Nach Todes-Unfall: U-Bahnfahrer suspendiert
Wieder auf der Linie der U1 in Richtung Mangfallplatz passiert der Unfall. Der junge Mann ist sofort tot. Der U-Bahn-Fahrer hat knapp ein Promille Atem-Alkohol. Die MVG reagiert.
München - Ein Münchner U-Bahnfahrer hat im U-Bahnhof Candidplatz einen Fahrgast überfahren. Der junge Mann war sofort tot. Laut Polizei waren beide Männer alkoholisiert. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hat den Fahrer nach dem Unfall vom Dienst suspendiert.
Es geschah am vergangenen Sonntag in der Früh um 6 Uhr: Der Fahrgast, ein 25-jähriger Afrikaner aus Sierra Leone, torkelte am U-Bahnhof Candidplatz über den Bahnsteig. In unmittelbarer Nähe der Bahnsteigkante verlor er das Gleichgewicht und stürzte ins Gleis. Dort blieb er reglos liegen.
Der 61-jährige U-Bahnfahrer fuhr mit seinem Zug der U1 stadtauswärts in Richtung Mangfallplatz. Als der Münchner in den Bahnhof Candidplatz einfuhr, stürzte der Mann unmittelbar vor dem Zug ins Gleis.
Betrunkene Fahrt Die Promille-Beichte des U-Bahn-Fahrers
Nach Einschätzung und Berechnung der Münchner Verkehrsbetriebe hatte der Fahrer keine Möglichkeit mehr, die U-Bahn noch rechtzeitig zum Stehen zu bringen – auch, wenn er selbst nicht alkoholisiert gewesen wäre. Der Afrikaner wurde von der U-Bahn überfahren. Er starb noch am Unfallort. Als der U-Bahnfahrer ausstieg, stellten Zeugen starken Alkoholgeruch bei dem 61-Jährigen fest. Sie berichteten dies der Polizei. Ein Atemalkoholtest bestätigte den Verdacht: das Messgerät ergab einen Wert von knapp 1 Promille.
Laut MVG fuhr der U-Bahnfahrer seit über 30 Jahren ohne Beanstandungen. Nach dem tödlichen Unfall wurde der 61-Jährige aber sofort vorläufig suspendiert.
Für Andreas Nagel von der „Aktion Münchner Fahrgäste“ ist der Fall kein Einzelfall: „Beim Fahrpersonal scheint Alkohol ein Problem darzustellen. Dem muss ganz entschieden entgegengewirkt werden“, fordert er. Erst im Sommer 2012 war ein 46-jähriger Münchner U-Bahnfahrer zu 3200 Euro Strafe verurteilt worden, weil er auf der selben Strecke völlig betrunken durch U-Bahnhöfe gerast war und Anhaltesignale ignoriert hatte (AZ berichtete). 1,68 hatte der U-Bahnfahrer damals intus. Nach der Promillefahrt war er seinen Job los, verletzt wurde glücklicherweise niemand.
Die MVG testet derzeit drei verschiedene Systeme, um das Gleisbett besser überwachen und die Züge schneller zum Stehen zu bringen. Das Ergebnis der Testphase soll im Frühjahr vorgestellt werden.