Kran-Drama: Wie geht es mit der Familie des Syrers weiter?

Es waren dramatische Stunden: Fast bis Mitternacht harrte ein Asylbewerber auf einem Kran aus, weil er seine Frau und seine Kinder nach Deutschland holen wollte. Inzwischen ist der Syrer wieder auf sicherem Boden. Doch die Zukunft der Familie ist weiter ungewiss.
München – Ein Asylbewerber, der stundenlang auf einem Kran in München ausgeharrt hat, ist nach seiner Festnahme in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht worden. Der Syrer war am Montagmorgen auf den Kran geklettert und hatte immer wieder damit gedroht, sich in die Tiefe zu stürzen, falls seine Familie nicht nach Deutschland nachkommen dürfe. Kurz vor Mitternacht war es einem Sondereinsatzkommando schließlich gelungen, sich dem 31-Jährigen im Schutz der Dunkelheit zu nähern und ihn herunterzuholen. Der Mann habe sich gewehrt, sei aber unverletzt, berichtete die Polizei am Dienstag. Er müsse nun mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen, etwa wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte oder Nötigung.
Was den Mann zu der verzweifelten Aktion bewegte, war am Dienstag noch unklar. Der Syrer war in einer Asylunterkunft in München in Berlin hatte bestätigt, dass die Familie bei der Deutschen Botschaft in Kairo Visa für die Ausreise nach Deutschland beantragt hat. Zu den Erfolgsaussichten der Anträge machte es allerdings keine Angaben.
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Der Bayerische Flüchtlingsrat sprach am Dienstag von einer ausweglosen Lage für die Familie. „Kaum zu glauben, dass der Mann jetzt mit Strafanzeigen überzogen werden soll und von Erpressung gesprochen wird“, heißt es in einer Mitteilung des Flüchtlingsrates. Für Menschen aus Syrien gebe es nach derzeitiger Rechtslage keine legale Möglichkeit, nach Deutschland zu reisen. „Visa werden derzeit kaum ausgestellt“, kritisierte der Flüchtlingsrat. Selbst wenn sich die Familie in Deutschland verpflichte, alle Kosten des Aufenthaltes zu tragen, werde ein Visum in der Regel abgelehnt, weil der Rückkehrwille der eingeladenen Personen angezweifelt werde. Es sei Aufgabe von Innenminister Joachim Herrmann (CSU), die Aufnahme dieser Menschen zu erleichtern und entsprechende Schritte einzuleiten.
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Der Asylbewerber hatte ein Großaufgebot von Rettungskräften und Polizei an der Baustelle im Münchner Süden fast 17 Stunden lang in Atem gehalten. Auch Anwohner verfolgten das Geschehen. Allerdings hatten viele kein Verständnis. Sätze wie „Soll er doch hupfen (springen)“ gehörten noch zu den harmlosen Äußerungen.
Ein Psychologe und ein Dolmetscher versuchten unterdessen, den Mann zum Aufgeben zu überreden. Auch Wasser und Essen lehnte er ab - trotz sommerlicher Hitze von 30 Grad. Stattdessen spazierte er auf dem Ausleger des Krans hin und her und drohte, sich in die Tiefe zu stürzen, sollte sich jemand nähern. Außerdem ritzte er sich mit einer Rasierklinge. Gegen Abend ging er zum Führerstand des Kranfahrers, wo er sich erst aufs Dach setzte. Die Beamten am Boden verfolgten ihn unterdessen mit Nachtsichtgeräten. Nachdem sich der Syrer in die Krankabine zurückgezogen hatte, kletterten SEK-Beamte den Kran nach oben und überrumpelten ihn dort.