Mit diesem Konzept will die Commerzbank am Max-Weber-Platz überzeugen

Haidhausen - Der Gang zur nächsten Filiale wird immer länger für viele Bankkunden – auch in München. Von 130 Zweigstellen beispielsweise, die die Sparkasse 2009 noch betrieb, sind 58 heuer noch erhalten – darunter allerdings auch neue, größere Beratungscenter. Der Trend geht bankenübergreifend seit Jahren weg von der Filiale und hin zum Onlinebanking, die persönliche Beratung bleibt auf der Strecke.
Die Commerzbank will es anders machen. Mit moderner Ausstattung in den Zweigstellen. Das soll die Kundenbindung fördern. Sie sagen: Onlinebanking steht dem nicht im Weg.
Darum ist der persönliche Kontakt noch wichtig
Die erste runderneuerte Zweigstelle in München wurde jetzt am Max-Weber-Platz eröffnet – besser gesagt: wiedereröffnet. Die Filiale gab es bereits vor der Renovierung. Zudem will die Bank einen Flagship-Store in der Stadt eröffnen, also einen Laden in bester Innenstadtlage, der allen Service bietet.
Investition in den Service vor Ort statt Filialabbau. Die Commerzbank begründet dies mit dem Willen des Kunden. "Wir haben herausgefunden, dass 90 Prozent der Bankkunden eine Filiale vor Ort benötigen", sagt Andreas Ernst, Filialdirektor der Commerzbank am Max-Weber-Platz. Er bezieht sich dabei auf eine Studie des "Sopra Steria Consulting", die besagt, dass für die meisten Kunden ein persönlicher Ansprechpartner vor Ort wichtig ist – trotz und gerade mit Onlinebanking. Der Bankkunde benötige die Filiale vor Ort demnach nicht mehr primär, um Geld abzuheben, Kontoauszüge zu holen und Überweisungen zu tätigen.
Vor allem für Beratungsgespräche zur Geld- und Wertpapieranlage, zur Baufinanzierung, zu Lebensversicherungen und Vermögensberatungen sei der persönliche Kontakt noch immer nicht zu ersetzen. Die einzelnen Standorte bieten aber immer nur einen Teil aller Leistungen an.
Die Commerzbank will mit "Wohnzimmeratmosphäre" überzeugen
Das will die Commerzbank am Max-Weber-Platz künftig in "Wohnzimmeratmosphäre" tun, wie es Ernst ausdrückt. "Die Filialen sollen einladend wirken", sagt der Filialdirektor. "Die Berater haben jetzt einen direkten Kundenkontakt."
Nach dem neuen Stil, der seit zwei Jahren in immer mehr Filialen in Deutschland umgesetzt wird, wirken die Läden wie ein Hochglanzraum in einer Fabrikhalle, ein großstädtischer moderner Loft. Die Wände mit Backsteinen und bei Nacht leuchtender Schrift, die Tische erinnern eher an Tresen in der Kneipe – nur eben neu statt mit Bier verschmutzt – und eine schwere knallgelbe Gittertüre trennt den Beratungsbereich vom Servicebereich, wenn die Filiale geschlossen ist. Auch die Standorte Cosimapark und Bonner Platz, zwei von 40 im Raum München, werden ab 2019 so aussehen – mit offener Gestaltung für mehr Nähe zum Kunden.

Die Commerzbank ist laut eigenen Aussagen erfolgreich mit dem Konzept. Die Ziele bei der Neukundengewinnung seien erreicht. Genaue Zahlen, auch für München, konnte Ernst nicht nennen. Das Ziel der Commerzbank ist es, deutschlandweit das Netz von 1.000 Filialen aufrechtzuerhalten.
Und in München soll sogar ein neuer Ableger eröffnet werden. Laut Ernst am liebsten am Stachus oder in der Kaufingerstraße. Zumindest wäre dann der Fußmarsch zur Bank beim samstäglichen Einkaufsbummel nicht kilometerweit.