München-Pasing: Alte Kuvertfabrik wird Herzstück eines neuen Quartiers - die Pläne der Architekten

Um ein Haar wäre sie abgerissen worden, jetzt wird die alte Kuvertfabrik in Pasing neu genutzt. Jetzt haben die Architekten ihre Pläne vorgestellt. 
von  Eva von Steinburg
Zukünftiger Blick vom Knie: Die renovierte Kupa als Nukleus. Blickfang am 25 Meter hohen Wohnturm (l.) an der Landsberger Straße sind die asymmetrischen Erker.
Zukünftiger Blick vom Knie: Die renovierte Kupa als Nukleus. Blickfang am 25 Meter hohen Wohnturm (l.) an der Landsberger Straße sind die asymmetrischen Erker. © Visualisierung: Grauwald

Pasing - Die Kupa ist das Gebäude, um das sich alles dreht: die alte Kuvertfabrik Pasing. 1906 wurde sie eigentlich als Schokoladenfabrik mit einem prächtigen Jugendstiltreppenhaus und Art-Decó-Fliesen erbaut. Dann ist hier jedoch die Kuvertfabrik eingezogen, in die schönen Adresse: Landsberger Straße 444. In der bekannten "Kupa" produzierte Pasing bis 1992 Briefumschläge aller Art.

Nun wird der Industriebau Herzstück eines neuen Areals im Münchner Westen – zwischen Pasing Arcaden und "Am Knie": Die Fabrik wird zum Bürogebäude mit modernen Co-Workingflächen und Aufzug. Das zugehörige kleine Kesselhaus retten die Architekten als Café.

Kupa: Beinahe-Abriss

Ordentlich heruntergekommen drohte der Kupa vor rund zehn Jahren der Abriss. Bei der Prüfung von außen hatte die Denkschmalschutzbehörde den Industriebau als „nicht erhaltenswert“ eingestuft. Heftige Bürgerproteste von Kulturinteressierten und dem Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing brachten dann doch die Aufnahme in die Münchner Denkmalliste. Künstler, Handwerker und ein Moscheeverein durften das Gebäude bis 2015 nutzen. Dann stand es leer. 2017 kaperten es kurz Aktivisten von „Für Lau Haus“, um gegen Leerstand und Gentrifizierung zu protestieren.

Das renommierte Münchner Architekturbüro Allmann Sattler Wappner (Arcaden, Friends-Türme am Hirschgarten) saniert den besonderen Bau nun behutsam. In der ersten Jahreshälfte 2019 soll es losgehen. Die Architekten erhalten den Münchner Dickputz und die Biberschwanz-Dachziegel. "Sogar den alten Kuvertfabrik-Schriftzug, der heute im Stadtmuseum lagert, möchten wir wieder anbringen", so Architekt Ludwig Wappner.

Am Dienstag hat er das anspruchsvolle Pasinger Projekt der Stadtgestaltungskommission im Rathaus vorgestellt. Denn: Fünf Neubauten mit 175 Wohnungen plant das Büro auf dem mehr als 10.000 Quadratmeter-Areal um die Kupa herum – zwischen Landsberger Straße und Josef-Felder-Straße. Die Wohnungen werden eine Größe zwischen 45 bis 130 Quadratmetern haben, wobei kleinere Wohnflächen zwischen 50 und 80 Quadratmetern überwiegen.

Wohnturm soll 25 Meter hoch werden

Modern, ruhig und "wertig" sollen die Fassaden der neuen Gebäude wirken, das ist den Planern wichtig. Der neue 25 Meter hohe Wohnturm an der Landsberger Straße soll beispielsweise metallisch-hölzerne Fenster erhalten, einen textilen Sonnenschutz und den typischen Münchner Dickputz, der auch die Außenhaut der alten Kupa charakterisiert.

Schallgeschützte Wohnungen mit asymmetrischen Erkern, private Dachgärten, eine Kita, eine Werkstatt für alle, Gemeinschaftsräume mit Küche und Ladenflächen für einen Bio-Markt sind Nähe "Am Knie" vorgesehen.

Die neue Tiefgarage bietet Kellerräume und 200 Plätze für Autos. Dazu Raum fürs Radl, für Lastenfahrräder, Carsharing und mehrere E-Ladestationen.

Über dem Haus G an der Josef-Felder-Straße soll es einen Dachgarten für alle geben – von hier oben werden die neuen Bewohner auf einen langen begrünten Fußweg in ihrem Quartier blicken können: auf die Promenade, ein "Paseo" aus geschliffenen Asphalt – die neue Grünachse zu Arcaden und Pasinger Bahnhof. Die Architekten und Lokalpolitiker der Stadtplanungskommission haben ihr "Go" gegeben für das neue Quartier. Generalkonservator Mathias Pfeil lobt: "Das ist eine schöne Kombination von historischer und moderner Architektur, die so etwas wie Identität schaffen kann. Ich freue mich darüber."

Erst Dorf, dann Stadt, dann einkassiert

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