Keine Sanierung, weil Mädchenschule? Revolte am Sophie-Scholl-Gymnasium

Der Elternbeirat des Sophie-Scholl-Gymnasiums wirft der Stadt Blockade vor – und startet eine Petition: "Saniert endlich die Bio-, Physik- und Chemiesäle!"
Eva von Steinburg
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Sie protestieren (v.l.): Gabriele Zeiler-Hilgart, Fee Gramann, David Aurelio, Sabine Fastert, Sabine Klaus, Nana Nadolny, Michaele Klinski, Beate Hornung, Irfan Budak.
Sie protestieren (v.l.): Gabriele Zeiler-Hilgart, Fee Gramann, David Aurelio, Sabine Fastert, Sabine Klaus, Nana Nadolny, Michaele Klinski, Beate Hornung, Irfan Budak. © Bernd Wackerbauer

Schwabing - Den Eltern der Schülerinnen reicht es. Sie haben eine Online-Petition gestartet. In keiner anderen Münchner Schule seien die Bio-, Chemie- und Physiklehrsäle so alt wie am Sophie-Scholl-Gymnasium in Schwabing, heißt es in dem Petitionstext. "Wir fordern Gleichstellung! Die Schülerinnen sind klar benachteiligt", so Sabine Klaus, Vorsitzende des Elternbeirats.

Eltern wenden sich an die Gleichstellungsstelle der Stadt

In den Sälen von 1961 gibt es aufgeplatzte Linoleumböden, kein Sicherheitsglas an den Schränken, Wasser- und Gasanschlüsse an Einzel-Plätzen fehlen. In diesem altmodischen Ambiente kann nicht jede Schülerin bei praktischen Chemie- und Physikversuchen experimentieren - wie beispielsweise am benachbarten Willi-Graf-Gymnasium.

Sanierungsbedürftig: der aufgeplatzte Linoleumboden.
Sanierungsbedürftig: der aufgeplatzte Linoleumboden. © privat

"Es drängt sich der Gedanke auf, dass eine Sanierung für unsere Schule nie durchgeführt werden sollte, weil wir ein Mädchengymnasium sind. Und Mädchen bräuchten keine modernen Naturwissenschaftssäle", spekuliert Elternvertreterin Sabine Klaus. Deswegen hat sie sich an die Gleichstellungsstelle der Stadt München gewandt, die Unterstützung zugesagt habe.

An den Münchner Stadtrat, OB Dieter Reiter (SPD) und Stadtschulrat Florian Kraus (Grüne) richtete sich die Online-Petition des Elternbeirats: "Saniert die mehr als 60 Jahre alten Fachlehrsäle des Sophie-Scholl-Gymnasiums".

Der Stadt werfen die Eltern eine "Blockade" der dringend nötigen Sanierung vor. Seit zwölf Jahren kämpfen verschiedene Schulleitungen und wechselnde Elternbeiräte schon für die Modernisierung. Hintergrund für das Zögern der Stadt: Die Schule aus den 60er Jahren soll abgerissen werden.

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Die Eltern sind gegen den geplanten Abriss der Schule 

Auf AZ-Nachfrage erklärt das Referat für Bildung und Sport, dass ihm sehr daran gelegen ist, dass das Gymnasium "in naher Zukunft eine zeitgemäße Ausstattung erhält".

Die Förderung von Mädchen sei ein zentrales Anliegen des Referats. Eine Sanierung der Säle wäre aber wegen der Neubauplanung unwirtschaftlich: "Die Kosten einer Sanierung light würden rund drei Millionen Euro betragen. Der geplante Neubau wird selbstverständlich mit Fachlehrsälen nach aktuellem Standard umgesetzt", so Andreas Haas, Sprecher des Bildungsreferats.

Die Eltern sind gegen den Abriss der Schule. Für sofort fordern sie Container mit einer Einrichtung für naturwissenschaftliche Versuche. Sabine Klaus: "So etwas gibt es. Das wäre eine gute Übergangsoption, damit unsere Mädchen in den Naturwissenschaften den Anschluss behalten."

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17 Kommentare
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  • Wickie712 am 28.07.2022 22:58 Uhr / Bewertung:

    Bei dem Artikel fiel mir nur Art. 131 BV ein. Mal in Ruhe genießen

    Art. 131
    (1) Die Schulen sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden.
    (2) Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft, Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne und Verantwortungsbewußtsein für Natur und Umwelt.
    (3) Die Schüler sind im Geiste der Demokratie, in der Liebe zur bayerischen Heimat und zum deutschen Volk und im Sinne der Völkerversöhnung zu erziehen.
    (4) Die Mädchen und Buben sind außerdem in der Säuglingspflege, Kindererziehung und Hauswirtschaft besonders zu unterweisen.

  • Lausbub86 am 28.07.2022 22:39 Uhr / Bewertung:

    Eine tolle Initiative, die meine Unterstützung hat! An dieser Situation muss sich dringend schnell etwas ändern, die Stadt muss jetzt in die Zukunft von Mädchen investieren. Bravo!!

  • MaxlH am 28.07.2022 14:41 Uhr / Bewertung:

    Nun gut. Da wird halt viel Asbest und PCB in dem Gebäude stecken. So eine Gifthütte kann man kaum sanieren, im laufenden Betrieb natürlich doppelt nicht. Die Kinder und Lehrer können dort aber sicher solange noch unbeschwert lernen und arbeiten.
    Zum Glück hat man die Karl-Theodor-Straße dort wenigstens schon schön dick ausgebaut, 4-streifig und mit vielen Parkplätzen, 1970, damit die Määääädels alle toll in die Schule kommen - mit dem Auto?? Fantastische Stadtplanung!!

    Aber jetzt lasst uns erst mal den Tunnel in Milbertshofen bauen... die Schulen können solange warten.
    Wichtig ist erst mal, dass alte Menschen noch mit dem Blechkübel (zu) BMW fahren. Keiner braucht Schulen in dieser Stadt - die CSU beantragt Parkplätze im Tal. Volle Zustimmung von der FDP!

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