein Viertel besonders macht.

  • Haderner am 13.12.2021 19:52 Uhr / Bewertung:

    Vermutich kommen dann auch die künftigen Bewohner aus dem 3D-Drucker?

  • Witwe Bolte am 13.12.2021 18:58 Uhr / Bewertung:

    Wie soll man da bloss seine Bilder/Gemälde aufhängen, ohne dass die frei umher baumeln?

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