München-Bogenhausen: Ein Viertel auf Wachstumskurs
München - Bogenhausen ist ein Stadtbezirk mit ganz unterschiedlichen Gesichtern. Der Friedensengel und das Hypo-Haus sind seine Wahrzeichen. Der Prinzregentenplatz oder der alten Bogenhauser Friedhof, auf dem viele berühmte Persönlichkeiten liegen, sind jedem Münchner ein Begriff.
Angefangen hatte alles mit dem Dorf "Pupinhusir", das 768 erstmals urkundlich erwähnt wurde. 1892 wurde das Dorf auf der Isarhöhe nach München eingemeindet, dort entstand ein nobles Villenviertel, das bis heute zusammen mit dem Herzogpark unten an der Isar zu den feinsten und teuersten Adressen der Stadt zählt.

Bogenhausen: Große Wohnanlagen neben kleinen Einfamilienhäusern
Doch: "Zum "13er", wie Bezirksausschussvorsitzende Angelika Pilz-Strasser (Grüne) den Stadtteil nennt, "gehört noch viel mehr: Bogenhausen ist sehr bunt, es gibt ganz unterschiedliche Strukturen." Dazu gehören der Arabellapark mit dem Hypo-Haus und einem eigenen Stadtteilzentrum am Rosenkavalierplatz oder die Parkstadt Bogenhausen mit ihren heutzutage eher niedrigen Hochhäusern.
Aber auch große Wohnanlagen neben kleinen Einfamilien- und Reihenhäusern gehören dazu – wie in Oberföhring, Johanneskirchen, Englschalking, Denning oder Zamdorf, wo der alte Dorfkern noch erhalten geblieben ist.
Widerstand gegen SEM
Am Stadtrand im Nordosten schließlich wird Bogenhausen ganz ländlich und ist dünn besiedelt. Das wird allerdings nicht mehr lange so bleiben, wenn es nach den Plänen der Stadt geht: Zwischen Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen sollen Wohnhäuser, Schulen, Kindergärten und Naherholungsgebiete für bis zu 30.000 Menschen entstehen. Wie viele es letztlich werden und wann genau es losgeht, ist noch unklar. Gegen die Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) hat sich heftiger Widerstand formiert.
Weitere Neubaugebiete entstehen auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Eugen-Kaserne, wo 1.800 Wohnungen gebaut werden und im Zamilapark (300 Wohnungen) sowie an der Eggenfeldener Straße (400 Wohnungen).
Durchschnittsalter in Bogenhausen soll deutlich sinken
Die Stadtplaner rechnen damit, dass die Zahl der Bogenhauser von derzeit rund 87.780 um etwa 30 Prozent bis zum Jahr 2040 anwächst. Gleichzeitig wird das Durchschnittsalter der Bevölkerung deutlich sinken. Noch ist der "13er" mit einem Durchschnittsalter von 43 Jahren ein Stadtbezirk mit prozentual fast den meisten Älteren – nur in Untergiesing-Harlaching (Platz 1) und Thalkirchen-Obersendling-Fürsteried-Forstenried-Solln ist das Durchschnittsalter höher.
Die Verjüngungskur bringen die Zuzügler, die in die Neubauten ziehen werden – vor allem viele Familien. Darunter werden auch viele Ausländer sein. Momentan leben in Bogenhausen noch deutlich weniger als in anderen Vierteln. Das wird sich ändern: Bis 2040 gehen die Stadtplaner von einem Zuwachs um 10,4 Prozent auf 33,7 Prozent aus. Die Quote läge dann leicht über dem bis 2040 prognostizierten München-Durchschnitt (33,5 Prozent). Die Stadtplaner rechnen vor allem mit einer starken Zuwanderung aus EU-Staaten.
Bahntrasse soll nicht mehr durch die Neubaugebiete verlaufen
Angelika Pilz-Strasser sieht die Veränderungen positiv. "Der Nordosten wird auch attraktiv", sagt sie. Besonders wichtig ist ihr, dass die neuen Viertel gut vernetzt und an die Stadt angebunden werden – etwa durch Radschnellwege. Und: "Dass man die Menschen so respektvoll wie möglich mitnimmt und nicht einfach von oben etwas beschließt", sagt sie – und meint die SEM.
Auch ist ihr wichtig, dass die Bahntrasse im Nordosten, auf der auch die S8 fährt, künftig nicht mehr mitten durch die Neubaugebiete verläuft. "Hier fahren täglich mehr als 360 Züge. Die Trasse muss tiefer gelegt werden! Derzeit werden von der Bahn verschiedene Möglichkeiten geprüft." Pilz-Strasser kann sich vieles vorstellen, was über der S-Bahn entstehen könnte: vom Radschnellweg bis hin zu Cafés.
Ein Bauprojekt, das schon deutlich früher das Gesicht von Bogenhausen verändern wird, soll bereits in fünf Jahren stehen: Die Bayerische Versorgungskammer (BVK) plant auf dem früheren Siemens-Gelände an der Richard-Strauss-Straße eine neue Zentrale. Der Siegerentwurf der beiden Büros David Chipperfield Architects und Atelier Loidl Landschaftsarchitekten sieht zwei Bürotürme vor: Der eine ist 60 Meter hoch, der andere fast 100 Meter.
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