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Mutter kümmert sich nicht um Neugeborenes: Bub verdurstet und verhungert

Eine 23-Jährige aus Gern lässt ihren erst wenige Tage alten Buben qualvoll sterben. Erst als er nicht mehr atmet, ruft sie den Notarzt.
Ralph Hub
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Die Polizei ermittelt in einem Tötunsgdelikt. (Symbolbild)
Die Polizei ermittelt in einem Tötunsgdelikt. (Symbolbild) © Carsten Rehder/dpa/Symbolbild

Gern - Es ist eine unfassbare Tragödie, die sich in einem Mehrfamilienhaus in Gern abspielte: Eine 23-Jährige bringt in ihrer Wohnung alleine und heimlich ein Kind zur Welt. Die junge Mutter ist mit der Situation völlig überfordert. Erst als sich der erst knapp eine Woche alte Bub nicht mehr rührt, ruft sie einen Kindernotarzt.

Die 23-Jährige lebt alleine in ihrer Wohnung in dem Mehrfamilienhaus. Offenbar ahnt niemand etwas von der Schwangerschaft, weder Freunde noch die Familie sind informiert. Die werdende Mutter scheint alles auszublenden.

Niemand im Haus bekam etwas von der Geburt mit

Vor etwa einer Woche, so teilte die Polizei am Donnerstag mit, bringt sie heimlich und ohne ärztliche Hilfe das Baby zur Welt. Es ist ein Bub, gesund und munter. In der Wohnung deutet nichts darauf hin, dass sich die 23-Jährige auf ihren neuen Lebensabschnitt als Mutter vorbereitet hätte. Kein Kinderbettchen steht bereit, kein Kinderwagen, in dem sie mit ihrem kleinen Söhnchen Spazierengehen könnte.

Im Gegenteil, die frischgebackene Mutter beginnt, sich zu Hause regelrecht einzuigeln. Keiner der Nachbarn im Haus scheint von dem Neugeborenen etwas gewusst zu haben. "Die Geburt war bei den Behörden nicht gemeldet", bestätigt Polizeisprecher Jakob Siebentritt.

Die 23-Jährige hat ihren Sohn offenbar nach der Geburt nicht versorgt, sondern ihn einfach seinem Schicksal überlassen. Bei der Obduktion im Münchner Institut für Rechtsmedizin haben sich "Anhaltspunkte für eine akute Unterversorgung des Säuglings ergeben", heißt es im Obduktionsbericht. Der Bub ist demnach über Tage hinweg qualvoll verdurstet und verhungert.

Das Baby muss vor Schmerzen geweint und geschrien haben. Doch niemand in dem Mehrfamilienhaus hat etwas gehört. Niemand ahnte etwas von dem schrecklichen Martyrium des Kleinen. Erst am Dienstag gegen 10.15 Uhr rief die junge Mutter schließlich die Rettungsleitstelle. Ihr neugeborenes Kind atmete nicht mehr, teilte sie mit.

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Mutter in psychiatrische Klinik eingewiesen

Ein speziell ausgebildeter und ausgerüsteter Kindernotarzt fuhr zu dem Haus. Doch das Notfallteam konnte nicht mehr helfen. Das Baby war bereits tot.

Die Mutter befand sich in einer psychischen Ausnahmesituation. Sie wirkte völlig apathisch. Auf Anordnung des Gesundheitsamtes wurde die 23-Jährige umgehend in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. "Es liegen Hinweise vor", sagte Juliane Grotz, Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I, "dass die Beschuldigte bereits vor der Geburt des Säuglings an einer psychischen Erkrankung litt".

Aufgrund dieser Hinweise könne derzeit nicht ausgeschlossen werden, dass sie "im Zustand der Schuldunfähigkeit handelte". Das könnte bedeuten, dass sie nicht vor Gericht gestellt und verurteilt wird. Ein Gerichtsgutachter wird die 23-Jährige untersuchen. Derzeit ermittelt die Mordkommission gegen die junge Mutter. Der Vorwurf gegen sie lauter auf Totschlag durch Unterlassung.

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11 Kommentare
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  • glooskugl am 31.03.2023 17:46 Uhr / Bewertung:

    Es gibt so viele mit der die in ihrer Schwangerschaft amtlich zu tun hatte , Herrgott haben die nicht bemerkt welche kranke Persönlichkeit gerade im Begriff ist ein Kind zu bekommen ?
    Aber scheinbar sind sie entweder abgestumpft oder völlig überfordert. Unsere Ämter erfüllen ihren Zweck nicht obwohl die eigentlich verpflichtet sind auf solche Kinder aufzupassen. Das ist traurig genug...Können die zuständigen Sachbearbeiter überhaupt noch ohne Alkohol ruhig schlafen?

  • Himbeergselchts am 01.04.2023 10:01 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von glooskugl

    Erzählen Sie bitte. Wieviele und welche Menschen haben amtlich mit schwangeren Frauen zu tun?
    Seit Jahren existieren sogenannte KoKis (Koordinierende Kinderschutzstellen, -Netzwerk frühe Kindheit) . Manche Behörden setzen das umfassend um und es stehen bereits während der Schwangerschaft Sozialarbeiterinnen, Hebammen und Gynäkologinnen zur Verfügung, finanzielle Unterstützung und Unterstützung nach der Geburt können koordiniert und eingeleitet werden. Das setzt aber voraus, dass die Schwangerschaft bekannt ist. Manche Stadtteile oder Gemeinden setzen fast gar nichts um. Die Spannbreite ist riesig, von fürsorglich, vorausschauend bis nahezu Null.
    Hin und wieder werden Schwangerschaften verborgen. Eine Methode besteht im Schnüren.

  • leafina am 31.03.2023 11:01 Uhr / Bewertung:

    Sehr, sehr merkwürdig, dass niemand das schreiende Baby gehört haben soll. Denn es wird vermutlich nicht nur einmal geschrieen haben. Oder wollte man mit "dieser Person" nix am Hut haben und hat einfach "weggeschaut"?

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