Münchner Orleanshöfe: Haidhauser wollen kein Hotel
Haidhausen - Verkehr und Radwege, öffentliches Grün und noch ein Hotel? Vor allem um diese Themen drehte sich die Online-Informationsveranstaltung am vergangenen Donnerstag zum Neubauquartier "Orleanshöfe" in Haidhausen.
Eine Hälfte soll Wohnraum werden
Nicht ganz vier Hektar groß ist die Fläche entlang der Orleansstraße zwischen Ostbahnhof und Berg-am-Laim-Straße. Wo gerade noch Gebrauchtwagen verkauft werden, entsteht das neue Areal, das zur Hälfte mit Wohnungen und zur Hälfte mit Nicht-Wohn-Nutzung, wie Büros, Gewerbe, Einzelhandel und Kitas bespielt wird.
Zur Gestaltung des Ganzen hatten der Investor und die Stadt einen städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb ausgelobt. Gewonnen hat der Entwurf des Berliner Büros Teleinternetcafe Architektur mit Treibhaus Landschaftsarchitektur aus Hamburg. Dieser ist jetzt Grundlage für das Bebauungsplanverfahren, ab 2023 soll gebaut werden.
Ebenjene Pläne wurden den Bürgern vom Planungsreferat wie auch der Bauherrin GVG bei der Veranstaltung erläutert. Auch der Bezirksausschuss (BA) gab eine Einschätzung ab. Die Bürger konnten via Chatfunktion Fragen stellen.
Der Entwurf wird als "verzahnter Stadtbaustein" beschrieben, offen zur Nachbarschaft, trotz der "lärmtechnischen Herausforderungen" durch die Bahngleise. Tote Rückseiten will man vermeiden, stattdessen sollen die Quartiersplätze offene und urbane Treffpunkte sein. Nischen vermitteln zwischen Gewerbe und Wohnbereichen.
BA-Chef: "Wichtig war uns, dass das hier Mietwohnungen werden"
460 Wohnungen sind bisher geplant, was etwa 40.000 Quadratmeter Wohnraum entspricht. Dazu kommen 32.000 Quadratmeter Gewerbe und Büros, sowie zwei Kitas und zwei Einzelhandelsmärkte. BA-Chef Jörg Spengler (Grüne) erklärt: "Wichtig war uns, dass das hier Mietwohnungen werden. Das hat uns der Investor definitiv zugesagt, dass es keine Eigentumswohnungen sind", damit "tatsächlich auch bezahlbarer Wohnraum in Haidhausen entsteht".
Größter Kritikpunkt war die Nutzung des am Haidenauplatz geplanten Hochpunktes. 45 Meter hoch soll das Gebäude, von der Orleansstraße etwas eingerückt stehen und so den Stadtteileingang markieren. Darin soll ein Hotel untergebracht werden.
Schon im Vorfeld hatte der BA diese Nutzung abgelehnt und klar gemacht, dass man "lieber zusätzliche Wohnungen hätte", sagt Jörg Spengler. "In diese Richtung gingen auch die Anmerkungen der Bürger." Schließlich gibt es mehrere Hotels direkt gegenüber, am Orleansplatz und im Werksviertel. Erfreulicherweise, so Spengler, hätten sich Stadt und Investor offen und kompromissbereit gegenüber den Vorschlägen von BA und Bürgern gezeigt. Man schaue jetzt, inwieweit die Planungen verändert werden können.

Die Höhe des Gebäudes ist nach Einschätzung des BA-Chefs kein wirklicher Streitpunkt, auch wenn es Stimmen im BA gebe, denen der Bau zu hoch sei. Weil der Abschnitt am Haidenauplatz wegen der Baustelle zur Zweiten Stammstrecke noch lange belegt sei, werde als allerletztes gebaut, "wohl nicht vor 2030", so Spengler. Dies biete Zeit "in alle möglichen Richtung zu planen".
Den Bürgern ist das Thema Verkehr wichtig
Den Bürgern war das Thema Verkehr sehr wichtig, dessen Zunahme vor allem die Anwohner fürchten. Der Anschluss an den ÖPNV ist durch die Nähe zum Ostbahnhof freilich gut, der BA habe außerdem klargemacht, so Spengler, dass er radentscheidskonforme Radwege in der Orleansstraße haben wolle - auf beiden Seiten.
"Und hinter dem Areal auf der Bahnseite wollen wir auch einen Radweg haben." Auch das Dauerprojekt eines Radwegs von der Regerstraße über den Ostbahnhof, wolle man weiter verfolgen.
Geplant ist ein Denkmal für die Weiße Rose
Gerungen wird auch noch um die Grün- und Erholungsflächen. "Wir wollen - und haben das mehrmals bekräftigt -, dass die Grünflächen auf dem Baugebiet ausgewiesen werden", sagt Spengler. Man habe schlechte Erfahrungen beim Paulaner-Gelände gemacht, wo die vorgesehenen Grünflächen auf schon vorhandene verlagert wurden, eine sogenannte Kompensation.
"Beim Paulaner war es der Kronepark, hier soll es der Hypopark sein, der dann aufgewertet wird", sagt Spengler. "Wir beim BA sagen, das ist ein Schmarrn. Vielleicht ergibt sich ja im Bereich am Haidenauplatz eine Möglichkeit, da ist noch viel zu gestalten." Geplant ist außerdem ein Denkmal für die Widerstandsgruppe Weiße Rose. Deren Mitglieder zeigt ein Foto an dem Eisenzaun entlang der Orleansstraße, der in seiner Gänze aber dem Bauprojekt weichen muss.
Eine Aufzeichnung der Veranstaltung finden Sie unter muenchen-mitdenken.de/orleanshoefe
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