München: Traditionsladen in Bogenhausen schließt nach 40 Jahren

Nach fast 40 Jahren gibt das Ehepaar Kaindl sein Sportgeschäft auf. Vertrauen und gute Beratung sind für sie die Basis zum Erfolg. Die Kaindls sind sicher: "Der Fachhandel ist nicht tot!"
Victoria Kunzmann |
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Skischuhe, Skihelme – und alles, was das Sportlerherz sonst noch so begehrt: Fredy und Brigitte Kaindl im Geschäft.
Daniel von Loeper Skischuhe, Skihelme – und alles, was das Sportlerherz sonst noch so begehrt: Fredy und Brigitte Kaindl im Geschäft.

Bogenhausen - "Keine Ahnung, ich vertrau' dir da!" Brigitte Kaindl ist schon längst auf dem Weg ins Lager, als ihr langjähriger Kunde das noch hinterherruft. Kaindl weiß, was ihre Stammkunden wollen. Sie machen 80 Prozent der Kundschaft aus. Bald müssen sie sich ein neues Sportgeschäft suchen.

Der 28. Februar ist der letzte Tag, an dem Brigitte und Fredy Kaindl ihren Laden geöffnet haben. Dann ist Schluss. Nach 40 Jahren. Nach mehreren Vergrößerungen und Umbauten. Weil sich kein Nachfolger findet. 1980 angefangen als Fachhandel für Tauch- und Skisport, ist Sport Kaindl die Anlaufstelle für Sportartikel in Bogenhausen und darüber hinaus geworden. "Da ist ein Vertrauen entstanden, das wir über die Jahre zu unseren Kunden aufgebaut haben", sagte Brigitte Kaindl. "Unser Geschäft ist wie unser Wohnzimmer."

 


Die Kaindls kurz nach der Eröffnung 1980. Foto: Archiv Kaindl


Fredy Kaindl: "Der Laden ist explodiert!"

Die Freude am Sport, vor allem am Tauchen und Skifahren, habe die Arbeit einfacher gemacht. Dass er den Laden bekommen hat, bezeichnet Fredy Kaindl als "Glücksfall". Gearbeitet haben er und Brigitte Kaindl in den 1970er Jahren in Schwabing, im Tauchsportgeschäft Bentele. Der heute 70-Jährige wollte das Geschäft damals übernehmen, doch die Konditionen passten ihm nicht. Also fasste er 1979 den Entschluss, sich selbstständig zu machen.

Von einem Bekannten bekam er den Tipp, dass in Bogenhausen ein Laden leersteht. 120 Quadratmeter waren das damals. Da wurden noch die Möbel zur Seite geschoben und in der Mittagspause Tennis gespielt, gegen die Wand. Die Regale hat Kaindl noch selbst gebaut. Inzwischen hat er 550 Quadratmeter Verkaufsfläche. "Der Laden ist explodiert", sagt Fredy Kaindl und lacht. "Jetzt bräuchten wir wieder mehr." 

Allerdings sei es "schwierig, ein individuelles Konzept zu fahren", sagt Brigitte Kaindl. Denn die Industrie sorge dafür, dass die Einzelhändler schon fertig geschnürte Pakete mit Saisonartikeln bekommen. Eigenen Einfluss hat sie kaum auf das Sortiment.

 


Hier konnte man auch Tennisschläger ausprobieren. Dann wurden die Möbel zur Seite geschoben. Foto: Archiv Kaindl


Fredy Kaindl: "Der Fachhandel ist nicht tot!"

Neben einem großen Angebot legen die Kaindls vor allem Wert auf Beratung und guten Service – für sie die Basis und der Schlüssel zum Erfolg. Der Onlinehandel könne eben nicht alles ersetzen. "Zum Beispiel Tennisschläger besaiten, die Skibindung einstellen, das Warten von Atemreglern." Kaindl könnte die Liste fortsetzen. Sein Keller ist voll, die Leute kommen zu ihm. Für die Kaindls eine Bestätigung. "Die Kunden brauchen den Service, der Fachhandel ist nicht tot!"

Ganz im Gegenteil: Der Service werde heute wieder mehr geschätzt als noch vor wenigen Jahren, glauben sie. Umso schmerzhafter ist für sie, dass es im Viertel bald noch ein Fachgeschäft weniger gibt. Ein Geschäft, samt Beratung, Freude und Vertrauen.

Traditionsgeschäft am Königshof zieht nach 70 Jahren aus


Ismaninger Straße 136, Mo-Fr 9.30 -18.30 Uhr, Sa 9.30-14 Uhr. Räumungsverkauf bis Ende Februar

Lesen Sie dazu auch: Einzelhandel in der Krise - Die Großen überleben

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