Märchenbazar: Urbanes Märchen im Schlachthofviertel in München

Isarvorstadt - Ein kalter Wind weht über das Gelände. Leider bleibt der angekündigte Schnee aus. Gerne hätte ich für die Weihnachtskolumne einen pudergezuckerten Weihnachtsmarkt in einer Winterlandschaft fotografiert, aber das ist eigentlich gar nicht nötig. Das Märchenhafte am "Märchenbazar" in der Tumblingerstraße beginnt schon am Eingang.
An den Backsteinwänden: Graffiti. Dazwischen fantasievoll gestaltete Buden und drei große Zelte, Filmkulissen, Kunstwerke. Eine goldene Kuh über dem Toilettenwagen. Richtige Pommes, aus Kartoffeln geschnitzt, gibt’s und viele weitere Leckereien.
An manchen Ecken kann man sich vorstellen, dass ein großes, löchriges Fass mit Feuer frierende Menschen wärmt. Fast ein bisschen Bronx. Aber so richtig märchenhaft wird’s in den Zelten selbst, allen voran im Märchenzelt. Eine bunte Glitzerwelt. Alles sehr liebevoll mit vielen Details ausgestattet.
Kunterbunter Kosmos in der Dachauer Straße
Ich treffe Julian Hahn, einen der Gründer, und erfahre, dass es den Märchenbazar seit 2015 gibt. Sehr viel Wert wird auf die Auswahl der Händler gelegt. Die Stände müssen passen, Lichtkonzepte werden besprochen. So ist zum Beispiel der Tee- und Kaffee-stand aus dem alten Dachstuhl von zu Hause gebaut. Ziegel, Dachfensterchen, die Dachrinne und ein kleiner Schornstein wurden gerettet. Auf Knopfdruck raucht der Kamin. In der Hütte selbst macht Sarah einen hervorragenden Cappuccino. Schmackhaft auch all die anderen Angebote auf dem Gelände. Es wird Wert auf Qualität gelegt und auf eine vernünftige Preisgestaltung.
Bis zum 30. Dezember ist der Märchenbazar geöffnet
In den Ständen stehen die Betreiber selbst, die sich sehr viel Mühe mit der Auswahl der Produkte geben, zum Teil weit zu den Herstellern fahren, um die richtige Qualität zu bekommen – oder gleich selbst ihre Produkte fertigen. So sind sie eine wunderbare Plattform für kleine Startups, die einfach ausprobieren können, ob das Angedachte am Markt funktioniert.
Das gilt auch für eine Fläche im "Frau Holle Zelt". Dort können Künstler kostenlos ausstellen. Jeweils ein Künstler ist anwesend und verkauft für die anderen mit.
Im "Märchenzelt" gibt’s eine Kinderecke, in der es Bastelstunden oder Kasperltheater gibt – gratis. Genau wie im "Fitcher’s Vogel Zelt" die Bands und Musiker. Finanziert werden die Ausgaben über die Einnahmen aus der Gastronomie.
Mit dieser Philosophie wurde der Markt Stück für Stück aufgebaut. Ein Erlebnis ist es hier allemal, und inzwischen hat es ja auch schon etwas geschneit. Vielleicht wird es ja noch winterlicher: Der Bazar ist bis zum 30. Dezember geöffnet.
In diesem Sinne eine schöne Weihnacht, Ihr Sigi Müller
