Schön scheußlich: Der Ratzingerplatz

Für die Sendlinger ist der Ratzingerplatz ein Schandfleck – und nicht der einzige der Stadt: Wo München richtig greislig ist - und wie die AZ und der Verein "Mobil in München“ das ändern wollen.
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Öde Großstadtwüste: Der Ratzingerplatz
Mike Schmalz Öde Großstadtwüste: Der Ratzingerplatz

MÜNCHEN - Für die Sendlinger ist der Ratzingerplatz ein Schandfleck – und nicht der einzige der Stadt: Wo München richtig greislig ist - und wie die AZ und der Verein "Mobil in München“ das ändern wollen.

Der Wind fegt forsch über den Ratzingerplatz, Christian Ude hat Mühe am Mikro. Man hört ihn kaum. Dabei hatte der OB Wichtiges zu verkünden: Münchner Studenten und Unternehmen haben drei ehemalige Studentenbungalows des Olympischen Dorfs auf den Ratzingerplatz gestellt – die Aktion soll die „städtebauliche Entwicklung und Transformation“ darstellen.

Was immer das heißt.

Die Anwohner finden den Platz, der nach dem Generalleutnant Moritz Ratzinger benannt ist, jetzt noch hässlicher – die Aktion hat für sie aber einen großen Vorteil: Endlich ist die ehemalige Tramhaltestelle in Sendling wieder ein Thema. Jahrelang passierte hier nichts. Sogar OB Christian Ude fragt sich: „Wer will denn hier leben?“

Besonders betroffen: die Außenviertel

So wie den Sendlingern geht es tausenden Münchnern. Gerade in den Außenvierteln siechen viele Plätze vor sich hin: brachliegende Bausünden, leere Betonwüsten, verrottet und vergessen – und ganz schön scheußlich.

OB Ude räumt ein: Problemplätze gibt es in München genug. „Wir können aber leider nicht alle auf einmal verschönern. Das kostet Millionen.“ Es ist aber höchste Zeit, meint „Mobil in München“-Chef Michael Haberland: „Der Harras und der Luise-Kiesselbach-Platz sind zwei gute Beispiele. Zum Glück tut sich dort endlich etwas, aber es gibt noch viele weitere, bei denen dringend Handlungsbedarf besteht.“ Warum das so lange dauert, ist ihm nicht klar. „Da fragt man sich: Sind die Politiker so lethargisch?“

Vorrang für den Verkehr

Gute Frage – in den letzten 20 Jahren hat sich jedenfalls wenig getan: 1991 untersuchten Architekten die Münchner Plätze. Ihr Fazit war erschreckend: Viele von ihnen seien "jahrzehntelang mutwillig der Zerstörung“ überlassen worden, heißt es in der Studie. Der Verkehr habe überall Vorrang. U-Bahn oder S-Bahnhöfe böten „nahezu ausnahmslos ein trauriges und ungepflegtes Bild“. Und: Die Stadtplätze seien nur „am Rande und unter Gefahren Bewegungs-, Aufenthalts- und Erlebnisraum für Menschen“. Schlimmer geht’s kaum.

Auch am Ratzingerplatz ist die Situation für die Anwohner seit langem unerträglich. Michael Haberland wohnt seit 20 Jahren hier. Er wünscht sich mehr Grün, einen Kiosk, vielleicht eine zweite Fußgängerampel. „Der Platz ist ein Paradebeispiel dafür, was man aus einem hässlichen Raum machen müsste.“

Konzepte wurden nicht realisiert

Der Chef des Bezirksausschusses Obersendling, Hans Bauer, stimmt Haberland zu. Für ihn ist der Ratzingerplatz ein „Schandfleck“. Dabei stehe seit 2000 ein „fertiges städtebauliches Konzept“ für den Platz bereit. Viele Anwohner hatten sich damals an den Umgestaltungsplänen beteiligt, laut Hans Bauer waren alle für das ursprüngliche Konzept.

Das wurde aber nie realisiert. Jetzt soll die Tram hier wieder wenden. Bäume, Bänke oder gar ein Brunnen stehen nicht auf der Liste. Dafür plant die Stadt ein 30000 Quadratmeter großes Einkaufszentrum. Bezirksausschuss-Chef Hans Bauer stöhnt: „Das macht den Platz bestimmt nicht schöner.“

Thomas Gautier

Die AZ und der Verein „Mobil in München“ wollen das ändern. In den nächsten Wochen stellen wir Ihnen täglich einen von zehn Münchner Plätzen vor, die besonders schlimm aussehen. Sie können bis zum 21. August wählen, es darf gerne auch ein anderer Platz sein, der Sie stört. Mailen Sie uns einfach an lokalesaktion@abendzeitung.de. Die AZ und „Mobil in München“ werden die Ergebnisse der Wahl OB Ude überreichen.

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