München plant fünften Markt – an Obersendlings hässlichstem Platz

Obersendling - Der Viktualienmarkt mit seinen Ständen, wo das Obst und das Gemüse so viel hübscher aufgebaut sind als im Supermarkt, wo es Pasten und Cremes gibt, Fruchtsäfte und exquisite Käsesorten, ist eine Münchner Attraktion. Und so einen Markt plant das Rathaus ausgerechnet an dem Platz, den die Leser der Abendzeitung vor 15 Jahren zum hässlichsten der ganzen Stadt gewählt haben: dem Ratzingerplatz in Obersendling.
Schon 2016 hat der Stadtrat beschlossen, dass aus der Betonwüste beim U-Bahnhof Aidenbachstraße ein urbanes Quartierszentrum werden soll. Mit Schulen, Geschäften, Wohnungen, Büros, kulturellen und sozialen Angeboten. Die Fläche gehört größtenteils der Stadt. Passiert ist seither trotzdem nichts.
Ratzingerplatz in Obersendling: Einst der hässlichste Platz Münchens
Der Ratzingerplatz ist noch ebenso grau wie damals, als ihn die AZ zum hässlichsten Platz der Stadt kürte. Das Kommunalreferat hofft nun, wenn dort tatsächlich ein neuer Quartiersplatz entsteht, einen festen Markt aufbauen zu können. Der Stadtrat soll am 9. November über die Pläne entscheiden.
Bis jetzt gibt es in München vier feste Märkte. Neben dem am Viktualienmarkt sind da noch der Markt am Elisabethplatz, der Pasinger Viktualienmarkt und der Markt am Wiener Platz. 2020 beauftragte der Stadtrat die Münchner Markthallen damit, nach einem weiteren Standort zu suchen. Nun liegt dazu eine Machbarkeitsstudie vor. Sie kommt laut Kommunalreferat zu dem Ergebnis, dass sich der Ratzingerplatz eignet.
Zwei Varianten wurden demnach untersucht: eine eher offene und kleinteilige Bebauung mit Marktständen – so wie auch am Viktualienmarkt. Und eine eher geschlossene Bebauung mit einer Markthalle.
Neuer Markt in München: Zwei Möglichkeiten sind denkbar
Bei der ersten Variante könnten es zirka 20 frei stehende Marktstände unterschiedlicher Größe geben. In der Mitte könnte eine Promenade für Fußgänger liegen, ein Kopfbau könnte das Ensemble abschließen. Im Obergeschoss könnte eine Gastronomie mit Marktterrasse entstehen.
Bei der anderen Variante würde es nur zwei größere Gebäude geben. Der Markt ist dabei in einer der Hallen untergebracht. Etwa 19 Stände sollen dort Platz haben. Die Fußgängerpassage befände sich im Halleninneren. Im Obergeschoss könnte zum Beispiel eine Marktterrasse mit Gastronomie angeboten werden. Das zweite Gebäude wäre einer "gewerblichen Nutzung" vorbehalten, heißt es vom Kommunalreferat und würde von der Straße erschlossen.
Markt am Ratzingerplatz: Bau beginnt frühestens Ende der 20er Jahre
Bis der Markt tatsächlich steht, dauert es aber noch ein paar Jahre. Vorher gibt es noch viel zu klären: Zuerst muss der Stadtrat am 9. November über die Ideen aus dem Kommunalreferat abstimmen. Dann muss das Planungsreferat ein Bebauungsplanverfahren durchführen. Erst dann können die Markthallen München konkreter planen. Frühestens Ende der 20er Jahre könnte mit dem Bau des neuen Marktes begonnen werden, heißt es seitens des Kommunalreferats.
"Wir hoffen, dass sich die Menschen im Münchner Süden statt des nun verkehrsumtosten 'Nichtplatzes' auf einen neuen Markt am Obersendlinger Ratzingerplatz freuen können", sagt Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU). Am Ratzingerplatz wäre der neue Markt gut erschlossen, glaubt sie außerdem. Dort befindet sich schließlich der U-Bahnhof Aidenbachstraße. Eines Tages soll dort auch die Tram Westtangente halten. "Wir warten gespannt auf das Go des Münchner Stadtrats", sagt Frank.
Auf die Zustimmung der SPD kann sie schon einmal hoffen: Ein Markt am Ratzingerplatz sei grundsätzlich eine gute Idee, sagt deren Sprecherin im Kommunalausschuss Kathrin Abele. "Der Ratzinger Platz ist heute sehr trist und hat eine Belebung für die Menschen in Obersendling dringend nötig", findet sie außerdem.