Kuh Bavaria - ihr Mahnmal ist weg

Ludwigsvorstadt - Manchmal muss es gar kein Geld kosten, um in München besondere Einblicke zu bekommen. Dann genügt ein Spaziergang – etwa rund um die Wiesn, solange die noch nicht begonnen hat.
Die menschenleere Hackerbrücke etwa in ein Bild, das man in Kürze für mindestens zwei Wochen nicht mehr geboten bekommen wird (dann dürfen nicht mal mehr Autos drüber fahren).
Lohnend ist auch, einmal weiter zu schlendern über den Fußgängersteg über die Bayerstraße Richtung Theresienhöhe, der ab Samstag ganztägig und nächtlich übervölkert sein wird. Der Bauzaun um die Wiesn ist übrigens inzwischen verschwunden und gibt den Blick frei auf den optischen Vorgeschmack.
Wo bald die Dirndl hüpfen werden (und Betrunkene torkeln), sieht man heute noch die Arbeiter bei den letzten Erledigungen.
Mit dem Zaun verschwunden ist auch eine außergewöhnliche Gedenkstätte: Dort, wo am 2. September die im Schlachthof entlaufene Kuh nach einem Angriff auf eine Joggerin und einen Streifenwagen von der Polizei erschossen worden ist, hatte sich ein kleines Meer aus Kerzen, Grablichtern und Blumen gebildet.
Tierschützer und -freunde hatten – gleich am Fuße der Bavaria – Gedenk-Plakate an den Bauzaun gehängt. Das Leben der Kuh, die posthum „Bavaria“ genannt worden war, sei völlig unnütz ausgehaucht worden, stand da zu lesen: „Etwa ein Drittel aller getöteten ,Nutztiere’ landet in Industrienationen wie Deutschland auf dem Müll“, stand dort auf einem Plakat.
Auf den Gehsteig hatte jemand „R.I.P. Bavaria“ gesprüht. Die Stadt hat mit dem Zaun auch dieses Denkmal entfernt, die Aufschrift auf dem Gehsteig ist fort – genau wie die Blumen und die Kerzen.
Am Denkmal für die Opfer des Bombenattentats auf der Wiesn, direkt am Haupteingang, standen zuletzt übrigens keine Kerzen. 1980 waren dort 13 Menschen getötet worden.
Ein Abstecher dorthin kann bei einem Spaziergang nicht schaden – so kurz vor der Wiesn.