Licht am Ende des Tunnels: Sanierung der Paul-Heyse-Unterführung beginnt

Am 18. Januar ist es soweit: Die marode Paul-Heyse-Unterführung wird saniert. Seit Jahren stritten sich Stadt und Deutsche Bahn um die Verantwortlichkeit.
Clara Westhoff |
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Die Paul-Heyse-Unterführung soll aufgehübscht werden.
Die Paul-Heyse-Unterführung soll aufgehübscht werden.

Ludwigsvorstadt - Nach jahrelangen Streitigkeiten scheint ein Ende für "Münchens größten Schandfleck" in Sicht zu sein: Die Paul-Heyse-Unterführung wird ab dem 18. Januar saniert.

Paul-Heyse-Unterführung: Der Schandfleck am Hauptbahnhof

Jahrelang war die 210 Meter lange Röhre vielen Münchnern und Münchnerinnen ein Dorn im Auge – vor allem, wenn sie sie durchqueren mussten. Wenig Licht, reichlich (Tauben-)Dreck und ein allgemein maroder Zustand brachten der Unterführung ihren schlechten Ruf ein. Nun wird sie modernisiert:  Die Stadtwerke werden dort eine 110 kV-Stromtrasse und Rohre für eine künftige Fernwärme- und Fernkältetrasse verlegen. Parallel dazu saniert das Baureferat die Fahrbahn und installiert eine neue Wandverkleidung sowie Beleuchtung.

Teilsperrung der Paul-Heyse-Unterführung bis 2022

Die Sanierung wird laut SWM bis Anfang 2022 andauern. Bereits ab kommendem Montag kommt es zu Einschränkungen im Verkehr: Die Fahrbahn in Richtung Bayerstraße (Weströhre) der Unterführung wird in den kommenden Monaten für den Autoverkehr gesperrt, der Individualverkehr wird über die Mars- und Wredestraße zur Landsberger Straße umgeleitet. Radfahrer können die Unterführung auch während der Bauphase durchqueren, Fußgänger die Oströhre benutzen. 

Chronik des Grauens

Schon vor zehn Jahren berichtete die AZ  von dem desolaten Zustand der Unterführung: Tote Tauben, Obdachlosenlager, verdreckte Gehwege und löchrige Wände machten die Paul-Heyse-Unterführung zu dem was sie war. Die Stahlträger muteten zu dieser Zeit gefährlich durchgerostet an. 2015 forderte die SPD im Rathaus erstmals eine Grundsanierung. Die Stadt solle sich mit dem Eigentümer der Unterführung verständigen - das ist nach wie vor die Deutsche Bahn

Deutsche Bahn: kein Sanierungsbedarf

Rund ein Jahr später antwortete die Bahn in acht Zeilen auf die Forderungen: Der Tunnel würde "voll die Ansprüche für den abzuwickelnden Eisenbahnverkehr" erfüllen, hieß es darin. Planungen für Fugensanierungen seien für die nächsten Jahre geplant. Nach Kernsanierung hörte sich das nicht an. Zumindest die Stadt wollte zu diesem Zeitpunkt aber die Straßenbeleuchtung und den Reinigungsturnus überprüfen. Die Münchner Bundestagsabgeordntete Julia Obermeier (CSU) wollte den Druck auf den Konzern erhöhen, indem sie mehrere Spitzenpolitiker ihrer Partei versammelte und den damaligen Bahn-Chef Rüdiger Grube zum Handeln aufforderte. Oberbürgermeister Reiter betonte zeitgleich, dass die Stadt nicht verantwortlich sei und suchte ebenfalls das Gespräch mit Grube.

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Für 2040 ist ein Neubau der Unterführung geplant

2017 stellte sich nach einem weiteren SPD-Antrag heraus, dass 2011 bereits eine Restnutzungsdauer von 39 Jahren errechnet und einige Instandhaltungsmaßnahmen getroffen worden waren. 2040 steht demnach ein Neubau der Paul-Heyse-Unterführung an. Außerdem gab die Stadt an, bereits zwei Gespräche mit der Deutschen Bahn geführt zu haben. Ein konkretes Konzept des Münchner Baureferats ergab anschließend Sanierungskosten von 6,3 Millionen Euro und jährliche Folgekosten von 95.000 Euro. Die Stadt hoffte lediglich, dass sich die Bahn daran beteiligen würde. 

Der vermeintliche Durchbruch 2018

Als dann 2018 eine Regelung zur Aufteilung der Kosten bekanntgegeben wurde, war die Freude erstmal groß. Es folgte Ernüchterung: Nach einem Jahr ohne Umsetzung des Vorhabens ergab die Antwort auf einen CSU-Antrag, dass das Baureferat keine passende Firma finde. Wiederum ein Jahr später wurde schließlich ein Sanierungsbeginn bekanntgegeben: 2021 - und da befinden wir uns jetzt.

Die Sanierung beginnt - die Verhandlungen gehen weiter

Am 18. Januar starten die Bauarbeiten. Ob die 6,3 Millionen Euro teuren Maßnahmen des Baureferats genügen, um den Ruf der Unterführung wiederherzustellen, ist noch unklar. Die Deutsche Bahn beteiligt sich lediglich an der neuen Wandverkleidung, der genaue Betrag ist nicht bekannt. Die Verhandlungen hierzu sind noch nicht abgeschlossen und werden beeinflussen, wie hoch die Folgekosten werden.

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3 Kommentare
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  • Dimpfe am 23.01.2021 08:41 Uhr / Bewertung:

    Geld scheint ja nicht das Problem zu sein. Vor Wochen hat man den Fahrbahnbelag abgefräst, vermutlich um einen neue Fahrbahndecke aufzubringen. Nun ist gesperrt, die ganze Fahrbahn wird aufgerissen.... Das Fräsen hätte man sich also sparen können.....

  • Hosenband am 15.01.2021 21:37 Uhr / Bewertung:

    Mein Gott, immer dieses Gejammer über die Paul-Heyse. Als wäre das vor 20 Jahren noch ein beliebtes Ziel für Erholungsspaziergänge gewesen, nein, die ganze Welt kam der Unterführung wegen nach München! Waren halt ein paar Kacheln aus der Wand gebrochen, ja, die sollten wieder rein.
    Wirklich wichtig wäre, dort wieder Tramgleise einzubauen, um eine flexible Umfahrung des Hbf zu ermöglichen. Die lagen dort ja seit 100 Jahren, bis sie in den verlorenen Jahrzehnten blinder Autogläubigkeit wider jede Vernunft rausgerissen wurden.

  • Mobilitätsfreund am 16.01.2021 11:01 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Hosenband

    Ja, die Trambahngleise müssen da wieder rein. Schon aus Gründen einer Nord-Süd-Verbinung.
    Nein, es will nicht jeder am Marienplatz und am Hbf umsteigen, wie die SPD und csu behaupten. Viele wollen einfach kürzere ÖPNV Wege haben. Kostet fast nix. Eine U9 und 2. S-Bahntunnel aber 10 Mrd. € ohne großen Mehrwert, ohne Problemlösung, ohne Erschließung von Fahrgastpotential.
    Aber den Tunnel etwas aufzuhübschen schadet auf jeden Fall nicht. Vor allem, wenn man die Stadttauben da raus bringt.

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