München: Absurde Ladenmieten - was bedeutet das für die Stadt?

In Münchens City sind die Ladenmieten hoch und freie Geschäfte kaum zu bekommen. Dafür wird gut verdient. Das lockt viele internationale Ketten in die Stadt.
Sophie Anfang |
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In der Münchner Innenstadt wird eingekauft.
dpa In der Münchner Innenstadt wird eingekauft.

München - Wenn sich in der Weihnachtszeit die gestressten Münchner durch die Innenstadt drängen, mit Tüten bepackt von Laden zu Laden tingeln, dann liegt folgende Schlussfolgerung nahe: Es läuft noch beim Einzelhandel – zumindest beim innerstädtischen. Hier, also in der Fußgängerzone und in den Einkaufsstraßen rundherum (etwa Theatiner- oder Residenzstraße), werden hohe Ladenmieten gezahlt, aber auch hohe Umsätze gemacht.

360 Euro pro Quadratmeter ist die Spitzenmiete in diesem Bereich, hat der Immobiliendienstleister Jones Lang LaSalle (JLL) am Mittwoch berichtet. Damit gehört München zu den teuersten Pflastern im Einzelhandel, lediglich in London, Paris und Mailand werden höhere Ladenmieten aufgerufen.

München: Ladenmieten steigen, Margen sinken

Aber für die Händler rentiert sich das meistens trotzdem, rechnet JLL vor: Auf zehn Jahre gerechnet stiegen in den Münchner Toplagen die Mieten im Schnitt nur um vier Prozent pro Jahr, der Umsatz nahm jedoch um fünf Prozent zu. Das ist in Deutschland die Ausnahme, nur in Frankfurt ist die Situation ähnlich. In Städten wie Berlin oder Hamburg wachsen die Handelsumsätze weniger, als die Ladenmieten steigen. Das bedeutet freilich, dass die Margen sinken.

 

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Läden in München: Kaum freie Flächen

Vom hiesigen Kuchen wollen natürlich vor allem die großen, internationalen Ketten etwas haben. Wie vergangene Woche schon der Maklerverband IVD der AZ sagte, gibt es eine "Warteliste von Filialisten, die nach München" – und zwar in die Innenstadt – wollen. Nur, und das zeigen die Zahlen von JLL, es gibt wenig Angebot. Gerade einmal zwei Prozent der von JLL untersuchten Flächen sind derzeit verfügbar, könnten also von einem Interessenten angemietet werden.

Auf Ladengeschäfte gerechnet sind es fünf Prozent. Die Gesamtzahl der Neuanmietungen ist niedrig, die Geschäfte bleiben in der Regel gleich. Als Ausnahme nennt JLL die Theatiner-, die Kaufingerstraße und Brienner Straße, in der es mehr Fluktuation gab.

 

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Kaum Ladenflächen in München: "Signal der Stabilität"

Die hohen Mieten haben freilich auch eine Kehrseite: Alternative Geschäfte, oder solche, die nicht mehr so viel Laufkundschaft anziehen, scheitern schnell. Im Kern der City bleiben nur diejenigen Läden, in der viele Kunden ihre Einkaufstüten voll machen. Filialen großer Ketten, so hat es der IVD beobachtet, haben deshalb bessere Chancen zu bestehen.

Ob das die Innenstadt abwechslungsreich macht, ist eine andere Frage. Und auch die Großen müssen sich Gedanken machen. Das geringe Angebot an Ladenflächen sei "ein Signal der Stabilität", sagt Dirk Wichner von JLL, schiebt aber hinterher, das gelte nur, "solange die Händler den Finger am Puls der Zeit haben".

Die Konkurrenz aus dem Netz sei groß, deshalb müsse Einkaufen heute mehr sein "als die volle Tüte". Wichtig sei es, so Wichner, dass stationärer und Internethandel miteinander kombiniert werden – und, dass Shopping zu einem Erlebnis werden muss. "Genuss, Aufenthaltsqualität und Entertainment", nennt Wichner hier als Schlagworte. "Das kann online nicht bieten."

Lesen Sie hier: Grüne wollen Mieterhöhung in München begrenzen

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