Miet-Horror: Stadt räumt das Skandal-Haus
Trudering - Die Bewohner des Kirchtruderinger Skandalhauses stehen unter Schock. Erst hat ihnen monatelang keiner geholfen. Jetzt mussten die Meisten von ihnen Hals über Kopf ausziehen. Dachgeschoss und Keller wurden gestern auf Anordnung der Stadt zwangsgeräumt.
Im Dachgeschoss liegt nur mehr Müll, dazwischen ein paar weggeworfene Kleidungsstücke und Plastiktüten. Im Keller sieht es ähnlich aus. Etwa 30 Menschen haben hier noch bis zum Wochenende unter schier unglaublichen Bedingungen gehaust: Keine Heizung, kein warmes Wasser und Strom nur über provisorisch verlegte Verlängerungskabel.
Montagvormittag rückten Vertreter der Stadt an: Lokalbaukommission, Feuerwehr, Polizei, Sozialreferat, Jugendfürsorge und auch das Referat für Umwelt und Gesundheit. Die Experten sahen sich um. Am Ende stand die Zwangsräumung. Im Dachgeschoss und auch im Keller darf niemand mehr wohnen. Aus Sicherheitsgründen. Im Falle eines Brandes hätte kaum jemand Chancen lebend aus dem Haus zu kommen. „Es besteht akute Gefahr für Leib und Leben der Bewohner“, sagt Thorsten Vogel, Sprecher im Planungsreferat.
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Keller und Dachgeschoss wurden sofort geräumt. Die Zugänge versperrt und versiegelt. Die Stromleitungen sind gekappt.
Viele der Bewohner waren am Morgen zur Arbeit gegangen. Als sie am Nachmittag zurückkamen, standen sie vor verschlossenen Türen. Yanko Angelov: „Das ist eine Katastrophe. Ich bin doch registriert und habe Miete gezahlt - ich soll hier weg und habe keine Ahnung wohin.“
Nur die Mieter im Erdgeschoss und im ersten Stock dürfen bleiben, vorerst jedenfalls. Ivan Dimitrov und seine Frau Anastasia gehören dazu. „Es ist ein Schock für alle. Keiner weiß, wie es weitergeht.“ 600 Euro Miete plus Kaution hat der 28-Jährige bezahlt, der in einem türkischen Imbiss arbeitet. Er hat das Zimmer für sich und seine Frau hergerichtet, Wände gestrichen und Möbel gekauft. In Duisburg hatte er früher eine Drei-Zimmer-Wohnung für 300 Euro.
„Ich habe keine Ahnung, wie es weitergehen soll“, sagt Iwan Dimitrov. Er und seine Frau suchen eine neue Wohnung. „Nach Bulgarien können wir nicht zurück“, sagt Anastasia, „dort gibt es keine Arbeit.“
Rund 40 Erwachsene und 20 Kinder meldeten sich gestern beim Sozialamt. „Sie bekamen eine Unterkunft“, erzählt Aihin T. „aber nur bis Ende des Monats“.
Wie es dann weitergeht, wissen die Menschen nicht.
Das Haus soll Ende des Jahres abgerissen werden. Vermieter Mehmet K. ließ sich gestern kurz blicken. Prompt gab es wieder Streit mit den Mietern. Er sagt, er habe sich nichts zuschulden kommen lassen.
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