München-Schwanthalerhöhe: Das sind die Pläne für das Geisterhaus

Das Haus in der Westendstraße 35 steht schon seit Jahren leer. Jetzt soll dort in München ein besonderes Wohnprojekt entstehen. 
von  Myriam Siegert
Westendstraße 35: mit Brettern vernagelte Fenster im Erdgeschoss und eine über die Jahre immer mehr vollgeschmierte Fassade.
Westendstraße 35: mit Brettern vernagelte Fenster im Erdgeschoss und eine über die Jahre immer mehr vollgeschmierte Fassade. © Sigi Müller

Schwanthalerhöhe - Manche haben es schon als Geisterhaus bezeichnet: Das Anwesen in der Westendstraße 35, bestehend aus Vorder- und Rückgebäude, steht schon seit drei Jahren leer.

Das Haus passt gut ins Viertel und sieht eigentlich solide aus – abgesehen von den mit Brettern vernagelten Fenstern im Erdgeschoss und der Fassade, die über die Jahre immer mehr vollgeschmiert wurde.

Das Haus gehörte einmal der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS), schon 2016 beschloss der Stadtrat, dass das Objekt an die städtische Wohnbaugesellschaft GWG übertragen wird. Die hat nun konkrete Pläne für das Grundstück. Das Vordergebäude soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.

Westendstraße: Baubeginn frühestens 2020

Auf den rund 1.600 Quadratmetern Fläche soll in Zusammenarbeit mit dem Sozialreferat ein Wohnprojekt der Einrichtung "Lebensplätze" für ehemals wohnungslose Frauen entstehen. Zielgruppe sind dabei alleinstehende Frauen ab etwa 50 Jahren, die lange Jahre wohnungslos und beispielsweise in verschiedenen Einrichtungen und Notquartieren untergebracht waren. Auch ein Angebot von Unterstützungsleistungen sind in dem Konzept enthalten. So soll den Frauen ein selbstständiges und würdiges Leben im Alter ermöglicht werden.

Westendstraße 35: mit Brettern vernagelte Fenster im Erdgeschoss und eine über die Jahre immer mehr vollgeschmierte Fassade.
Westendstraße 35: mit Brettern vernagelte Fenster im Erdgeschoss und eine über die Jahre immer mehr vollgeschmierte Fassade. © Sigi Müller

Denkbar wären laut Einschätzung des Sozialreferats etwa 30 Apartments, die barrierefrei gestaltet werden. Baubeginn könnte laut GWG frühestens 2020 sein. Wer der Träger des Projektes sein wird, ist aber noch offen, ebenso die genauen Kosten und deren Finanzierung.

Dazu soll das Sozialreferat dem Stadtrat nach Abschluss der Planungen Näheres vorlegen. Heißt es in der Beschlussvorlage für den Stadtrat, die dem Bezirksausschuss (BA) zur Stellungnahme vorgelegt wurde.

Was passiert mit dem Haus mit der roten Fahne?

Das Sozialreferat unterhält bereits eine solche Einrichtung im Lieberweg am Harthof und hat schon 2015 beschlossen, weitere zu schaffen. Seither habe man sich um ein geeignetes Grundstück oder Objekt bemüht, heißt es. "Wir monieren seit längerem diesen Leerstand, weil hier Wohnraum geschaffen werden könnte", sagt die Vorsitzende des BA Schwanthalerhöhe, Sibylle Stöhr (Grüne). "Es gibt Genossenschaften hier im Viertel, wir haben das Mietshäusersyndikat, die in dem Haus schon längst hätten Wohnraum schaffen können."

Dass neue Nutzung nun dieses Sozialprojekt werden soll, komme etwas plötzlich. Der BA stimmte dem Vorhaben trotzdem zu. "Aber wir monieren, dass es kein Konzept, keine Finanzierung und keinen Träger gibt", sagt die BA-Chefin.

Was dem BA außerdem gar nicht gefällt: Das Projekt hängt zusammen mit einem weiteren Objekt im Viertel: Der Tulbeckstraße 4f. Hier befindet sich im Moment noch das Haus mit der roten Fahne, das allerdings mit einer Räumungsklage konfrontiert ist.

Dort sollen, nachdem in der Westendstraße das Haupthaus der Einrichtung entstanden ist, weitere Wohnungen geschaffen und als Dependance angegliedert werden. Die Viertelpolitiker aber wollen, dass das Haus mit der roten Fahne bleibt.

BA-Chefin Stöhr: "Es herrscht Stillstand"

"Das ist nach wie vor die Beschlusslage", sagt Sibylle Stöhr, und so bringt es der BA auch in einer Stellungnahme ans Sozialreferat zum Ausdruck. Stöhr erklärt: Das Haus sei ein soziokulturelles Zentrum für den Stadtteil, das erhalten werden sollte. Anderswo versuche man so etwas mit viel Geld künstlich zu schaffen, sagt sie.

Der Streit um die Einrichtung sei natürlich "eine politische Geschichte", sagt Stöhr, "aber die haben auch ihre Berechtigung - wir sind ein sehr vielfältiges Viertel."

Das Objekt sei davon abgesehen für Wohnungen ungeeignet. "Das ist eine Hinterhofimmobilie, ein Gewerbehof, dunkel und eng", sagt Stöhr. Dort könnte man niemanden "menschenwürdig unterbringen" und wenn, nur sehr wenige Wohnungen schaffen.

Abgesehen von der Diskussion um die einzelnen Objekte: Den jahrelangen Leerstand findet die BA-Chefin im negativen Sinne beispielhaft. "Viele Menschen haben das Gefühl, es geht nichts weiter, es herrscht Stillstand", sagt sie. Das merke man auch in Bürgerversammlungen.

"Es wäre wohl allgemein gut, wenn die GWG diese kleinen Objekte abgibt, sie zum Beispiel Genossenschaften überlässt und sich auf die großen Neubauprojekte konzentriert, die sie gut kann", sagt Stöhr. Am 29. Mai ist das Projekt Thema im Stadtrat.

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