Mordrausch mit Armbrust: Anschlag auf Nebenbuhler

Ein 40-Jähriger lauert in Obersendling dem neuen Freund seiner Ex-Frau auf und schießt aus wenigen Metern Entfernung auf den 36-Jährigen. Der Pfeil trifft den Hals – und verfehlt die Schlagader knapp.
von  Ralph Hub und Linda Jessen
Mit solch einer Sport-Armbrust hat Viktor S. auf sein Opfer geschossen.
Mit solch einer Sport-Armbrust hat Viktor S. auf sein Opfer geschossen. © imago

Sendling - Wieder hat ein Stalker in München zugeschlagen. Weil ihn seine Frau verlassen hatte, lauerte der 40-Jährige am Dienstag in der Boschetsrieder Straße seinem Nebenbuhler auf. Der 36-jährige Wachmann kommt morgens um 7 Uhr gerade von der Nachtschicht nach Hause. Er will die Tür aufsperren, als neben ihm Viktor S. auftaucht. "Was willst du?", fragt der 36-Jährige.

Im selben Moment legt Viktor S. aus etwa drei Metern Entfernung mit seiner Sportschützen-Armbrust an und drückt ab. Die Spitze des etwa 30 Zentimeter langen Pfeils erwischt den Wachmann am Hals, nur haarscharf neben der Schlagader. "Da ging es um Zentimeter, das war eine hochgefährliche Sache", sagt der stellvertretende Chef der Mordkommission, Herbert Linder.

Der Pfeil trifft die Hauswand. Der 36-Jährige stürzt sich auf den Schützen. Er ist ihm an Kraft und Größe überlegen und kann ihn festhalten. Seine Freundin (39), die den Überfall mitbekommt, ruft die Polizei.

Parallelen zum Stalker-Mord von Giesing

Im Frühjahr hatte Viktor S. seinem verhassten Nebenbuhler schon einmal aufgelauert. Damals ging er mit einer Eisenstange auf ihn los. Daraufhin erließ ein Gericht ein Kontaktverbot. Seit Mai durfte sich Viktor S. seiner Ex oder deren neuem Partner nicht mehr nähern.

Doch Viktor S. stellte ihnen weiter nach. So wie Roland B. (45), der vor rund drei Wochen seine Ex-Freundin in Giesing erstach. Auch er konnte die Trennung nicht verwinden. B. ist seit dem Mord spurlos verschwunden.

Auch Viktor S. sinnt auf Rache, weil ihn seine Frau mit den drei Kindern verlassen hat. Die leben inzwischen bei den Großeltern. Die 39-Jährige hat vor gut einem Jahr die Scheidung beantragt, weil sie der Arbeiter aus der Nähe von Bremen misshandelt hatte. Erst nach der Trennung lernte sie den Wachmann kennen und zog zu ihm nach Obersendling. Doch auch hier war das Paar vor Nachstellungen nicht sicher.

Jetzt aber sitzt Viktor S. in der JVA Stadelheim in U-Haft. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe wegen versuchten Mordes. Am Mittwochabend ging ein Haftbefehl gegen S. ein – versuchter Mord aus "niederen Beweggründen" und Heimtücke.

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